Auf internationalen Zusammenkünften grüßten ihn viele mit "Mr. Folklore of Germany" - Lutz Röhrich, dessen Arbeiten zur Erzähl-, Lied- und Redensartenforschung ihn zu einem Wissenschaftler von Weltruf werden ließen. Früh gelang es ihm, die vom Nationalsozialismus beschwerte deutschsprachige Erzählforschung wieder zu internationalisieren. In Mainz und als Freiburger Ordinarius, der hier zugleich das Deutsche Volksliedarchiv leitete, begeisterte er Generationen von Schülerinnen und Schülern für die Volkskunde, die später ihrerseits das Fach prägten, wie es ihm ebenso gelang, auch breitere Kreise mit seinen Schriften anzusprechen. Zu einer Art "Hausbuch" avancierte denn auch Röhrichs "Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten". Dieser Band versammelt anekdotische Erinnerungen an Kolleginnen, Kollegen und Weggefährten, die der im hohen Alter erblindete Gelehrte nur für den engeren Freundeskreis diktieren wollte. Kurz vor seinem Tode äußerte Lutz Röhrich jedoch intuitiv den Wunsch, dass seine vignettenartigen Erzählungen trotz ihres fragmentarischen Charakters erscheinen sollten. Mit vielfachen Anspielungen, die den Leser schmunzeln lassen, dokumentieren die "Begegnungen" die subjektive Sicht eines der Folkloristik nahestehenden leidenschaftlichen Volkskundlers auf die Fachentwicklung. Erzählend veranschaulicht Röhrich, wie fruchtbar neues Wissen im Dialog, in der gelebten Freundschaft mit anderen, geschaffen werden kann. Um die Lektüre zu erleichtern, wurden Erläuterungen hinzugefügt und die erwähnten Personen des weit gespannten Netzwerkes mit Kurzbiographien versehen. Beeindruckend ist das Schriftenverzeichnis, das nun Röhrichs gesamtes publizistisches Werk einschließlich entlegener Beiträge und seine Leistung als Autor ethnographischer Filme erfasst.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Lutz Röhrich, der Ende Dezember 2006 verstorbene ehemalige Ordinarius des Freiburger Instituts für Volkskunde, erinnert sich anWeggefährten [...]. Der im hohen Alter erblindete große, international renommierte Erzählforscher wurde selbst zum Erzähler, indem er seine Gedanken per Diktat kommunizierte. Sympathisches Ergebnis: Memoiren, die keineswegs um ihren Autor kreisen. Der mündliche Stil ist nicht wegretuschiert, Röhrichs ureigener Tonfall hat Wiedererkennungswert. In 38 kurzen Kapiteln werden die Leistungen der Kollegen eingeordnet und neidlos anerkannt. Albumblätter zur Geschichte einer Geisteswissenschaft, die inzwischen Selbstverständnis und Namen geändert hat. [...] Der Humor kommt natürlich nicht zu kurz, und prüde geht es auch nicht zu - der Band ist eben ein typischer Röhrich. - Christine Adam in: Badische Zeitung vom 3. November 2017