Die preisgekrönte norwegische Autorin Linn Skåber hat Teenager zu ihrem Leben befragt: Wie fühlt man sich heute als junger Mensch? Was ist das Beste an dieser Zeit zwischen Kindheit und Erwachsensein - und was das Schlimmste? Wovor hast du Angst, was macht dich froh? Wie siehst du deine Eltern? Und was ist dein größter Traum?
Aus diesen Interviews ist eine beeindruckende Sammlung von authentischen, literarischen Monologen geworden, in denen die wunderbar-schreckliche Zeit der Pubertät auf eindringliche und tief berührende Weise eingefangen wird.
Illustriert von Lisa Aisato.
Aus diesen Interviews ist eine beeindruckende Sammlung von authentischen, literarischen Monologen geworden, in denen die wunderbar-schreckliche Zeit der Pubertät auf eindringliche und tief berührende Weise eingefangen wird.
Illustriert von Lisa Aisato.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 09.10.2020Ich bin wie ein Reihenhaus
Jugendliche in der Pubertät: Sie erzählen ihre Geschichten im Park, im Café und im Hafen
Die Pubertät markiert das nahende Ende der Kindheit. Der eigene Körper, Gefühle und Beziehungen befinden sich im Wandel, im Kopf herrscht Chaos und das Leben erscheint Jugendlichen wie eine „Ummöbilierungsaktion“. So beschreibt es die norwegische Autorin Linn Skåber in „Being Young. Uns gehört die Welt“, einer Sammlung von Monologen, die das Lebensgefühl junger Menschen einfangen.
Die Jahre zwischen 14 und 18 bestehen nicht nur aus Action, Liebe, Spaß, Albernheit. Da ist Stian, der von einem Leben im späteren Beruf träumt, der sich nach Muskeln an den Armen und der Aufmerksamkeit von Mädchen sehnt. Oder Jens, der für seine Emilie der Romeo sein will, wenn sie ihm nur ein einziges Mal hinterherschauen würde. Als Vorlage für die insgesamt
32 Buchkapitel dienten die Eindrücke und Erzählungen norwegischer Jugendlicher, die Skåber besuchte und mit denen sie im Park, im Café und im Hafen über diesen wichtigen Lebensabschnitt sprach.
„Ich bin wie ein Reihenhaus“, so umschreibt die Autorin die Gefühlswelt von Jugendlichen. In den Ecken liegen alte Koffer, gefüllt mit Kindheitserinnerungen und Spielzeug, das nicht mehr benutzt wird. Stattdessen werden Likes von Freunden aus Kindertagen auf Instagram verfolgt, buschige Augenbrauen und Mitesser kritisch beobachtet. „Wer bin ich? Wer will ich sein?“, wird immer wieder gefragt.
Die Geschichtensammlung ist so abwechslungsreich, wie man sich die Gefühlslage und die alltägliche Stimmung von Jugendlichen vorstellen kann: humorvoll, nachdenklich, einsam, rosarot und chaotisch. Gleichaltrige werden sich dabei in so manchen Charakteren wiederfinden, Erwachsene können an vergangene Zeiten erinnern und die Lebenslage der eigenen Teenager durchleben. Nur etwas Fantasie und Kreativität ist beim Lesen gefragt, um die Gedankenwelten der Jugendlichen in die eigene Realität zu übertragen. Auswege aus diesen ungewöhnlichen Zeiten nennt die Schriftstellerin nicht: „Die jungen Leute haben genug Fantasie, um ihre eigenen Lösungen zu finden, wenn sie das überhaupt wollen.“
Skaber hat der deutschen Ausgabe ihres Buches im Frühling 2020 ein weiteres Kapitel hinzugefügt, in dem Jugendliche über die Zeit während des Lockdowns gesprochen haben. Eine Zeit, in der die eigenen vier Wände noch näher rückten und der Drang nach der Freiheit auf den Straßen manchmal nicht auszuhalten schien. Linn Skåber dokumentiert auf einfühlsame, ehrliche und beinahe poetische Weise die Zeit des Erwachsenwerdens. Die Illustrationen der norwegischen Künstlerin Lisa Aisato fassen die Worte in Bildsprache und zeigen mal mutige und selbstsichere, mal einsame, verunsicherte Heranwachsende. Aisato, die schon Maja Lundes „Schneemädchen“ illustrierte und 2019 den norwegischen Buchhändlerpreis erhielt, hat den Zeichnungen märchenhafte Elemente verliehen. Hörner wachsen an den Schläfen, Salamischeiben fliegen durch die Luft und kleine Trolle krallen sich am Hinterkopf eines schüchternen Mädchens fest. In kräftigen Tönen schafft sie Bilder, die beeindrucken.
Skåber, die als Schauspielerin und Comedian in Norwegen arbeitet, gibt den Sorgen und Ängsten von Jugendlichen eine Bühne und ermutigt gleichzeitig zu Selbstvertrauen: „Du bist der Lokführer. Du kannst fahren, wie du willst, schnell oder langsam. In die Welt hinaus. Du entscheidest und suchst dir die Gleise aus.“ Denn Träume von der Arbeit als Meeresschützer, vom Traumberuf Pilot oder vom Modeln müssen keine Träume bleiben, sondern können wahr werden. (ab 14 Jahre)
SUSAN JOERGES
Linn Skåber: Being Young. Uns gehört die Welt. Mit Illustrationen von Lisa Aisato. Aus dem Norwegischen von Gabriele Haefs. Rowohlt Verlag 2020. 256 Seiten, 24 Euro.
