Seit dem Winter 1956/57 sind die Größenverhältnisse in der deutschen Energiewirtschaft in Bewegung geraten. Das auslösende Ereignis für diese Entwicklungsänderung war die Suezkrise; die Ursachen jedoch sind sehr vielfältig und komplex. Besonders seit der Jahreswende 1957/58 sind die bis dahin aufgestellten Energieprognosen für die in der OEEC zusammenge schlossenen Länder, für die Montan-Union und für Westdeutschland in ihrem Wert als Richtschnur der Investitionstätigkeit in der Energiewirtschaft und der Energiepolitik der Regierungen zweifelhaft geworden. Man kann folgende Hauptgründe dafür anführen: Erstens sind reine Gesamtmengen-Untersuchungen angestellt worden, wobei technische Bedingungen,Preise und marktwirtschaftliehe Zusammenhänge zu wenig beachtet wurden. Zweitens wurde auch über verhältnismäßig kurze Zeiträume eine Stetigkeit der wirtschaftlichen Entwicklung angenommen, die erfahrungsgemäß in ein zelnen Teilbereichen der Gesamtwirtschaft, insbesondere auch im Energie sektor, nicht gegeben ist. Drittens sind die bisherigen Beobachtungszeiträume zu kurz und überhaupt das verfügbare statistische Zahlenmaterial unzureichend. Viertens sind die Ergebnisse solcher Rechnungen je nach Ansatz des vor handenen statistischen Materials und je nach Rechenmethode sehr unter schiedlich. Für diese Art von Wirtschaftsrechnungen (Mengenrechnungen) ist es typisch, daß sie in einer Zeit der Knappheit an Energie entstanden sind. In den Jahren 1954 bis 1957 ging es in der Energiewirtschaft nur um die Vertei lung der vorhandenen Mengen an (heimischen) Energieträgern. Aus dieser Sicht der Knappheit an heimischen Energieträgern ist auch die fälschli ehe Bezeichnung "Energielücke" entstanden; denn Importenergieträger stan den ausreichendzur Verfügung.
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