Wer Winkler liest, wird Winklers Sprachlust nicht vergessen. Sie entzündet sich an Leben und Sterben im heimatlichen Kamering, am Gewimmel italienischer Märkte - an der Turbulenz zwischen den Scheiterhaufen im indischen Varanasi. Aber auch an Büchern, Gemälden und Skulpturen kann sie sich entzünden, wie diese Sammlung zeigt. Und manchmal kommt es zu einer Selbstentzündung, die Sprachlust fängt einfach so an zu brennen - wenn der Autor aus Traum und Tag zusammenkehrt, was zu besingen ist. Dann entsteht ein Text wie »Specter of the Gardenia«: »Auf die Stimme der weißen Kreide / Auf die Wasseroberfläche des Tintenkleckses (...) / Auf die Unterseite einer gespaltenen Leguanzunge am Bug des sinkenden Schiffes und auf die Meerestiefe meines Tintenfasses - königsblau SCHREIB ICH DEINEN NAMEN ...«
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Rezensent Nicolas Freund hält Josef Winklers Sprache für besonders lebendig, auch wenn sie oft vom Tod erzählt. Zu begutachten ist das in der neuen Sammlung mit Nachworten, Reden und Auftragsarbeiten von Winkler, in der Freund auf die bekannnte Auseinandersetzung des Autors mit seiner Kärntner Heimat trifft, aber nicht nur. Dass Heimat mehr ist als der Geburtsort, lernt Freund, wenn er Winkler anhand der Texte auf seinen Lektüren und Reisen begleitet, mit Hans Henny Jahnn oder Alfred Kubin, nach New York oder Klagenfurt. Winklers Stilvielfalt, sein unverzagtes Suchen nach Gerechtigkeit und Schönheit scheinen den Rezensenten mit Glück zu erfüllen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Begib dich auf die Reise umfasst also den ganzen Winkler ...« Uwe Schütte Wiener Zeitung 20201122