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Das letzte Buch des im Oktober 2011 verstorbenen Jirí Grusa trägt den Titel "Benes als Österreicher" und beschäftigt sich mit der zweifachen Kapitulation eines Mannes, der auch für die Homogenisierung der nationalen Struktur der Tschechoslowakei verantwortlich war. Sein Nachgeben Hitler gegenüber führte zum Komplex des Defätismus, mit dem die Tschechen bis heute Probleme haben. Sein Nachgeben gegenüber Stalin führte den Staat in das sowjetische Imperium. Grusas Buch hat Züge eines Faktenromans. Die Personen sind real, nicht fiktiv. Die Arbeit mit den Fakten ist wissenschaftlich, die mit dem…mehr

Produktbeschreibung
Das letzte Buch des im Oktober 2011 verstorbenen Jirí Grusa trägt den Titel "Benes als Österreicher" und beschäftigt sich mit der zweifachen Kapitulation eines Mannes, der auch für die Homogenisierung der nationalen Struktur der Tschechoslowakei verantwortlich war. Sein Nachgeben Hitler gegenüber führte zum Komplex des Defätismus, mit dem die Tschechen bis heute Probleme haben. Sein Nachgeben gegenüber Stalin führte den Staat in das sowjetische Imperium. Grusas Buch hat Züge eines Faktenromans. Die Personen sind real, nicht fiktiv. Die Arbeit mit den Fakten ist wissenschaftlich, die mit dem Wort literarisch. Herausgekommen ist eine spannende Lektüre mit Konsequenzen für das tschechische Selbstbild von heute. Das Echo auf die tschechische Fassung deutet darauf hin, dass nun mit einem neuen Blick auf diese Persönlichkeit hingeschaut wird. Und der Versuch, Denkmäler für Benes zu bauen, wird in Zukunft schwieriger sein. Für die deutsche und österreichische Leserschaft bietet sich hier eine Gelegenheit der Auseinandersetzung mit dieser "verhängnisvollen Gestalt", ganz ohne Vorverurteilung durch gewisse Nostalgiker.
Autorenporträt
Jiri Grusa, geb. 1938 in Pardubice (Pardubitz), absolvierte ein Philosophiestudium in Prag. Er ist Mitbegründer der Zeitschrift 'Tvar'. Jiri Grusa debütierte in den 60er Jahren mit avantgardistischer Lyrik im Geiste des tschechischen Poetismus. Im Zusammenhang mit seinem Roman 'Der Fragebogen' (1978) wurde er inhaftiert und erhielt ein Publikationsverbot. Nach seiner Ausreise lebt er in Bonn, schreibt seitdem tschechisch und deutsch. Heute ist er Botschafter seines Landes in Österreich.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Der Autor, Politiker und Diplomat Jirí Grusa hat sein Buch "Benes als Österreicher" geschrieben, kurz bevor er bei einer Herzoperation starb, weiß Michael Frank. Grusa setzt sich darin mit der Rolle Edvard Benes auseinander, der in Tschechien zu den umstrittensten Figuren der Vergangenheit gehöre. Benes war der letzte Präsident der Tschechoslowakei vor dem Kommunismus, berichtet Frank. Aus drei Gründen sehe der Autor in dem Politiker einen Versager: wegen der "Auslieferung der Tschechoslowakei an Hitler-Deutschland" durch die Unterzeichnung des Münchener Abkommens, wegen seiner Rolle bei der legalen Machtübernahme der Kommunisten und weil er Stalin die Karpatoukraine als Kriegslohn überlassen habe. Die "Benes-Dekrete" ermöglichten außerdem die Vertreibung von fast drei Millionen Deutschen und vieler tausend Ungarn. Michael Frank findet das Buch zwar sehr gelungen, empfiehlt aber ein "kleines böhmisches Vorseminar" vor der Lektüre, weil es sonst seine gute böse Kraft einbüße.

© Perlentaucher Medien GmbH