Produktdetails
- Verlag: Edition Rugerup
- Seitenzahl: 140
- Erscheinungstermin: 26. Oktober 2011
- Deutsch
- Abmessung: 210mm
- Gewicht: 285g
- ISBN-13: 9783942955096
- ISBN-10: 3942955091
- Artikelnr.: 33926118
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.03.2012Eiswasserströme
Der Roman "Vereister Sommer. Auf der Suche nach meinem russischen Vater" war eines der vielbeachteten Bücher des vergangenen Herbstes. Sein Autor, Ulrich Schacht, als politischer Häftling der DDR 1976 in die Bundesrepublik entlassen, hatte sich als Journalist und mit Gedichten und Prosabänden einen Namen gemacht. Seinen eigentlichen literarischen Durchbruch erlebte er jetzt als Sechzigjähriger. Der Roman "Vereister Sommer" sollte aber einen Gedichtband nicht in den Schatten drängen, der ebenfalls 2011 erschienen ist: "Bell Island im Eismeer". Denn die hier versammelten Gedichte sind mit ihrem Bildrepertoire Vorwegnahmen jener Grundmetapher, auf die der Romantitel verweist. Sie beziehen sich auf Reisen nach Island, Spitzbergen, Franz-Joseph-Land und Severnaja Semlja oder an die Küsten Schwedens, des Landes, in dem der Autor seit 1998 lebt. In "Bell Island im Eismeer" entwickelt Schacht eine Naturlyrik der Kälte. Die Natur bestimmt auch das Zeiterlebnis. "Eiswasser strömt / durch den Schädel"; in die "Winternacht im Sommer" fällt "die gefrorene Zeit". Eine poetische Farbenlehre entwirft Schacht im Kapitel "Die Ankunft der Farben". Die Wahrnehmung kann irritiert werden in der mehrfachen Reflexion des Farbspiels: "Am Morgen / zeigt sich, unendlich heiter, der Himmel im / Spiegel der Spiegel im Haus." Solche Vexierspiele treten der Gefahr entgegen, in die dieser Lyrikband zweifellos gerät durch eine Überstrapazierung der Eis- und Schneemetapher. Nur selten entkommt Schacht dem Bann der arktischen Breiten. So in Versen über die Feuer des Dreißigjährigen Krieges und die Arabesken des Friedens und in einem Gedicht aus der Zeit des Balkan-Krieges der neunziger Jahre. (Ulrich Schacht: "Bell Island im Eismeer". Edition Rugerup, Berlin/Hörby 2011. 140 S., br., 17,90 [Euro].) WHi.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Der Roman "Vereister Sommer. Auf der Suche nach meinem russischen Vater" war eines der vielbeachteten Bücher des vergangenen Herbstes. Sein Autor, Ulrich Schacht, als politischer Häftling der DDR 1976 in die Bundesrepublik entlassen, hatte sich als Journalist und mit Gedichten und Prosabänden einen Namen gemacht. Seinen eigentlichen literarischen Durchbruch erlebte er jetzt als Sechzigjähriger. Der Roman "Vereister Sommer" sollte aber einen Gedichtband nicht in den Schatten drängen, der ebenfalls 2011 erschienen ist: "Bell Island im Eismeer". Denn die hier versammelten Gedichte sind mit ihrem Bildrepertoire Vorwegnahmen jener Grundmetapher, auf die der Romantitel verweist. Sie beziehen sich auf Reisen nach Island, Spitzbergen, Franz-Joseph-Land und Severnaja Semlja oder an die Küsten Schwedens, des Landes, in dem der Autor seit 1998 lebt. In "Bell Island im Eismeer" entwickelt Schacht eine Naturlyrik der Kälte. Die Natur bestimmt auch das Zeiterlebnis. "Eiswasser strömt / durch den Schädel"; in die "Winternacht im Sommer" fällt "die gefrorene Zeit". Eine poetische Farbenlehre entwirft Schacht im Kapitel "Die Ankunft der Farben". Die Wahrnehmung kann irritiert werden in der mehrfachen Reflexion des Farbspiels: "Am Morgen / zeigt sich, unendlich heiter, der Himmel im / Spiegel der Spiegel im Haus." Solche Vexierspiele treten der Gefahr entgegen, in die dieser Lyrikband zweifellos gerät durch eine Überstrapazierung der Eis- und Schneemetapher. Nur selten entkommt Schacht dem Bann der arktischen Breiten. So in Versen über die Feuer des Dreißigjährigen Krieges und die Arabesken des Friedens und in einem Gedicht aus der Zeit des Balkan-Krieges der neunziger Jahre. (Ulrich Schacht: "Bell Island im Eismeer". Edition Rugerup, Berlin/Hörby 2011. 140 S., br., 17,90 [Euro].) WHi.
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