Spannend und facettenreich beschreibt die Autorin den mentalen Wandel und die sich verändernde Praxis weiblicher Geburtshilfe im kulturhistorischen Vergleich vom 16. bis zum beginnenden 20. Jahrhundert. Im Unterschied zu bisherigen Untersuchungen zur Berufs- und Institutionsgeschichte der Geburtshilfe in den Städten, Hebammenlehranstalten und Gebärhäusern wird hier erstmals der Praxis von Landhebammen in der dörflichen Lebenswelt aus der Sicht von Frauen nachgespürt. Lebensgeschichten von Dorfhebammen, Zeugnisse ihres Wirkens, Konflikte um das Hebammenwahlrecht und die Medikalisierung des Gebärens eröffnen dabei eine historisch-anthropologische Spurensuche nach bis heute wirksamen Veränderungen in der weiblichen Geburtshilfe und Kultur, die gleichermaßen politisch-rechtliche Partizipation, medizinischen Diskurs und sozialen Wandel einbezieht.Unveränderter Nachdruck
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Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension
Erstaunt äußert sich Dorion Weickmann darüber, wie spannend die Geschichte von Hebammen und Geburt hier dargestellt wird. Er zählt zahlreiche erstaunliche Erkenntnisse auf, die ihm dieses Buch vermittelt hat. Seinen Schwerpunkt legt er dabei auf die sich über die Jahrhunderte abzeichnende Entmachtung der Hebammen, die ihre Rolle als erfahrene Geburtshelferinnen, aber auch als diskrete Vertrauenspersonen, nach und nach an Ärzte und mangelhaft qualifizierte Geburtshelferinnen abgeben mussten. Diesen Prozess und auch die damit verbundenen Machtkämpfe zeichnet die Autorin seiner Ansicht nach sehr "anschaulich" nach. Bedauerlich findet Weickmann jedoch, dass Labouvie jedoch letztlich nicht genug darauf eingeht, wieso der Widerstand bei den Hebammen selbst, jedoch auch bei der weiblichen Bevölkerung gegen diese Entmachtung nach der Wende zum 20. Jahrhundert nachgelassen hat. Einen schwachen Punkt macht er darüber hinaus in Labouvies Bemühungen aus, möglichst viele Details zu berücksichtigen. Dabei unterlaufen ihr, so Weickmann, die "typischen Fehler einer Pionierarbeit": Sie verheddert sich da, wo sie sich auf das Wesentliche hätte konzentrieren müssen. Dennoch, er empfiehlt das Buch ausdrücklich, nicht zuletzt, weil es auch eine "Forschungslücke" füllt, die bisher wenig berücksichtigt wurde.
© Perlentaucher Medien GmbH
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