Aufsätze zur Wirtschaftsgeschichte, Werk und Wirken der "Exoten" unter den Theoretikern
Theorien einst und jetzt. Welche bahnbrechenden Wirtschaftstheorien haben Xenophon, Jacques Savary, Bruno Hildebrand, Ibn Khaldun oder Miura Baien entwickelt? Die Festschrift enthält 39 Aufsätze Schefolds über Werke der Nationalökonomie aus Europa, Amerika, Russland, Nah- und Fernost - vom Altertum über die Epoche des Merkantilismus und Kameralismus, der Neoklassik, der jüngeren und älteren Historischen Schule sowie der Moderne bis ins 20. Jahrhundert.
Theorien einst und jetzt. Welche bahnbrechenden Wirtschaftstheorien haben Xenophon, Jacques Savary, Bruno Hildebrand, Ibn Khaldun oder Miura Baien entwickelt? Die Festschrift enthält 39 Aufsätze Schefolds über Werke der Nationalökonomie aus Europa, Amerika, Russland, Nah- und Fernost - vom Altertum über die Epoche des Merkantilismus und Kameralismus, der Neoklassik, der jüngeren und älteren Historischen Schule sowie der Moderne bis ins 20. Jahrhundert.
"monumentaler Sammelband; eindrückliche Orientierungshilfe..." (NZZ)
"Schefold gelingt die Verknüpfung von geistesgeschichtlichen Strömungen mit ökonomischen Sachverstand... Süddeutsche Zeitung Ohne Zweifel ist dies ein facettenreiches Buch. Für den, der sein Interesse daran wecken möchte, ist es ebenso empfehlenswert wie für den, der seine Kenntnisse vertiefen möchte." (FAZ)
"Insgesamt ermöglicht der Sammelband eine zuverlässige und profunde Orientierung innerhalb der ökonomischen Dogmengeschichte und regt zum Weiterlesen an." (bundesarbeitsblatt)
"Schefold gelingt die Verknüpfung von geistesgeschichtlichen Strömungen mit ökonomischen Sachverstand... Süddeutsche Zeitung Ohne Zweifel ist dies ein facettenreiches Buch. Für den, der sein Interesse daran wecken möchte, ist es ebenso empfehlenswert wie für den, der seine Kenntnisse vertiefen möchte." (FAZ)
"Insgesamt ermöglicht der Sammelband eine zuverlässige und profunde Orientierung innerhalb der ökonomischen Dogmengeschichte und regt zum Weiterlesen an." (bundesarbeitsblatt)
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Detmar Doering lobt, was Betram Schefold in diesem Buch leiste, sei "schon so etwas wie eine Kulturgeschichte der Ökonomie". Außerdem besteche es durch seinen "undogmatischen Charakter" - weshalb der Rezensent den Titel auch etwas unglücklich gewählt findet. Jedenfalls aber erweise sich der Verdacht als unbegründet, so Doering, dass es sich hier womöglich um ein bloßes "Recyclingprodukt" handeln könnte. Die hier versammelten Beiträge, so erfährt man, sind nämlich ursprünglich in den Kommentarbänden erschienen, die den Prachtbänden der vor anderthalb Jahren abgeschlossenen Reihe "Klassiker der Nationalökonomie" beigelegt waren. Doch auch wenn dieses Buch eine "vollständig durchkonzipierte Ökonomiegeschichte" freilich nicht ersetzen könnte, so sei es, so Doering abschließend, dennoch ebenso empfehlenswert für jeden, der sein Interesse dafür wecken wie für jeden, der seine Kenntnisse auf diesem Gebiet vertiefen wolle.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 17.04.2004Wirtschaftsbuch
Die vergessenen Ökonomen
Der aus Spanien stammende Philosoph George Santayana schrieb einmal, dass der, der sich an Vergangenheit nicht erinnert, dazu verdammt ist, sie zu wiederholen. Auf die Politik ist dieser Satz gut übertragbar. So mancher Fehler, besonders bei Entscheidungen über Wirtschaftspolitik, wiederholt sich dennoch. In der Ökonomie hilft da die Dogmengeschichte der Vergangenheit, also die Erinnerung an Ökonomen und an ökonomische Theorien. Bertram Schefolds Dogmengeschichte zeigt die Wurzeln der unterschiedlichen Strömungen der Ökonomie auf. Letztlich sind jene Wirtschaftssysteme entstanden, die wir als Marktwirtschaft und Planwirtschaft bezeichnen. Und eins steht fest: Das Buch hilft dabei, die Leser an Fehler der Vergangenheit, besonders den Glauben an staatliche Planung, zu erinnern.
