Fünf Jahre ist es her, dass Jakob Walter den Ausbruch aus seinem Leben wagen wollte. Zwei Tage später war er wieder zurück, und auch wenn er noch immer nicht wusste, was er eigentlich in Bern verloren hatte, er hatte immerhin eine sichere Anstellung: in der Steuerverwaltung. Und da war ja auch noch Edith, seine Frau. Die ihn nun nach zehn Jahren verlassen hat. Damit er nicht alleine zurückbleibt, geht er selbst auch, packt seinen Rucksack, wirft die Schlüssel in den Postkasten und - und weiter? Er macht sich auf den Weg, aber was sucht er? Haben es die anderen denn gefunden: Jonas zum Beispiel, der seine Arbeitslosigkeit zum Beruf macht, oder Natalia, die ein Hotel erbt, in dem es nur eine Toilette gibt? Aber hey, er hat immerhin einen Weggefährten - und er hat den mitfühlendsten, verständigsten und aufmerksamsten Begleiter wohl in Lorenz Langenegger selbst, der seinen Helden am Ende in Griechenland stranden lässt. Dort weiß man freilich erst recht nicht, ob man jetzt am Ende angekommen ist oder wieder am Anfang steht, wo noch einmal alles möglich ist.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
In seinem vorigen Roman hatte Lorenz Langenegger die Ehefrau eines Angestellten "bescheidenen Zuschnitts" für ein Wochenende in den Urlaub geschickt, was dem Protagonisten eine unverhoffte Reise ins Tessin ermöglichte, einen Ausbruch aus seiner gewohnten Berner Umgebung, erinnert sich Ulrich Rüdenauer. In seinem neuen Roman "Bei 30 Grad im Schatten" treibt Langenegger das gleiche Spiel ein wenig weiter, verrät der Rezensent: Trennung statt Urlaub, Griechenland statt Tessin, nachhaltige Existenzkrise statt einfachen Unbehagens am Alltag. Nur ist die Reise in die Fremde meist eine Suche nach sich selbst, erklärt Rüdenauer, und wenn einem nicht gefällt, was man findet, hilft auch keine Mittelmeersonne mehr. Und so wird aus dem biederen Jedermann ein "haltloser, ängstlicher Zeitgenosse", der sich nach der beruhigten Beschaulichkeit zurücksehnt, fasst der Rezensent zusammen. Leider macht sich das Abklingen der Abenteuerlust beim Protagonisten allzu schnell bemerkbar, bedauert Rüdenauer, so dass er beim Lesen von einer gleichartigen Lethargie erfasst wurde.
© Perlentaucher Medien GmbH
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