Illustration aus Linn Skåber:
Being Young.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Jugendliche in der Pubertät: Sie erzählen ihre Geschichten im Park, im Café und im Hafen
Die Pubertät markiert das nahende Ende der Kindheit. Der eigene Körper, Gefühle und Beziehungen befinden sich im Wandel, im Kopf herrscht Chaos und das Leben erscheint Jugendlichen wie eine „Ummöbilierungsaktion“. So beschreibt es die norwegische Autorin Linn Skåber in „Being Young. Uns gehört die Welt“, einer Sammlung von Monologen, die das Lebensgefühl junger Menschen einfangen.
Die Jahre zwischen 14 und 18 bestehen nicht nur aus Action, Liebe, Spaß, Albernheit. Da ist Stian, der von einem Leben im späteren Beruf träumt, der sich nach Muskeln an den Armen und der Aufmerksamkeit von Mädchen sehnt. Oder Jens, der für seine Emilie der Romeo sein will, wenn sie ihm nur ein einziges Mal hinterherschauen würde. Als Vorlage für die insgesamt
32 Buchkapitel dienten die Eindrücke und Erzählungen norwegischer Jugendlicher, die Skåber besuchte und mit denen sie im Park, im Café und im Hafen über diesen wichtigen Lebensabschnitt sprach.
„Ich bin wie ein Reihenhaus“, so umschreibt die Autorin die Gefühlswelt von Jugendlichen. In den Ecken liegen alte Koffer, gefüllt mit Kindheitserinnerungen und Spielzeug, das nicht mehr benutzt wird. Stattdessen werden Likes von Freunden aus Kindertagen auf Instagram verfolgt, buschige Augenbrauen und Mitesser kritisch beobachtet. „Wer bin ich? Wer will ich sein?“, wird immer wieder gefragt.
Die Geschichtensammlung ist so abwechslungsreich, wie man sich die Gefühlslage und die alltägliche Stimmung von Jugendlichen vorstellen kann: humorvoll, nachdenklich, einsam, rosarot und chaotisch. Gleichaltrige werden sich dabei in so manchen Charakteren wiederfinden, Erwachsene können an vergangene Zeiten erinnern und die Lebenslage der eigenen Teenager durchleben. Nur etwas Fantasie und Kreativität ist beim Lesen gefragt, um die Gedankenwelten der Jugendlichen in die eigene Realität zu übertragen. Auswege aus diesen ungewöhnlichen Zeiten nennt die Schriftstellerin nicht: „Die jungen Leute haben genug Fantasie, um ihre eigenen Lösungen zu finden, wenn sie das überhaupt wollen.“
Skaber hat der deutschen Ausgabe ihres Buches im Frühling 2020 ein weiteres Kapitel hinzugefügt, in dem Jugendliche über die Zeit während des Lockdowns gesprochen haben. Eine Zeit, in der die eigenen vier Wände noch näher rückten und der Drang nach der Freiheit auf den Straßen manchmal nicht auszuhalten schien. Linn Skåber dokumentiert auf einfühlsame, ehrliche und beinahe poetische Weise die Zeit des Erwachsenwerdens. Die Illustrationen der norwegischen Künstlerin Lisa Aisato fassen die Worte in Bildsprache und zeigen mal mutige und selbstsichere, mal einsame, verunsicherte Heranwachsende. Aisato, die schon Maja Lundes „Schneemädchen“ illustrierte und 2019 den norwegischen Buchhändlerpreis erhielt, hat den Zeichnungen märchenhafte Elemente verliehen. Hörner wachsen an den Schläfen, Salamischeiben fliegen durch die Luft und kleine Trolle krallen sich am Hinterkopf eines schüchternen Mädchens fest. In kräftigen Tönen schafft sie Bilder, die beeindrucken.
Skåber, die als Schauspielerin und Comedian in Norwegen arbeitet, gibt den Sorgen und Ängsten von Jugendlichen eine Bühne und ermutigt gleichzeitig zu Selbstvertrauen: „Du bist der Lokführer. Du kannst fahren, wie du willst, schnell oder langsam. In die Welt hinaus. Du entscheidest und suchst dir die Gleise aus.“ Denn Träume von der Arbeit als Meeresschützer, vom Traumberuf Pilot oder vom Modeln müssen keine Träume bleiben, sondern können wahr werden. (ab 14 Jahre)
SUSAN JOERGES
Linn Skåber: Being Young. Uns gehört die Welt. Mit Illustrationen von Lisa Aisato. Aus dem Norwegischen von Gabriele Haefs. Rowohlt Verlag 2020. 256 Seiten, 24 Euro.
Illustration aus Linn Skåber:
Being Young.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Lins Skåber liefert mit ihrer auf Interviews basierenden Zusammenstellung von Monologen norwegischer Jugendlicher ein facettenreiches Porträt des Erwachsenwerdens, meint Rezensentin Susan Jörges. In der "beinahe poetischen" Darstellung von Ängsten und Wünschen ganz verschiedener Persönlichkeiten in dieser bewegten Zeit können sich jugendliche Leser wiederfinden und Eltern ihre pubertierenden Kinder besser verstehen lernen, so Jörges. Auch die zum Teil "märchenhaft" anmutenden Illustrationen von Lisa Aisato gefallen der Rezensentin gut.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
Skåber hat daraus kleine, kunstvolle Monologe gestrickt, die von den beeindruckenden Illustrationen Lisa Aisatos begleitet werden. (...) Man kommt der Jugend wirklich nah - oder die sich selbst (...). Ein Glücksfall von einem Buch! Die Zeit 20201015
Es ist lange her, dass mich ein Buch so begeistert und mitgerissen hat. Es ist eines dieser Bücher, das Eltern, Großeltern und Jugendliche lesen sollten. dialog 55 - Mitteilungen der Deutsch-Norwegischen Gesellschaft e.V. Bonn 20210713