Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Schönste im ganzen Land?
Ende des 15. Jahrhunderts in Florenz ist es Simonetta Vespucci, eine junge Frau, die mit ihren überirdischen Zügen sogar die Aufmerksamkeit eines Medici auf sich längt. Selbst Botticelli verliebt sich in die Elfengleiche. Von
der Affäre mit dem Bruder von Lorenzo de Medici belebt, möchte Simonetta sich nicht in die Rolle…mehrSpieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Schönste im ganzen Land?
Ende des 15. Jahrhunderts in Florenz ist es Simonetta Vespucci, eine junge Frau, die mit ihren überirdischen Zügen sogar die Aufmerksamkeit eines Medici auf sich längt. Selbst Botticelli verliebt sich in die Elfengleiche. Von der Affäre mit dem Bruder von Lorenzo de Medici belebt, möchte Simonetta sich nicht in die Rolle zwängen lassen, die ihr auferlegt wurde, sondern freier leben. Deshalb geht sie mit der alternden Kurtisane Cosima ein Bündnis ein, das sehr viel Kosmetik, aber schon bald Geheimnisse und Intrigen beinhaltet.
Die Geschichte rund um Simonetta, Cosima und Sandro Botticelli wird aus der wechselnden Perspektive der Figuren erzählt. Dabei stellt sich als geheimer Star des Buches aber vor allem der Schreibstil der Autorin heraus: Umwerfend elegant, mit schönen Vergleichen und Formulierungen erweckt Aurell die Illusion der florentinischen Straßen zum Leben. Mit einem für das Genre angemessenen Sprachstil wird die passende Atmosphäre erzeugt, die man benötigt, um sich so richtig in die Geschichte fallen lassen zu können. Diese kommt sehr authentisch daher, was ich als sehr wichtig für einen historischen Roman erachte, was sich daran zeigt, dass auftretende historische Persönlichkeiten gut dargestellt wurden, ohne dass man als Leser*in das Gefühl hatte, diese sei inadäquat ausgeführt. Leider sind mir da auch schon Negativerfahrungen passiert, weswegen ich sehr froh bin, dass sich das bei Bella Donna nicht wiederholt hat. Die Figuren sind vielschichtig und voller Emotionen und Gefühl. Ich mochte die Komplexität der Gefühlswelten unserer Charaktere besonders. Es hat viel Spaß gemacht mit ihnen mitzufühlen. Es gibt kein Schwarz und Weiß, kein Böse und Gut – das geht aus den unterschiedlichen Charakteren deutlich hervor. Man sollte zuerst hinter die Fassade eines Menschen blicken, bevor man über ihn urteilt. Dafür spricht auch die Charakterentwicklung, die die beiden Frauen durchmachen. Erst Stück für Stück realisiert der/die Leser*in und die Figur selbst, was alles in ihr steckt, wer sie wirklich ist und wonach sie sich sehnt.
Es geht viel um die Möglichkeiten der Frauen in dieser Zeit, die Freiheit und die Sehnsucht nach wirklicher Liebe. Auf eine interessante, fesselnde und intensive Weise behandelt die Autorin diese und mehr Themen.
Doch auch wenn die Charaktere sympathisch sind, das Setting großartig ist und ich die Einblicke in das damalige Kunsthandwerk inklusiver philosophischer Gespräche zwischen Leonardo da Vinci und Sandro Botticelli geliebt habe – der Geschichte fehlt es leider etwas an Spannung, unteranderem dadurch, dass den Großteil des Buches gar nicht ersichtlich ist, wohin die Geschichte möchte. Der rote Faden war doch recht fadenscheinig. Daher wirkt der Mittelteil recht lang, doch man wird mit emotionalen, wendungsreichen letzten hundert Seiten belohnt.
Mir hat das Buch phänomenal gut gefallen. Für die volle Punktzahl reicht es leider nicht, aber ich empfehle dieses Buch allen, die nach einem außergewöhnlichen Schreibstil suchen, der viele Verberststellungsnebensätze beinhaltet. Sprachlich auf einem hohen, aber angenehmen Niveau. Ich habe viel mitgelitten und die Szenen mit Sandro vollkommen genossen. Ein bisschen zeitgeschichtliches Wissen nimmt man auch aus dem Buch mit. Einfach ein fantastisches Buch mit viel Gefühl und Liebe zum Detail. Ich bin begeistert und freue mich riesig auf den zweiten Teil der Reihe. Um ehrlich zu sein, kann ich es kaum erwarten, wieder ein Buch der Autorin zu lesen!