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Produktdetails
  • Manesse Bibliothek der Weltliteratur
  • Verlag: MANESSE
  • Seitenzahl: 889
  • Deutsch
  • Abmessung: 155mm
  • Gewicht: 395g
  • ISBN-13: 9783717520665
  • ISBN-10: 3717520660
  • Artikelnr.: 13252755
Autorenporträt
Ippolito Nievo (1831-1861) ist neben Alessandro Manzoni der bedeutendste italienische Romancier des 19. Jahrhunderts. An der Seite Garibaldis eng in den Unabhängigkeitskampf seiner Heimat eingebunden, fand Nievo nach der ruhmreichen Befreiung Siziliens bei einem Schiffbruch den frühen Tod.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.08.2005

Ich wollte meine Zeit nicht damit vertun, dem Oberhaus die Beine langzuziehen
Vom Freiheitsdrang berauscht, von Alltagsbegebenheiten fasziniert: Ippolito Nievos großer Roman "Bekenntnisse eines Italieners" entwirft ein Panorama Italiens im neunzehnten Jahrhundert

Wie bei vielen großen Romanen des neunzehnten Jahrhunderts verbinden sich auch in dem bekanntesten Werk des Italieners Ippolito Nievo zwei Hauptthemen: ein Panorama der Zeit und eine Liebesgeschichte. Das Buch erzählt zugleich von der Erringung der territorialen Einheit Italiens und dem konfliktreichen Verhältnis des fiktiven Protagonisten Carlo Altoviti ("Carlino") mit seiner Cousine Pisana, einer so launischen wie transgressiven Frau, fast einer italienischen Madame Bovary. Die Parallelität von persönlichem und politischem Bekenntnis spiegelt schon der Titel "Confessioni di un italiano", Bekenntnisse eines Italieners. Allerdings nannte der Verleger E. Foà Fusinato das Buch, als er es 1867 postum zum erstenmal in Florenz herausbrachte, nicht so, sondern "Confessioni di un ottuagenario", Bekenntnisse eines Achtzigjährigen. Denn er wollte nicht die patriotischen Gefühle der Bewohner jener Gebiete verletzen, die auch nach 1866 noch in österreichischer Hand waren - darunter auch Friaul, woher die Familie der Altoviti stammt.

In der Auffassung Nievos, eines feurigen Anhängers von Giuseppe Mazzini und Giuseppe Garibaldi, war die Einheit Italiens nicht vollendet ohne die sogenannten "terre irredente", die "unerlösten Gebiete". Der Ich-Erzähler hegt denn auch im Alter folgenden Traum: "Ich wurde am 18. Oktober 1775 als Venezianer geboren; und ich werde, so Gott will, als Italiener sterben, wenn es der Vorsehung gefällt, die geheimnisvoll in der Welt waltet."

Dieser Satz faßt das politisch-religiöse Programm des Dichters zusammen, der sich zu Mazzinis Motto "Dio e popolo, pensiero e azione" (Gott und Volk, Gedanke und Tat) bekannte, wie auch den Inhalt des Romans. Die Handlung deckt nämlich die gesamte Zeitspanne seit dem Ende des achtzehnten Jahrhunderts mit dem Untergang Venedigs über den aufkeimenden Nationalismus als Antwort auf die Restauration bis zu den ersten Erfolgen des Risorgimento ab, das schließlich zur Gründung des italienischen Nationalstaates führte.

Trotz des großen Umfangs von weit über tausend Seiten ist der Roman in wenigen Monaten zwischen Ende 1857 und August 1858 entstanden, und obwohl der Protagonist seine Memoiren als Greis erzählt, war Nievo bei der Niederschrift erst ein Mittzwanziger; außerdem starb er noch so früh, daß er nicht einmal die Zeit fand, sein Buch zu revidieren. Kam doch der 1831 zu Padua geborene Autor mit dreißig Jahren auf See ums Leben, nachdem er an der garibaldinischen "Expedition der Tausend" zur Befreiung des bourbonischen Königreichs beider Sizilien teilgenommen hatte

Allerdings ist manches, was wie ein Mangel an geschliffenen Formulierungen aussieht, nicht stilistischer Nachlässigkeit zuzuschreiben, sondern dem Willen, durch genaue Wiedergabe umgangssprachlicher Dialoge die Alltagsstimmung unmittelbar zu vermitteln. Die sorgfältige Übersetzung von Barbara Kleiner folgt dem ständig wechselnden Ton aufmerksam und bietet dem deutschen Publikum zum erstenmal eine vollständige und einfühlsame Version des italienischen Originals.

