Begabungsförderung, die jedes einzelne Kind bei der Entwicklung seines persönlichen Potenzials unterstützt, ist ein zentrales Anliegen der Bildungspolitik. Ein mehrdimensionaler und dynamischer Begabungsbegriff meint das Gesamtpotenzial eines Menschen, das sich in lebenslanger Wechselwirkung zwischen den individuellen Anlagen, der Selbstgestaltungsfähigkeit der Person und deren Umwelt entwickelt. Ein solches Konzept ermöglicht es der Lehrerin bzw. dem Lehrer, die Heterogenität im Klassenzimmer als Bereicherung wahrzunehmen und gezielt mit den Stärken der Kinder zu arbeiten um Teilleistungsschwächen zu überwinden. Der in der Grundschulpraxis oft vernachlässigte Unterrichtsgegenstand Bildnerische Erziehung kann einen wertvollen Beitrag zur Begabungsentfaltung leisten. Bildnerisches Gestalten schult nicht nur bedeutende Wahrnehmungsbereiche, Fantasie und Kreativität, sondern auch Persönlichkeitsmerkmale wie Motivation, Ausdauer, Konzentrationsfähigkeit sowie kognitive und soziale Kompetenzen. Gerade in der mediatisierten und urbanisierten Lebenswelt der heute aufwachsenden Kinder, die wenig Spielraum lässt für primäre Sinneserfahrungen und schöpferische Eigentätigkeit, ist ästhetische Bildung im Sinne eines ganzheitlichen Lernens durch bildnerisches Wahrnehmen und Gestalten unverzichtbarer Bestandteil der Allgemeinbildung.