In Mecklenburg-Vorpommern an das Bergsteigen zu denken, ist schon skurril. Abwegig ist es jedoch nicht, denn dutzende Höhenzüge laden zum Bezwingen ein und das bei wohl fast hundertprozentiger Erfolgsgarantie. Gewichtiger sind allerdings die zahlreichen Entdeckungen am Berges- oder Wegesrand - jahrhundertealte Baumriesen, Naturdenkmale, geographische Besonderheiten oder Perlen der Architektur. Autor Waldemar Siering hat einen unterhaltsamen wie aufschlussreichen Reisebegleiter verfasst, der zum Erkunden animiert, zum Genießen einer traumhaften Landschaft und zum Erholen an frischer Luft. Also auf die Berge und Mecklenburg-Vorpommern einmal aus einer ganz anderen Perspektive entdecken!
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 31.08.2017Berg mit Format, Grab mit Fernsicht
Welch alberne Idee? Ein Bergführer für Mecklenburg-Vorpommern! Die höchste Erhebung weist knapp hundertachtzig Meter auf, der Helpter Berg. Und Waldemar Siering aus Neubrandenburg will dennoch weitere fünfundsechzig Berge ausgemacht haben - als "sagenhafte Reiseziele". Und das unter Kapitelüberschriften wie "Tor ins Tertiär", "Ein Berg mit Format", "Grab mit Fernsicht" und "Hochgebirge von Mecklenburg-Vorpommern". Freilich, es gibt auch andere Titel wie "Schlehdorn im Riesenpantoffel" und "Ginzutat und Schinkenaroma". Und siehe da, das Buch schürt die Lust, sogleich loszuwandern. Siering sieht seine Bergwelt natürlich mit einem Augenzwinkern, ihm geht es nicht ernsthaft um Gipfelbesteigung, auch wenn auf dem Helpter Berg ein Gipfelkreuz steht. Ihm geht es um selten besuchte Orte, über die sich manches, auch Kurioses erzählen lässt. Und an denen man der mecklenburgischen Weite sehr nah kommt, abseits der touristischen Schauseite. Der Käflingsberg im Müritz-Nationalpark etwa, dem größten Nationalpark Deutschlands, ist eine "sandige Satzendmoräne" und erhebt sich nur hundert Meter über den Meeresspiegel. Doch wer dorthin kommt, kann deutlich höher hinaus, denn es gibt einen fünfundfünfzig Meter hohen Aussichtsturm. Die Sache mit dem Gin und dem Schinken hat mit dem Machandelberg zu tun, bei Gadebusch gelegen. Machandel ist Wacholder, der als Gewürz für Gin genauso wie für Schinkenaroma benötigt wird. Dabei, so erzählt Siering, findet sich auf dem Machandelberg, zweiundneunzig Meter hoch, heute gar kein Wacholder mehr, sondern nur noch ein Holunderbusch und ein Messpunkt. So blättert man gern, liest sich auch mal fest, freut sich über dieses und jenes einladende Foto und empfindet den Bergführer am Ende als eine originelle Idee.
F.P.
"Bergführer Mecklenburg-Vorpommern. 66 sagenhafte Reiseziele" vom Waldemar Siering. Steffen Verlag, Friedland 2017. 224 Seiten, viele Fotos, eine Karte. Broschiert, 14,95 Euro
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Welch alberne Idee? Ein Bergführer für Mecklenburg-Vorpommern! Die höchste Erhebung weist knapp hundertachtzig Meter auf, der Helpter Berg. Und Waldemar Siering aus Neubrandenburg will dennoch weitere fünfundsechzig Berge ausgemacht haben - als "sagenhafte Reiseziele". Und das unter Kapitelüberschriften wie "Tor ins Tertiär", "Ein Berg mit Format", "Grab mit Fernsicht" und "Hochgebirge von Mecklenburg-Vorpommern". Freilich, es gibt auch andere Titel wie "Schlehdorn im Riesenpantoffel" und "Ginzutat und Schinkenaroma". Und siehe da, das Buch schürt die Lust, sogleich loszuwandern. Siering sieht seine Bergwelt natürlich mit einem Augenzwinkern, ihm geht es nicht ernsthaft um Gipfelbesteigung, auch wenn auf dem Helpter Berg ein Gipfelkreuz steht. Ihm geht es um selten besuchte Orte, über die sich manches, auch Kurioses erzählen lässt. Und an denen man der mecklenburgischen Weite sehr nah kommt, abseits der touristischen Schauseite. Der Käflingsberg im Müritz-Nationalpark etwa, dem größten Nationalpark Deutschlands, ist eine "sandige Satzendmoräne" und erhebt sich nur hundert Meter über den Meeresspiegel. Doch wer dorthin kommt, kann deutlich höher hinaus, denn es gibt einen fünfundfünfzig Meter hohen Aussichtsturm. Die Sache mit dem Gin und dem Schinken hat mit dem Machandelberg zu tun, bei Gadebusch gelegen. Machandel ist Wacholder, der als Gewürz für Gin genauso wie für Schinkenaroma benötigt wird. Dabei, so erzählt Siering, findet sich auf dem Machandelberg, zweiundneunzig Meter hoch, heute gar kein Wacholder mehr, sondern nur noch ein Holunderbusch und ein Messpunkt. So blättert man gern, liest sich auch mal fest, freut sich über dieses und jenes einladende Foto und empfindet den Bergführer am Ende als eine originelle Idee.
F.P.
"Bergführer Mecklenburg-Vorpommern. 66 sagenhafte Reiseziele" vom Waldemar Siering. Steffen Verlag, Friedland 2017. 224 Seiten, viele Fotos, eine Karte. Broschiert, 14,95 Euro
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