Wenn das Buch nicht liefert, was der Leser möchte
Reichtum ist weit weniger erforscht als Armut. Und ich hoffte, dass diese Buch den Anfang macht.
Als Wirtschaftsgeograf fand ich auch die ersten Kapitel interessant, wo dargestellt wird, dass selbst ländliche Gebiete eine Bereicherung z.B. durch
verstärkten Tourismus erfahren können, wenn sie viele Baudenkmäler haben oder zum…mehrWenn das Buch nicht liefert, was der Leser möchte
Reichtum ist weit weniger erforscht als Armut. Und ich hoffte, dass diese Buch den Anfang macht.
Als Wirtschaftsgeograf fand ich auch die ersten Kapitel interessant, wo dargestellt wird, dass selbst ländliche Gebiete eine Bereicherung z.B. durch verstärkten Tourismus erfahren können, wenn sie viele Baudenkmäler haben oder zum UNESCO-Weltkulturerbe gehören. So wurde Arles von einer Industriestadt zu einer Künstlerstadt, Bilbao profitiert vom Guggenheim-Museum.
Dann aber wurde es mir zu wirtschaftswissenschaftlich. Es ging über Preisbildung und Metapreise (nicht jede Ware wird an jedem Ort zum gleichen Preis verkauft, deswegen Metapreise). Waren müssen was besonderes sein, dann kann man fast jeden Preis verlangen, Beispiele sind Wein, Schmuck und Mode. In Statistiken werden diese Güter der Bereicherung selbst in Frankreich, wo sie am wichtigsten sind, nicht zusammen aufgeführt.
Auf S.211beschreibt eine Tabelle den Wert von Dingen. Neben der analytischen Präsentation mit Standardform bei negativem und Anlageform bei positivem Marktpotential gibt es noch die narrative Präsentation mit Trendform, die schnell an Wert verliert, und Sammlerform.
Das wiederum führt zu Beschäftigung mit dem Sammeln, mit Kopie und Original. So sieht man in einem Koordinatensystem auf S.365 mit Erinnerungskraft auf der x-Achse und Anzahl der Exemplare auf der y-Achse (wobei das einzige Exemplar höher angesiedelt ist, da es wertvoller ist), wie man Sammlungen unterscheiden kann. Ein Gemälde von Leonardo da Vinci ist einzigartig und hat hohe Erinnerungskraft, im Gegensatz zu einem Gemälde von Yves Klein. Stücke der Berliner Mauer gibt es häufiger und haben hohe Erinnerungskraft, eine Sammlung von z.B. Streichholzschachteln hat sicher keine einzigartigen Exponate und kaum Erinnerungskraft.
Vorher wurde zwischen Produkten unterschieden, wo auf der x-Achse die Langlebigkeit der Waren dargestellt wird (S.261). Daraus folgt, dass langlebige Qualitätsprodukte wie die Luxuslimousine oder die Luxusuhr im 1. Quadranten, technische Innovationen, die rasch veralten, wie Smartphone oder Laptopim 2. Quadranten, Wegwerfprodukte wie Supermarktuhr oder Kugelschreiber im 3. Quadranten und langlebige Alltagsgegenstände wie Leitern im 4. Quadranten dargestellt werden. Dinge wie z.B. Wein aus Marseille werden weiter vom Herkunftsort teurer.
Mir gefällt das praktische Beispiel vom kleinen Dorf Laguiole, das noch in den 60er Jahren von Dorfhandel und Landwirtschaft lebte, heute aber ein Gourmet-Restaurant und gute Hotels beheimatet. Vor allem aber ist das Dorf heute bekannt für Laguiole-Messer. Billige Messer werden in China oder Pakistan hergestellt, hier werden die Messer von einem Schmied in Handarbeit hergestellt und kosten dementsprechend mehr. Ihr Produkt soll mit einem Siegel geschützt werden, doch das ist nicht so einfach, da weder der Stahl für die Klinge noch der Griff aus Materialien der Region produziert werden. In Thiers werden auch diese Messer hergestellt und Thiers will ebenfalls geographisch geschützt werden. Die Messer werden vor Ort bei Führungen durch die Produktion verkauft. Dabei wird eine lange Historie vorgegaukelt, die im Bereicherungswesen wichtig ist.
Dieses Buch mag für Wirtschaftler interessant sein. Ich musste aber etwa die Hälfte überblättern und kann deswegen nur 2 Sterne geben.