Im Umgang mit Schuld in der kulturellen Öffentlichkeit der Gegenwart steht die Gesellschaft zwischen zwei Alternativen: den gängigen Strategien der Schuldverdrängung und der Schuldabschiebung (Sündenbockjagd) zum einen oder einer völligen Schuldvergebung zum anderen. Vor dem Hintergrund des medialen Umgangs mit der Frage der Schuld und im Kontext der Kulturtheorie von René Girard, in der der Sündenbockmechanismus als kulturkonstituierender Faktor gesehen wird, stellt sich die Frage nach der Bedeutung der Schuldvergebung und dem Stellenwert des Bußsakramentes. Dieses, so scheint es, ist der Ort, an dem die Erfahrung der Schuldvergebung gemacht werden kann. Doch gerade im Kontext der Beichte und der Buße gibt es auch die kirchenrechtlich verbürgte Strategie der Bestrafung. Wie soll nun die Strafe im sakramentalen Vorgang, bei dem es um Vergebung und Versöhnung geht, verstanden werden? Durch das Nachzeichnen der Ansätze der Dramatischen Theologie und des kanonischen Kirchenrechts wird hier ein Versuch gemacht, das Dilemma der Vermittlung zwischen Vergebung und Strafe zu finden.