Jede Biographie ist von Begegnungen mit anderen bestimmt, die einen geprägt, gefordert, gefördert oder in Abgrenzung gebracht haben. Der Historiker Julius H. Schoeps geht in diesem Buch seinen Begegnungen mit ganz unterschiedlichen Menschen nach, mit Ignatz Bubis und Heinz Galinski, Schalom Ben-Chorin, mit Daniel Goldhagen, Philipp Auerbach, Marianne Awerbuch, Uri Avnery und anderen. Jeder von ihnen steht für ein Kapitel, für ein Moment der deutsch-jüdischen Geschichte nach 1945, für die gescheiterte Rückkehr nach Deutschland, den Aufbau von Strukturen jüdischen Lebens in diesem Land, die Erforschung der Shoah, den christlich-jüdischen Dialog, die Beziehungen zwischen Israel und Deutschland. Jede dieser Begegnungen wirft ein Schlaglicht auf Wechselfälle, Episoden, Konflikte, auf Veränderungen, auf Wendungen zum Guten wie Schlechten im Zusammenleben von Juden und Deutschen in den letzten sechs Jahrzehnten, von damals bis heute.
Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Klaus Hillenbrand lernt in den Porträts von Julius H. Schoeps Menschen kennen, die dem Autor begegnet sind und die auf je individuelle Weise um das Verhältnis zwischen Deutschen und Juden gerungen haben, Uri Avnery etwa oder der Springer-Journalist Ernst J. Cramer. Das Buch versammelt laut Hillenbrand nicht einfach 20 Intellektuellen-Biografien, sondern bildet einen Querschnitt durch das Spektrum an Möglichkeiten, als Jude nach der Schoah in Deutschland zu leben oder eben nicht. Dass der Autor seine Zeitgenossen und ihr Verhalten nicht immer wohlwollend beurteilt (wie im Fall Ignatz Bubis), stößt dem Rezensenten zwar bitter auf, doch erkennt er darin den stolzen deutschen, den preußischen Juden.
© Perlentaucher Medien GmbH
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