Warum verhandelt die Europäische Union seit dem Jahr 2005 mit der Türkei über eine Vollmitgliedschaft? Ist diese Entscheidung rational zu begründen, oder kommen andere Wirkmechanismen ins Spiel? Der Autor analysiert die Argumente der türkischen Spitzenpolitiker und weist ihnen eine geschickte Verhandlungstaktik nach: Die Türkei kompensiert ihre mangelnde materielle Verhandlungsmacht und erhöht ihre Legitimität als potentielles EU-Mitglied durch den strategischen Einsatz normativer Argumente. Diese Taktik ist erfolgreich und führt sukzessive zu einem "Rhetorical Entrapment" maßgeblicher Entscheidungsträger der Europäischen Union - die EU sitzt in der Falle. Bestimmte Muster beitrittskritischer Argumentation werden im Laufe der Debatte als unvereinbar mit den liberalen Werten und Normen der EU angesehen und verstummen im öffentlichen Raum. Der Beitrittsautomatismus hat längst begonnen.