Kaum ein anderer Ökonom ist besser geeignet als Schefold, die Entwicklung der Nationalökonomie anhand ausgewählter Wissenschaftler und deren Werken darzulegen. Ein Buch über Dogmengeschichte kann nie vollständig sein. In 39 Aufsätzen führt Schefold den Leser vom Klassischen Altertum über Mittelalter und Scholastik hin zum Merkantilismus. Von dort zeichnet er den Weg zur Neoklassik, zur alten und jungen Historischen Schule bis zur Moderne. Am Ende des Buches steht die Ökonomie anderer Kulturkreise. Wer ein Buch über Platon, Thomas von Aquin, Adam Smith, David Ricardo, John M. Keynes oder John Nash erwartet, mag enttäuscht sein. Aber die Zusammenstellung ist bewusst gewählt: „Zur Auswahl kamen vor allem Autoren aus Epochen, die in den gängigen dogmenhistorischen Übersichten unterrepräsentiert sind oder sogar ganz fehlen.” Schefold stellt Ökonomen vor, die der vorgebildete Leser nicht unbedingt als klassisch für eine dogmengeschichtliche Darstellung erachten würde. Aber gerade das macht den Reiz dieses Buches aus: Wer kennt schon Xenophon (Altertum), Leonardus Lessius (Mittelalter) oder William Petty (Merkantilismus) als Ökonomen? Der Autor widmet sich zwar auch bekannten Ökonomen, wie etwa William Stanley Jevons, Eugen von Böhm-Barwerk oder Irving Fisher (Neoklassik), aber eben nicht ausschließlich.
Schefold beginnt sein Buch mit Xenophons „Oikonomikus”. Er räumt ein, dass es als ungewöhnlich erscheinen mag, eine Hauswirtschaftslehre als Klassiker der Nationalökonomie zu bezeichnen. Der Haushalt wird üblicherweise nur als eine Seite im Austausch betrachtet. Aber Staatswirtschaft war in ihrem Ursprung Haushaltswirtschaft, und so geht die moderne Wirtschaftswissenschaft letztlich auf die Hauswirtschaftslehre zurück. Hier zeigt sich, wie wichtig es ist, sich auch mit weniger bekannten „Ökonomen” zu befassen.
Schefold gelingt die Verknüpfung von geistesgeschichtlichen Strömungen mit ökonomischem Sachverstand. Sehr deutlich wird dies im Aufsatz über Sir James Steuart „Die Verbindung von Theorie, Geschichte und Politik”. Der Merkantilist Steuart wurde zwar neun Jahre nach Erscheinen seiner „Untersuchung über die Prinzipien der Wirtschaft” von Adam Smith mit dessen „Wohlstand der Nationen” 1776 geradezu niedergemacht. Aber der „schottische Patriot” (Schefold) hatte noch vor Friedrich List Ideen für einen Schutzzoll entwickelt und machte Schottland zeitweise zum Zentrum des europäischen Geisteslebens.
Gerade Aufsätze wie der über „Das Selbstverständnis der chinesischen Wirtschaft”, in dem der Autor bis vor Christus zurückgeht, oder über den arabischen Denker Ibn Khaldun und dessen sozioökonomische Synthese bilden das Besondere dieses Buches.
