»Zurück zur Natur«: Begeisterte sich der Künstler 1906 für das »Landleben«?Wie damals viele Intellektuelle in ganz Europa begeistern sich um 1900 auch die Larssons für das Landleben. Der schwedische Maler (1853-1919) schildert in seinem zuerst 1906 erschienenen »Künstlerbuch«, wie er 1897 einen kleinen Bauernhof in Sundborn bei Falun in der Provinz Dalarna kauft. In Text und Bild führt er mit Künstlerblick durch den Jahreslauf auf dem Lande.Dabei wird die schwere Arbeit, die damals jahraus jahrein von einem bäuerlichen Betrieb zu leisten war, von Carl Larsson selbstverständlich verklärt dargestellt. Der Staub in der Scheune beim Dreschen oder Worfeln wird ebenso zu einem unwiderstehlichen malerischen Motiv wie die klare Winterluft beim Torfstechen oder die Geselligkeit, welche die Mägde trotz der anstrengenden Arbeit der Kartoffel-Lese abgewinnen. Doch der ehemalige Sozialist Larsson rechnet anscheinend im Jahr 4 nach dem Generalstreik in Schweden damit, dass seine Leser sich bewusst sind, welch schönem Schein sie sich in diesen Bildern hingeben können. Es ist nicht zuletzt die vieldeutig-poetische Seite seiner Kunst, die noch heute Kinder und Erwachsene an Larsson begeistert.Das Buch hatte der Verleger Karl Otto Bonnier bei Larsson 'bestellt', und diesen Auftrag erfüllt der Künstler teils mit poetisch-begeistertem Schwung, teils mit zarter Ironie. Den Zug zurück zur Natur hatte Larsson zwar von seinen bäuerlichen Vorfahren geerbt. Doch reflektiert der Künstler mit seinem Text in seinem typischen Plauderton auch Tendenzen der Zeit wie Technik-Skepsis, das Bedürfnis nach Umwertung bürgerlicher Werte und die Suche nach neuen Zielen. Kommt uns das heute, 2020, bekannt vor?Das originelle Buch, in Temperament und Formwille ein Zeitdokument, wird hier textlich ungekürzt, mit allen 24 Aquarellen, allen 34 Zeichnungen und Vignetten sowie den originalen farbigen Vor- und Nachsatzblättern vorgelegt. Damit unterscheidet es sich von anderen Ausgaben, die teilweise Larssons Text durch einen neuen Kinderbuch-Text ersetzten (»Unser Hof«).