Freilich gelingt es dem Autor nicht immer, den überquellenden Reichtum an Einfällen zu beherrschen. Darin unterscheidet sich dieses Werk von dem großen Wurf des zu Recht höher geschätzten Romans "Die Verlobten" aus der Feder von Alessandro Manzoni. So finden sich bei Nievo neben den Hauptpersonen Carlino und Pisana zahllose Nebenfiguren, die nicht immer psychologisch so überzeugend profiliert sind wie der heilkundige Laie, von allen aber als Doktor verehrte Lucilio, der sich vom Nebenbuhler Carlinos zu dessen Freund wandelt. Lucilio trägt einen sprechenden und symbolischen Namen: Der Mann des Lichts ist im ganzen Roman immer mit dem Vorgang des Sehens verbunden, auch im Sinne des Visionären, und später gibt er gar dem erblindeten Carlino das verlorene Augenlicht zurück. "Mein Leben soll ein Versuch sein", ist das Motto dieses allerdings auch zwischen Genialität und Aufschneiderei schwankenden Mannes, und eine auch sonst vielfach anzutreffende Ironie der Sprache bestimmt auch die Konversation des Doktors: "Ich verlängere die aristokratische Gicht eines adeligen Lords um zwei Tage und verdiene damit so viel, daß ich Euch alle miteinander durch ganz Europa reisen lassen kann. Kennt Ihr Lord Byron, den Dichter . . .? Er wollte mir zehntausend Guineen geben, wenn es mir gelänge, sein rechtes Bein, auf dem er hinkt, um einen Zoll zu verlängern. Obwohl ich dank einer von mir erfundenen Methode einige Aussicht auf Erfolg hatte, brauchte ich doch damals kein Geld und wollte meine Zeit nicht damit vertun, dem Oberhaus die Beine langzuziehen. So lachte ich dem großen Dichter ins Gesicht und antwortete ihm, man brauche mich im Hospital."

Die Personen des Romans stoßen auf alle möglichen berühmten Zeitgenossen, so trifft Carlino in Mailand den stets moralisierenden Abbé Giuseppe Parini und den Tyrannenhasser Ugo Foscolo: "Auch Foscolo war Offizier im cisalpinen Heer geworden. Damals schossen die Offiziere aus dem Boden wie die Menschen aus den Drachenzähnen des Kadmos. Ärzte, Juristen, Literaten gürteten das Schwert; und anstelle der Toga trugen sie Waffen." Alle sind vom Freiheitsdrang der Zeit berauscht, und Carlino verliert selbst einen Sohn im Unabhängigkeitskampf der Griechen. Aber auch in die Auseinandersetzungen mit den Indianern Südamerikas geraten die Helden, und der Doktor kommt dabei ums Leben.

Den weiten räumlichen Ausgriff teilen die "Bekenntnisse" mit den großen Romanen des neunzehnten Jahrhunderts, seine jugendliche Chaotik freilich hat die Rezeption des Buches beeinträchtigt. Es ist heute auch in Italien mehr ein "gesehenes" als gelesenes Werk: Furore machte vor allem die italienische Fernsehproduktion der RAI in sechs Fortsetzungen, die unter dem Titel "La Pisana" die wilde und aufopfernde Liebe der Protagonistin hervorkehrt. Die Familienserie von 1960/61 hatte damals einigen beliebten Schauspielern zum Durchbruch verholfen wie Lydia Alfonsi, Giulio Bosetti und Gian Maria Volonté. Der Erfolg war so groß, daß der bekannte Regisseur Carlo Lizzani derzeit eine neue Verfilmung für das Fernsehen plant.

