Inmitten beeindruckender Landschaft liegt Bergen, traditionsreicher Hafen und Ausgangspunkt der Hurtigruten. Norwegens Tor zur Welt und seine Häuser erzählen Geschichten von jahrhundertelanger Bedeutung für die Seefahrt und den weltweiten Handel.Als Umschlagplatz für kulturelle Einflüsse ist die Stadt fest in der Literaturgeschichte verankert, als Ort des Austauschs und der Übersetzung auch bedeutend für Entwicklungen in Wissenschaft und Medizin. Erkundungen durch die Stadtlandschaft führen zu einer modernen Großstadt und ihrem alltäglichen Leben.Entlang der Hügel und Fjorde, durch die Vorstädte und Dörfer: Eine Wanderung durch Bergen ist eine Reise zu den Erzählungen der Welt.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.06.2020Stockfisch gesucht
Man muss sich immer wieder wundern, was die Herausgeber alles zusammentragen. Mehr als zweihundert Bände sind in der Reihe "Europa erlesen" erschienen. Man kann sich einlesen von Albanien bis Zürich, über Kärnten und Karst zu Pannonien und Porto und von Tirana bis in die Toskana. Die bekannten Ziele sind erfasst, nun kommen weniger bereiste dran, wie Bergen, Norwegens zweitgrößte Stadt mit knapp dreihunderttausend Einwohnern. So etwas jedoch, die Größe einer Stadt, erfährt man nicht; die Anthologien halten sich damit nicht auf. Man findet alte Reisebeschreibungen, und es erstaunt, wie viele Autoren von frühen Zeiten an über Bergen geschrieben haben. Los geht es mit den Römern, mit Plinius dem Älteren, später, vor 1413, sucht in einer Runeninschrift jemand nach Stockfisch. Natürlich geht es oft um den Fischfang, um den Dorsch, man liest, wie der Isländer Snorri Sturluson Bergens Mode bekrittelt, "vertreppt und verwinkelt" findet Walter Benjamin die nordische Stadt, die Autoren kommen auf die großen Brände zurück, die die Holzhäuser dahinrafften, wohingegen sich Ivan Buratti darüber auslässt, dass die gebirgige Umgebung romantisch sei, es aber "in der ganzen Umgegend . . . nicht ein einziges Wirtshaus" gebe. So setzt sich allmählich ein Bild der Stadt zusammen. Aber: Burrati? Wer der Autor ist, erfährt man nicht, wie ja auch keinerlei Reiseführer-relevanten Informationen aufgenommen sind. Die "Erlesen"-Reihe ist das klassische Zweitbuch für die Reise, die Fakten holt man sich anderswo. Es ist ja alles leicht zu recherchieren - aber ein kleiner Informationsteil wie eine Zeittafel mit historischen Eckdaten würde nicht schaden.
bär.
"Europa erlesen: Bergen", herausgegeben von Thomas Kohlwein. Wieser Verlag, Klagenfurt 2019. 284 Seiten. Gebunden, 14,95 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Man muss sich immer wieder wundern, was die Herausgeber alles zusammentragen. Mehr als zweihundert Bände sind in der Reihe "Europa erlesen" erschienen. Man kann sich einlesen von Albanien bis Zürich, über Kärnten und Karst zu Pannonien und Porto und von Tirana bis in die Toskana. Die bekannten Ziele sind erfasst, nun kommen weniger bereiste dran, wie Bergen, Norwegens zweitgrößte Stadt mit knapp dreihunderttausend Einwohnern. So etwas jedoch, die Größe einer Stadt, erfährt man nicht; die Anthologien halten sich damit nicht auf. Man findet alte Reisebeschreibungen, und es erstaunt, wie viele Autoren von frühen Zeiten an über Bergen geschrieben haben. Los geht es mit den Römern, mit Plinius dem Älteren, später, vor 1413, sucht in einer Runeninschrift jemand nach Stockfisch. Natürlich geht es oft um den Fischfang, um den Dorsch, man liest, wie der Isländer Snorri Sturluson Bergens Mode bekrittelt, "vertreppt und verwinkelt" findet Walter Benjamin die nordische Stadt, die Autoren kommen auf die großen Brände zurück, die die Holzhäuser dahinrafften, wohingegen sich Ivan Buratti darüber auslässt, dass die gebirgige Umgebung romantisch sei, es aber "in der ganzen Umgegend . . . nicht ein einziges Wirtshaus" gebe. So setzt sich allmählich ein Bild der Stadt zusammen. Aber: Burrati? Wer der Autor ist, erfährt man nicht, wie ja auch keinerlei Reiseführer-relevanten Informationen aufgenommen sind. Die "Erlesen"-Reihe ist das klassische Zweitbuch für die Reise, die Fakten holt man sich anderswo. Es ist ja alles leicht zu recherchieren - aber ein kleiner Informationsteil wie eine Zeittafel mit historischen Eckdaten würde nicht schaden.
bär.
"Europa erlesen: Bergen", herausgegeben von Thomas Kohlwein. Wieser Verlag, Klagenfurt 2019. 284 Seiten. Gebunden, 14,95 Euro.
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