Elf beeindruckende Erzählungen über Frauen in Grenzsituationen. Leseempfehlung!
In elf sehr beeindruckenden Erzählungen bringt uns die Autorin Lebensgeschichten – oder Momente – ihrer Protagonistinnen näher. Erlebnisse, die man durchaus als einen Gang an einer scharfen Kante interpretieren kann.
Es sind einschneidende, oftmals düstere Momente, die wenig Licht durchlassen, Erfahrungen an der…mehrElf beeindruckende Erzählungen über Frauen in Grenzsituationen. Leseempfehlung!
In elf sehr beeindruckenden Erzählungen bringt uns die Autorin Lebensgeschichten – oder Momente – ihrer Protagonistinnen näher. Erlebnisse, die man durchaus als einen Gang an einer scharfen Kante interpretieren kann. Es sind einschneidende, oftmals düstere Momente, die wenig Licht durchlassen, Erfahrungen an der Kippe zwischen Sein und Nichtsein. Letzteres bevorzugt. Gnadenlos wird damit umgegangen – wie das Leben selbst.
Die Schilderungen sind klar und deutlich, nur manchmal leicht mysteriös vernebelt. Und jede einzelne Erzählung lässt uns mit einem Katalog an Fragen zurück, allen voran: wie hätte ich in der Situation reagiert.
So arbeiten zum Beispiel Mia und Martin in der Schweiz hart in ihrem Bistro, um sich ihren Alterssitz auf Zypern leisten zu können. Der Traum scheint Wirklichkeit zu werden, der Tag des Loslassens rückt näher und näher. Mit viel Gefühl wird das Setting der beiden erzählt, und dann …
oder die Story von Fausta als Sachbearbeiterin, die Förderanträge von Autor*innen samt deren Manuskripte entgegennimmt, und auf etwas Unglaubliches stößt - sehr einfühlsam erzählt.
Natürlich darf auch ein Dauerbrenner unseres gesellschaftlichen Alltages nicht fehlen: Sexismus und Übergriffigkeiten im Berufsleben.
S.75: „Na Kleine, du musst dich halt von ihm fernhalten. Und ich solle Schluss mit der provokanten Kleidung machen. Solche Signale verstehe Odo als Freibrief, das müsse mir schon klar sein.“
Am eindrücklichsten fand ich die Geschichte um die ehemalige KZ-Aufseherin Hermine Braunsteiner. Eine brutale Frau, die sich Zeit ihres Lebens im Recht und immer als Opfer sah. Diese Erzählung zeigt das wahre Können der Autorin, so stark war der Sog in die Zeilen (trotz all der geschilderten Brutalität).
Auch die anderen Geschichte strotzen vor brillanten Sätzen und Kritik an unserer Gesellschaft.
S.209: „Das einzig Klare war, dass das Patriarchat niemals freiwillig oder gar unblutig seine Macht niederlegen würde. Und darum drehte sich jetzt wieder alles, daran krankte alles, jeder Konflikt, jede Diktatur, jeder Krieg.“
Ganz große Leseempfehlung für diese starken Erzählungen!