Ippolito Nievo: "Bekenntnisse eines Italieners". Roman. Aus dem Italienischen übersetzt von Barbara Kleiner. Manesse Verlag, Zürich 2005. 2 Bde., 889 u. 790 S., geb., zus. 53,80 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 18.06.2005

Alte Burg, junge Nation
Fast verschollene Abenteuer: Ippolito Nievos „Bekenntnisse eines Italieners” in vorzüglicher Neuübersetzung
Auf dem Dachboden der Literaturgeschichte liegen viele Bücher. Manche sind wie alte Hüte, andere wie Stühle mit drei Beinen. Einige jedoch sind vergessene Kostbarkeiten, kleinere, sonderbare Werke zumeist oder auch Bücher ohne große Geschichte. Ippolito Nievos „Bekenntnisse eines Italieners” aber verhalten sich zu den anderen Kostbarkeiten auf diesem Dachboden wie ein monumentaler, erstaunlich gut erhaltener Fassadenschrank zu Suppenschüsseln mit abgeschlagenen Henkeln: Zuerst wundert man sich darüber, wie das prächtige, ganz und gar nicht zu übersehende Ding in diesen staubigen Winkel geraten ist. Und dann kommt man aus dem Staunen nicht mehr heraus.
Ein junger Mann von zunächst unklarer Herkunft, Carlino genannt, wächst auf dem halb verfallenen, mit schönsten gotischen Fensterbögen versehenen Rittergut Fratta auf der „terra ferma”, dem venezianischen Festland, als Tunichtgut, Herumtreiber und Bauernlümmel auf. Um ihn kümmern sich der Büttel, der Vogt und die Köchin der verkommenen Festung inmitten einer im Grunde genommen mit sich völlig zufriedenen Gegend. Venedig und die Welt sind fern, denn vom Beginn des fünfzehnten bis zum Ende des achtzehnten Jahrhunderts lag hier, ein wenig nördlich der Kleinstadt Portogruaro, die äußerste nordöstliche Grenze der Seerepublik. In diesem Bauernland lässt Ippolito Nievo die letzte Etappe im Untergang dieses Staates beginnen, erzählt, wie sich Stadt und Land zuerst den Truppen Napoleons und dann den Österreichern ergeben und allmählich aus der Geschichte sinken.
Den Bürgern von Portogruaro fällt dabei eine besondere Rolle zu. Denn sie gehören schon so sehr zur Provinz, dass ihnen der Fall Venedigs zur historischen Posse gerät, und damit haben sie der stolzen Stadt einiges voraus. Einen ebenso analytischen wie melancholischen Blick nimmt Carlino, der sich irgendwann als Altoviti und damit als Angehöriger einer venezianischen Patrizierfamilie entpuppt, aus dem Land in die Hauptstadt mit. Dort wird er Anführer, Doge, Held und dann hinausgetragen in alle Winkel Italiens, ja auch, nach Napoleons Sturz, ins Londoner Exil, vorangetrieben von seiner Liebe zum Vaterland und dann doch nur eine mehr oder minder glückliche Spielfigur der Geschichte, ein Stück Treibholz auf den Wellen der Brenta, das sich freuen kann, wenn es in eine stille Bucht geschwemmt wird.
Mit der Liebe hat es in diesem Roman eine besondere Bewandtnis. Sie kommt als Schicksal über den Helden, wie es sich gehört, und zwar in doppelter Gestalt: als Liebe zur italienischen Nation und als Liebe zu Pisana, einer Tochter der gräflichen Familie von Fratta. Das lebhafte, unruhige, bezaubernde Kind mit kastanienbraunen Augen und langem Haar ist eine Allegorie der italienischen Frau, wie die Romantik sie sehen wollte, herrisch, unberechenbar und zart zugleich. Angesichts beider Lieben gibt es kein Ausweichen, und das ist umso erstaunlicher, als es Italien als Nation im ausgehenden achtzehnten Jahrhundert noch nicht gibt und sich Pisana als zwar sehr begehrenswerte, aber äußerst launische und im Zweifelsfall sehr spröde Schönheit gibt.
