Es werden immer Grenzfalle auftreten, die sich nur schwer oder gar nicht einer der beiden Gruppen eindeutig zuordnen lassen. Mancher dieser Grenzfalle gehort in den Bereich des Commensalismus ("Mitessen am gleichen Tisch") und Mutualismus ("gegenseitige" Hille, auf die die Partner nicht angewiesen sind); hierher gehoren viele aus der Zoologie her wohlbekannte Beispiele, die friiher vielfach irrtiimlich als Symbiosen gekennzeichnet wurden, wie das Zusammenleben der Seeanemone mit dem Einsiedlerkrebs u. a. Wenn auch beide eng zusammenleben, so sind sie doch nicht aufeinander angewiesen, sondern konnen auch fiir sich aHein existieren. Als Commensalen sind sicher manche Bakterien und manche Protozoen im Darm des Menschen anzusehen, so z. B. die DarmflageHaten des Dickdarms. Saprophyten leben dagegen in toten organischen Zerfalls· produkten, die u. a. auch im Darm vorkommen; sie konnen aber - im Gegensatz z. B. zu Darmflagellaten - ebenso im Freien existieren. CAMERON (1956) steht aufdem Standpunkt, daB bei dem gegenwartigen Stand unserer Kenntnisse eine wissenschaftliche Definition des Begriffes "Parasitismus" nicht moglich sei, und stellt einfach fest : "Ein Parasit ist ein Organismus, der einen Wirt hat" ("A parasit is an organism which has a host"). Dabei liegt auch das Bestreben zugrunde, von jeglichem anthropozentrischen oder okonomischen Gesichtspunkt abzusehen und das biologische Phanomen des Zusammenlebens zweier artverschiedener Organismen an sich zu betrachten. Aber dieses durchaus verstandliche Bemiihen iibersieht dabei die Tatsache, daB die Wirkung eines Mikroorganismus, der auf oder in einem Wirt lebt, fiir den Partner recht ver· schieden sein kann (vgl. unten, S.9, 17 und 41ff.).