Indira Gurbaxani
Bertram Schefold: Beiträge zur ökonomischen Dogmengeschichte, ausgewählt und herausgegeben von Volker Caspari, Verlag Wirtschaft und Finanzen, Düsseldorf 2003, 617 Seiten, 99,95 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
Die vergessenen Ökonomen
Der aus Spanien stammende Philosoph George Santayana schrieb einmal, dass der, der sich an Vergangenheit nicht erinnert, dazu verdammt ist, sie zu wiederholen. Auf die Politik ist dieser Satz gut übertragbar. So mancher Fehler, besonders bei Entscheidungen über Wirtschaftspolitik, wiederholt sich dennoch. In der Ökonomie hilft da die Dogmengeschichte der Vergangenheit, also die Erinnerung an Ökonomen und an ökonomische Theorien. Bertram Schefolds Dogmengeschichte zeigt die Wurzeln der unterschiedlichen Strömungen der Ökonomie auf. Letztlich sind jene Wirtschaftssysteme entstanden, die wir als Marktwirtschaft und Planwirtschaft bezeichnen. Und eins steht fest: Das Buch hilft dabei, die Leser an Fehler der Vergangenheit, besonders den Glauben an staatliche Planung, zu erinnern.
Kaum ein anderer Ökonom ist besser geeignet als Schefold, die Entwicklung der Nationalökonomie anhand ausgewählter Wissenschaftler und deren Werken darzulegen. Ein Buch über Dogmengeschichte kann nie vollständig sein. In 39 Aufsätzen führt Schefold den Leser vom Klassischen Altertum über Mittelalter und Scholastik hin zum Merkantilismus. Von dort zeichnet er den Weg zur Neoklassik, zur alten und jungen Historischen Schule bis zur Moderne. Am Ende des Buches steht die Ökonomie anderer Kulturkreise. Wer ein Buch über Platon, Thomas von Aquin, Adam Smith, David Ricardo, John M. Keynes oder John Nash erwartet, mag enttäuscht sein. Aber die Zusammenstellung ist bewusst gewählt: „Zur Auswahl kamen vor allem Autoren aus Epochen, die in den gängigen dogmenhistorischen Übersichten unterrepräsentiert sind oder sogar ganz fehlen.” Schefold stellt Ökonomen vor, die der vorgebildete Leser nicht unbedingt als klassisch für eine dogmengeschichtliche Darstellung erachten würde. Aber gerade das macht den Reiz dieses Buches aus: Wer kennt schon Xenophon (Altertum), Leonardus Lessius (Mittelalter) oder William Petty (Merkantilismus) als Ökonomen? Der Autor widmet sich zwar auch bekannten Ökonomen, wie etwa William Stanley Jevons, Eugen von Böhm-Barwerk oder Irving Fisher (Neoklassik), aber eben nicht ausschließlich.
Schefold beginnt sein Buch mit Xenophons „Oikonomikus”. Er räumt ein, dass es als ungewöhnlich erscheinen mag, eine Hauswirtschaftslehre als Klassiker der Nationalökonomie zu bezeichnen. Der Haushalt wird üblicherweise nur als eine Seite im Austausch betrachtet. Aber Staatswirtschaft war in ihrem Ursprung Haushaltswirtschaft, und so geht die moderne Wirtschaftswissenschaft letztlich auf die Hauswirtschaftslehre zurück. Hier zeigt sich, wie wichtig es ist, sich auch mit weniger bekannten „Ökonomen” zu befassen.
Schefold gelingt die Verknüpfung von geistesgeschichtlichen Strömungen mit ökonomischem Sachverstand. Sehr deutlich wird dies im Aufsatz über Sir James Steuart „Die Verbindung von Theorie, Geschichte und Politik”. Der Merkantilist Steuart wurde zwar neun Jahre nach Erscheinen seiner „Untersuchung über die Prinzipien der Wirtschaft” von Adam Smith mit dessen „Wohlstand der Nationen” 1776 geradezu niedergemacht. Aber der „schottische Patriot” (Schefold) hatte noch vor Friedrich List Ideen für einen Schutzzoll entwickelt und machte Schottland zeitweise zum Zentrum des europäischen Geisteslebens.
Gerade Aufsätze wie der über „Das Selbstverständnis der chinesischen Wirtschaft”, in dem der Autor bis vor Christus zurückgeht, oder über den arabischen Denker Ibn Khaldun und dessen sozioökonomische Synthese bilden das Besondere dieses Buches.
Indira Gurbaxani
Bertram Schefold: Beiträge zur ökonomischen Dogmengeschichte, ausgewählt und herausgegeben von Volker Caspari, Verlag Wirtschaft und Finanzen, Düsseldorf 2003, 617 Seiten, 99,95 Euro.