Einzigartig aber sind sie beide, Italien und die Pisana, und so bleibt auch der zu einem großen Carlo herangewachsene Carlino seiner Bestimmung in allen Wechselfällen der Geschichte treu, vertraut ihr, wenn er verraten wird, glaubt ihr, wenn sie es mit der Wahrheit nicht so genau nimmt, trennt sich von ihr, findet sie wieder, und ist zärtlich, wenn sie, müde und enttäuscht, ihren Kopf auf seine Schultern legt. Denn diese Liebe ist Schicksal, und stets sind Opfer und Verzicht größer und von stärkerem Pathos als die laue Zufriedenheit, die sich einstellt, wenn sich Liebender und Geliebte für eine Weile zusammentun.
Buch, Schiff, Sturm und Tod
Ippolito Nievo, Jurist, Dichter, Journalist, geboren 1831 in Padua, starb im Alter von nur neunundzwanzig Jahren. Als Intendant der „südlichen Truppen” Giuseppe Garibaldis musste er in Palermo bleiben, als der Feldherr mit seiner „Expedition der Tausend” nach Norden zog. Als er sich wieder den Kämpfenden anschließen wollte, verscholl sein Schiff, die „Ercole”, Anfang März 1861 auf dem Weg nach Neapel im Tyrrhennischen Meer. Der große Roman hatte damals schon mindestens ein Jahr unter Verlegern zirkuliert, ohne dass sich jemand für eine Veröffentlichung hätte entscheiden können. Wohl nicht nur wegen des Umfangs - das Buch umfasst auch im Original fast achthundert Seiten. Denn im Manuskript hieß dieser Roman „Confessioni d’un italiano”, und schon das war eine politische Provokation. Denn Venedig gehörte damals noch nicht zu Italien - der Anschluss erfolgte erst einige Jahre später, und nicht als Folge einer Volkserhebung, sondern als Nebeneffekt des preußisch-österreichischen Krieges. Der Titel der Erstausgabe wie der meisten späteren Editionen lautete denn auch anders: „Bekenntnisse eines Achtzigjährigen”. Aber auch die Geschichte selbst mochte für viele Zeitgenossen nicht leicht hinzunehmen zu sein. Denn der Venezianer Carlo wird darin zu einem Parteigänger Giuseppe Garibaldis - dieser Norditaliener wollte es also weniger mit seinesgleichen, mit dem obrigkeitsstaatlichen Nationalismus des Grafen Cavour halten, als mit der süditalienischen Volksbewegung zur Einigung Italiens.
Dass mit der nahenden Einigung der Norden auch über den Süden siegt, dass dessen staatliche Strukturen zerschlagen werden und das Haus Savoyen die Herrschaft übernimmt, ist nur das schon lange zuvor vorauszusehende und mit Bedauern, ja Bitterkeit empfangene Ende einer komplizierten, in ihren einzelnen Wendungen oft überraschenden Geschichte. Opernhaft ist diese Geschichte in ihrem Pathos, ironisch im Wissen um dessen Vergeblichkeit, brutal, wenn die Begeisterung aufflammt, und lächerlich, wenn das heldenhafte Aufbegehren an seiner schlechten Organisation zerbricht. Das alles sieht der Erzähler, begleitet es mit großer Sympathie und reflexiver Distanz, erläutert, verliert sich in den Schönheiten der Landschaft, verzettelt sich in Verschwörungen, liefert Vorgeschichten nach und setzt so Stück für Stück ein Panorama der italienischen Aufstände zwischen 1775 und 1859 zusammen - ein Bild voller Ereignisse, aber auch so lehrreich und ausführlich, dass man sich den ewig ungeduldigen Draufgänger Garibaldi kaum als geduldigen Leser dieses Buches vorstellen kann.
Ihm entgegen muss dieses Werk den zweiten Titel „Bekenntnisse eines Achtzigjährigen” erhalten haben, und Ippolito Nievo meint es mit dieser Perspektive ernst: „Ich neige die Stirn, eher zufrieden denn resigniert, auf das steinerne Kissen des Grabes herab und erfreue mich daran, wie der Horizont des Idealen sich immer weiter auftut, während die irdische Welt meinen matten Augen entschwindet.” Und beinahe glaubt man dem jungen Autor das Alter seines Erzählers.
