Nach dem Zerfall der bipolaren Weltordnung und dem Aufkommen regionaler, interethnischer und asymmetrischer Konflikte hat sich ein Paradigmenwechsel in der Aufgabenstellung und damit verbunden im Selbstverständnis der Bundeswehr vollzogen: von einer reinen Verteidigungs- hin zu einer Interventionsarmee. Waren vor der Wende humanitäre Hilfeleistungen in Katastrophengebieten die einzige, unter den Sanitätsoffizieren beliebte sowie sozial honorierte Form extraterritorialer Aktionen, änderte sich mit der Distanz nicht nur die Frequenz, sondern auch die Qualität der Einsätze: Durch seine Funktion als Notfallversorger wird der Sanitätsbereich zum unverzichtbaren Bestandteil militärischer Aktionen. Die Auseinandersetzung des Sanitätsoffiziers mit den Kontradiktoren "idealtypisches Berufsethos" und "Funktionsträger innerhalb einer Einsatzarmee" wird verschärft und überlagert von bundeswehrintern induzierten Belastungen, insbesondere von der als unzureichend empfundenen Fürsorge und Honorierung. Dies in Verbindung mit lukrativen zivilen Alternativen erklärt das Problem der stattgehabten "Ärzteflucht".
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