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Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 03.05.2004Kulturgeschichte der Ökonomie
Gesammelte Aufsätze von Bertram Schefold
Bertram Schefold: Beiträge zur ökonomischen Dogmengeschichte. Herausgegeben von Volker Caspari, Verlag Wirtschaft und Finanzen, Düsseldorf 2004, 617 Seiten, 99,95 Euro.
Die Erforschung der eigenen ideengeschichtlichen Herkunft fristet in der Ökonomenzunft - obgleich in den vergangenen Jahren einige Verbesserungen zu bemerken waren - ein Schattendasein. Zu den Wissenschaftlern, die sich dieser Vernachlässigung seit längerem entgegenstellen, gehört Bertram Schefold. Zu seinen Errungenschaften in der Dogmengeschichte gehört die Herausgabe der vor anderthalb Jahren abgeschlossenen Reihe "Klassiker der Nationalökonomie", in der die wichtigsten Bücher der Ökonomie in luxuriös ausgestatteten Faksimiles der Erstauflagen einem interessierten Publikum zugänglich gemacht wurden. Die Freude, einen wahren Prachtband von Adam Smith, John Stuart Mill, William Stanley Jevons oder Friedrich August von Hayek in den Händen zu halten, ließ den Leser bisweilen fast übersehen, daß jedem Buch stets ein kleiner Kommentarband (Vademecum) beigelegt war, in dem Experten über Inhalt und Hintergrund des jeweiligen Werkes informierten.
Schefold steuerte regelmäßig auch selbst einen Kommentar dazu bei. In dem Buch "Beiträge zur ökonomischen Dogmengeschichte" sind diese Kommentare gesammelt. Dies könnte den Verdacht aufkommen lassen, daß es sich um ein bloßes Recyclingprodukt handelte - ohne inneren Zusammenhang und von geringem Nutzen für den Leser. Der Verdacht erweist sich indes als unbegründet. Schefolds Aufsätze in den Kommentarbänden haben sich selten den "technischen" Aspekten des jeweils vorgestellten OEuvres gewidmet, darum kümmerten sich andere. Sie sollten vielmehr einen kulturhistorischen und biographischen Hintergrund liefern, vor dem das Werk erst verständlich wird. Der bereits im Titel verwendete Begriff der Dogmengeschichte wirkt fast unglücklich, denn Schefolds Ansatz besticht gerade durch seinen - im alltagssprachlichen Sinne des Wortes - undogmatischen Charakter. Auf jeden Fall ist das, was der Verfasser in seinem Buch leistet, schon so etwas wie eine Kulturgeschichte der Ökonomie. Erst diese auf den Kontext bezogene Darstellung ermöglicht schließlich die Erkenntnis dessen, was bei einem Ökonomieklassiker bleibend über diesen Kontext hinausweist.
Ohne Zweifel ist dies ein facettenreiches Buch. Man erfährt zum Beispiel etwas über die Werke des deutschen Ökonomen Bruno Hildebrand, seine Kritik an Karl Marx und den Kontext der Revolution von 1848. Man erfährt auch etwas über das Erwachsen der Ökonomie aus der Hauswirtschaftslehre bei Xenophon und über die Gebundenheit der Ökonomie an die Moralphilosophie, von der sie sich als Einzelwissenschaft erst im Gefolge von Adam Smith emanzipierte. Man erfährt viel über die Ökonomie in außereuropäischen Kulturen - beispielsweise über den schon in vorchristlicher Zeit stattfindenden Beginn der chinesischen Ökonomie während der Debatte über das Salzmonopol. Und man erfährt etwas über die Agrarökonomie des um 1930 von Stalins Schergen ermordeten Alexander Tschajanow. Nebenbei bemerkt: Die mutige Einordnung von Rußland als "außereuropäisch" wirkt erfrischend angesichts der Metaphysik, welche die gegenwärtige Politikdebatte über Europas Grenzen kennzeichnet. Eine vollständig durchkonzipierte Ökonomiegeschichte kann das Buch zwar nicht ersetzen. Für den, der sein Interesse daran wecken möchte, ist es indes ebenso empfehlenswert wie für den, der seine Kenntnisse vertiefen möchte.