Zuerst 1867, also sechs Jahre nach dem Tod von Ippolito Nievo veröffentlicht, ist dieses Buch der zweite große italienische Nationalroman und dem ersten bis in die Dramaturgie hinein verpflichtet - die Pisana ist auch eine Nachfolgerin der Lucia. Schon dem ersten, Alessandro Manzonis „Die Verlobten” oder „Die Brautleute”, ist in den deutschsprachigen Ländern bislang nicht viel Erfolg beschieden gewesen, viel weniger jedenfalls als den etwa gleichzeitig erschienenen Büchern von Stendhal oder von Honoré de Balzac. Die nun vorliegende Neuübersetzung des Riesenschmökers ist schon der dritte Versuch, die „Bekenntnisse” dem deutschsprachigen Leser nahe zu bringen. Und wenn er dabei auch einige Male den Titel veränderte - nach dem Zweiten Weltkrieg hieß er im Obertitel „Pisana”, vielleicht weil man hierzulande besonders gerne Italien mit der Liebe zusammenfallen ließ -, so spricht die Vergeblichkeit dieser Versuche doch nicht gegen das Buch, sondern gegen die Leser. Denn dieses Buch ist alles, was man von einem historischen Roman erwarten kann, und noch viel mehr, ein Epochenporträt, ein Buch der Abenteuer, eine Liebesgeschichte, ein Erziehungsroman, vor allem aber eine ebenso unterhaltsame wie detaillierte Darstellung italienischer Politik und Historie im späten achtzehnten und in der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts .
Die Sardine und das Glück
Die neue Übersetzung von Barbara Kleiner enthält zahlreiche Passagen, die in der seit Jahren vergriffenen Übertragung Charlotte Birnbaums aus dem Jahr 1956 gestrichen waren. Sie ist überdies noch genauer und lebendiger: „Mit jeder Sardelle, die ich verschluckte, flog ein trauriger Gedanke davon und ein heiterer herbei. Als ich den Schwanz der letzten abnagte, malte ich mir das Glück aus . . .”, so beschreibt der Erzähler in der älteren Fassung eine stille Stunde am südlichen Ufer des Gardasees. „Mit jeder Sardine, die ich verschlang, flog ein böser Gedanke davon und ein heiterer, lächelnder schwebte herbei. Als ich den Schwanz der letzten abnagte, war ich soweit, mir das Glück vorzustellen”, heißt es in der neuen, und so groß die Verdienste der älteren gewesen sein mögen, weil sie ein beinahe überkompliziertes Gebäude fasslich zu machen suchte, um so viel lieber liest man doch die neue, treuere, schon weil hier ein Lebensgefühl den Satz zusammenzuhalten scheint und nicht nur eine Idylle in Prosa.
Am Ende sitzt Carlo fast wieder dort, von wo er aufgebrochen war. Die Burg Fratta ist längst verfallen, und der ehemalige Bauernlümmel hat sich in Cordovado, einem Gut in der Nachbarschaft, niedergelassen. Er freut sich an seinen vier Enkeln und ist friedlichen Sinnes. Denn „Unrecht betrübt mehr als Unglück”. Und so viel Kraft hat der Roman noch nach so vielen hundert Seiten, dass dieses Ende, dieser dem Tode verfallene Ausblick ins Glück den Leser schmerzt. Denn er weiß, was danach geschehen wird.
THOMAS STEINFELD
IPPOLITO NIEVO: Bekenntnisse eines Italieners. Roman. Aus dem Italienischen übersetzt von Barbara Kleiner. Zwei Bände. Manesse Verlag, Zürich 2005. 798 Seiten, 26,90 Euro.
Die Einnahme von Palermo während der Eroberung Siziliens 1860 durch Giuseppe Garibaldi
Foto: akg-images
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