Flacher als Hamburg geht nicht? Irrtum! Denn es gibt nicht nur die Harburger Berge und die Gipfel am Geesthang wie die Fischbeker Glatze oder den Falkenstein. Nein, vom Doktorberg über den Energieberg bis zum Fuchsberg hat Hamburg einige stattliche Erhebungen mehr zu bieten - so viele, dass es locker für einen Bergführer reicht, der norddeutsche Kraxler in achtzig Touren auf die vielen bislang unentdeckten Gipfelpunkte der Hansestadt bringt. Dabei wird jede der Strecken ausführlich beschrieben, eine Karte gibt jeweils einen Überblick über den Tourenverlauf und ein Höhenprofil über die zu erwartenden Steigungen. Außerdem verrät ein Steckbrief Länge und Dauer der Tour, die zu bewältigenden Höhenmeter im Auf- und Abstieg sowie die Erreichbarkeit mit dem HVV. Hinweise auf grandiose Ausblicke, Einkehrmöglichkeiten und Besonderheiten am Wegesrand sowie Fotos vermitteln bei jeder Tour einen Eindruck vom Lohn des Aufstiegs. Beschrieben wird das alles natürlich mit dem nötigen Ernst, vor allem wenn es um die eher ungewöhnlichen Berge - den Pinnasberg, den Hamburger Berg oder die Bullerberge - geht und die Berggänger erfahren, warum sie das Hamburger Matterhorn nicht besteigen dürfen, welches die Seven Summits (die höchsten Gipfel der sieben Bezirke) sind, wie die Berge in Hamburg entstanden sind und warum Hamburg sich die steilste deutsche Millionenstadt nennen darf. Also festes Schuhwerk anziehen, Rucksack packen und los geht's: Wer alle Touren in diesem Buch absolviert hat, wird 89 Gipfel erklommen, 198 Kilometer und allein bergauf mehr als 3800 Höhenmeter hinter sich gebracht haben.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.09.2021Berge erstürmen ohne Absturzgefahr
Der Begriff Berg" sei "nicht absolut", heißt es in diesem Buch, "sondern relativ". Weshalb das Thema auch für Hamburg interessant ist. Der Autor, passionierter Bergsteiger mit weltweiten Gipfelerfahrungen, hat ein akribisch recherchiertes, mit Informationen jedweder Art gespicktes und launig geschriebenes Buch vorgelegt. Seine Routenvorschläge sind dermaßen detailliert ausgearbeitet, dass hanseatische Gipfelstürmer auf ihren Exkursionen den Vorschlägen geradezu blind vertrauen können. Das aber auch, weil man in den Hamburger Bergwelten eher selten abstürzen kann. Es ist dann doch alles eher flach. Insgesamt. Keineswegs aber inhaltlich. Eine der vielen Routen führt auf den Süllberg in Blankenese, den man mit seinen knapp achtzig Metern schnell für die höchste Erhebung Hamburgs halten möchte. Das ist allerdings der Hasselbrack in den Harburger Bergen, für dessen 116,2 Höhenmeter man freilich ebenfalls keine alpine Ausrüstung braucht. Noch viel weniger für die Erkundung des Hamburger Bergs, einer Straße im Stadtteil St. Pauli, mit einem Auf- wie Abstieg - auch das wird für jedes Routenziel angegeben - von gerade einmal zwei Metern. Tatsächlich befand sich hier zwar kein Berg, so doch aber eine hügelähnliche Erhebung, die später abgetragen wurde. Heute ist der Hamburger Berg tiefster Kiez mit höchster Kneipendichte und damit wohl das einzige Absturzrisiko in den Hamburger Bergwelten. Die Routenvorschläge führen quer durch die Stadt und ins nahe Umland. Und sie sind dermaßen originell und außergewöhnlich, dass selbst alteingesessene Hamburgerinnen und Hamburger überrascht sein werden, ihre Stadt bei den diversen Bergbesteigungen - ob im Innocentiapark, an der Sternschanze oder im Stadtpark - ganz neu erleben zu können. Es sind vor allem auch Orte beschrieben, die noch nie zuvor in einem Hamburg-Führer erwähnt wurden. Möglich, dass dieses fabelhafte Buch für manchen Leser den Beginn einer ganz neuen Leidenschaft, bedeutet, denn, so steht es in der "Psychologie des Bergsteigens": "Nach jedem Gipfelsieg droht ein Sinnvakuum, wenn nicht sogleich die Idee für den nächsten Gipfel geboren ist." üte
"Bergführer Hamburg. 80 Touren und 89 Gipfel" von Frank Wippermann. Junius Verlag, Hamburg 2021. 224 Seiten, 200 Abbildungen. Broschiert, 16,80 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Der Begriff Berg" sei "nicht absolut", heißt es in diesem Buch, "sondern relativ". Weshalb das Thema auch für Hamburg interessant ist. Der Autor, passionierter Bergsteiger mit weltweiten Gipfelerfahrungen, hat ein akribisch recherchiertes, mit Informationen jedweder Art gespicktes und launig geschriebenes Buch vorgelegt. Seine Routenvorschläge sind dermaßen detailliert ausgearbeitet, dass hanseatische Gipfelstürmer auf ihren Exkursionen den Vorschlägen geradezu blind vertrauen können. Das aber auch, weil man in den Hamburger Bergwelten eher selten abstürzen kann. Es ist dann doch alles eher flach. Insgesamt. Keineswegs aber inhaltlich. Eine der vielen Routen führt auf den Süllberg in Blankenese, den man mit seinen knapp achtzig Metern schnell für die höchste Erhebung Hamburgs halten möchte. Das ist allerdings der Hasselbrack in den Harburger Bergen, für dessen 116,2 Höhenmeter man freilich ebenfalls keine alpine Ausrüstung braucht. Noch viel weniger für die Erkundung des Hamburger Bergs, einer Straße im Stadtteil St. Pauli, mit einem Auf- wie Abstieg - auch das wird für jedes Routenziel angegeben - von gerade einmal zwei Metern. Tatsächlich befand sich hier zwar kein Berg, so doch aber eine hügelähnliche Erhebung, die später abgetragen wurde. Heute ist der Hamburger Berg tiefster Kiez mit höchster Kneipendichte und damit wohl das einzige Absturzrisiko in den Hamburger Bergwelten. Die Routenvorschläge führen quer durch die Stadt und ins nahe Umland. Und sie sind dermaßen originell und außergewöhnlich, dass selbst alteingesessene Hamburgerinnen und Hamburger überrascht sein werden, ihre Stadt bei den diversen Bergbesteigungen - ob im Innocentiapark, an der Sternschanze oder im Stadtpark - ganz neu erleben zu können. Es sind vor allem auch Orte beschrieben, die noch nie zuvor in einem Hamburg-Führer erwähnt wurden. Möglich, dass dieses fabelhafte Buch für manchen Leser den Beginn einer ganz neuen Leidenschaft, bedeutet, denn, so steht es in der "Psychologie des Bergsteigens": "Nach jedem Gipfelsieg droht ein Sinnvakuum, wenn nicht sogleich die Idee für den nächsten Gipfel geboren ist." üte
"Bergführer Hamburg. 80 Touren und 89 Gipfel" von Frank Wippermann. Junius Verlag, Hamburg 2021. 224 Seiten, 200 Abbildungen. Broschiert, 16,80 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main