DETMAR DOERING
Liberales Institut der Friedrich-Naumann-Stiftung, Potsdam
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Gesammelte Aufsätze von Bertram Schefold
Bertram Schefold: Beiträge zur ökonomischen Dogmengeschichte. Herausgegeben von Volker Caspari, Verlag Wirtschaft und Finanzen, Düsseldorf 2004, 617 Seiten, 99,95 Euro.
Die Erforschung der eigenen ideengeschichtlichen Herkunft fristet in der Ökonomenzunft - obgleich in den vergangenen Jahren einige Verbesserungen zu bemerken waren - ein Schattendasein. Zu den Wissenschaftlern, die sich dieser Vernachlässigung seit längerem entgegenstellen, gehört Bertram Schefold. Zu seinen Errungenschaften in der Dogmengeschichte gehört die Herausgabe der vor anderthalb Jahren abgeschlossenen Reihe "Klassiker der Nationalökonomie", in der die wichtigsten Bücher der Ökonomie in luxuriös ausgestatteten Faksimiles der Erstauflagen einem interessierten Publikum zugänglich gemacht wurden. Die Freude, einen wahren Prachtband von Adam Smith, John Stuart Mill, William Stanley Jevons oder Friedrich August von Hayek in den Händen zu halten, ließ den Leser bisweilen fast übersehen, daß jedem Buch stets ein kleiner Kommentarband (Vademecum) beigelegt war, in dem Experten über Inhalt und Hintergrund des jeweiligen Werkes informierten.
Schefold steuerte regelmäßig auch selbst einen Kommentar dazu bei. In dem Buch "Beiträge zur ökonomischen Dogmengeschichte" sind diese Kommentare gesammelt. Dies könnte den Verdacht aufkommen lassen, daß es sich um ein bloßes Recyclingprodukt handelte - ohne inneren Zusammenhang und von geringem Nutzen für den Leser. Der Verdacht erweist sich indes als unbegründet. Schefolds Aufsätze in den Kommentarbänden haben sich selten den "technischen" Aspekten des jeweils vorgestellten OEuvres gewidmet, darum kümmerten sich andere. Sie sollten vielmehr einen kulturhistorischen und biographischen Hintergrund liefern, vor dem das Werk erst verständlich wird. Der bereits im Titel verwendete Begriff der Dogmengeschichte wirkt fast unglücklich, denn Schefolds Ansatz besticht gerade durch seinen - im alltagssprachlichen Sinne des Wortes - undogmatischen Charakter. Auf jeden Fall ist das, was der Verfasser in seinem Buch leistet, schon so etwas wie eine Kulturgeschichte der Ökonomie. Erst diese auf den Kontext bezogene Darstellung ermöglicht schließlich die Erkenntnis dessen, was bei einem Ökonomieklassiker bleibend über diesen Kontext hinausweist.
Ohne Zweifel ist dies ein facettenreiches Buch. Man erfährt zum Beispiel etwas über die Werke des deutschen Ökonomen Bruno Hildebrand, seine Kritik an Karl Marx und den Kontext der Revolution von 1848. Man erfährt auch etwas über das Erwachsen der Ökonomie aus der Hauswirtschaftslehre bei Xenophon und über die Gebundenheit der Ökonomie an die Moralphilosophie, von der sie sich als Einzelwissenschaft erst im Gefolge von Adam Smith emanzipierte. Man erfährt viel über die Ökonomie in außereuropäischen Kulturen - beispielsweise über den schon in vorchristlicher Zeit stattfindenden Beginn der chinesischen Ökonomie während der Debatte über das Salzmonopol. Und man erfährt etwas über die Agrarökonomie des um 1930 von Stalins Schergen ermordeten Alexander Tschajanow. Nebenbei bemerkt: Die mutige Einordnung von Rußland als "außereuropäisch" wirkt erfrischend angesichts der Metaphysik, welche die gegenwärtige Politikdebatte über Europas Grenzen kennzeichnet. Eine vollständig durchkonzipierte Ökonomiegeschichte kann das Buch zwar nicht ersetzen. Für den, der sein Interesse daran wecken möchte, ist es indes ebenso empfehlenswert wie für den, der seine Kenntnisse vertiefen möchte.
DETMAR DOERING
Liberales Institut der Friedrich-Naumann-Stiftung, Potsdam
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main