Atemberaubende Naturlandschaften in ihrem Urzustand Bergidylle zum Auftanken, aber auch gefährdet und besonders schützenswert. Bergfotograf Bernd Ritschel nimmt Sie mit auf eine Reise durch alle Nationalparks der Alpen und lässt Sie mit seinen traumhaften Bildern die ganze Faszination dieser Schutzgebiete spüren. Gebietskenner Eugen E. Hüsler bereichert den Band durch informative Begleittexte über Entwicklung und Biosphäre der einzelnen Parks sowie Tipps und Tourenvorschläge.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 03.07.2008Geschunden und geschützt
Ein Nachschlagewerk über die Nationalparks der Alpen
Der Tourismus hat die Bedrohungen für die alpine Natur zweifelsohne potenziert – eine unberührte Idylle war die Gebirgslandschaft aber auch zuvor nicht. Vielmehr sind die Alpen seit vielen Jahrhunderten in weiten Teilen eine Kulturlandschaft, mit Ausnahme hochalpiner Lagen geprägt von der teils intensiven Nutzung durch den Menschen.
Selbst jene Regionen, die inzwischen als Nationalparks einen besonderen Schutz genießen, bilden hiervon keine Ausnahme. Das lässt sich exemplarisch am Schweizerischen Nationalpark zeigen, dem ersten derartigen Areal in den Alpen, eröffnet am 1. August 1914 – jenem Tag, an dem in Ostpreußen der Erste Weltkrieg begann. Nicht ein intaktes Refugium der Natur wurde am Übergang vom Unter- zum Oberengadin unter Schutz gestellt, sondern eine Region, die, obschon seinerzeit in Graubünden immerhin das Autofahren noch gesetzlich verboten war, vom Menschen bereits über die Maßen geschunden war: Bären, Steinböcke und große Greifvögel waren am Beginn des 20. Jahrhunderts dort ausgerottet, und die vielen Kohlenmeiler, in denen Holzkohle hergestellt wurde, die zur Verhüttung von Erzen und zur Glasherstellung benötigt wurde, verpesteten die Luft und dünnten die Wälder aus.
Der Titel „Bergparadiese”, den der Band des Autors Eugen E. Hüsler und des Fotografen Bernd Ritschel trägt und in dem sie die 13 Nationalparks der Alpen vorstellen, ist denn auch weniger eine Behauptung als vielmehr Ausdruck einer Hoffnung, dass nämlich ein einigermaßen einträgliches, also in Ansätzen paradiesisches Nebeneinander aller in der alpinen Bergwelt vielleicht doch möglich ist.
Besonders hart prallen das Bedürfnis nach Schutz der Natur einerseits und ihrer intensiven Nutzung andererseits im französischen Parc National de la Vanoise aufeinander: Die äußersten Liftmasten im Skigebiet der Trois Vallées stehen unmittelbar an der Grenze zur Kernzone des Nationalparks. Im einzigen deutschen Alpen-Nationalpark wiederum liegt der Königssee – er gehört zu den am häufigsten besuchten Sehenswürdigkeiten in Bayern. Wie fließend die Grenzen zwischen Umweltzerstörung und Landschaftspflege mitunter sind, belegt die Historie des Parco Nazionale del Gran Paradiso. Ende des 18. Jahrhunderts war der Steinbock in den Alpen beinahe ausgerottet, so intensiv wurde er gejagt. Nur im Aostatal lebten noch einige Dutzend der Tiere. Um seine Jagdleidenschaft auch unter Steinböcken weiterhin ausleben zu können, erwarb der italienische König Vittorio Emanuele II. das Revier und setzte sich für die Erholung der Bestände ein, wenn auch nicht aus ökologischen Erwägungen. Aus dem Jagdrevier ging später der Nationalpark hervor.
Hüsler und Ritschel gelingt in kurzen Porträts, die Charakteristika der 13 Alpen-Nationalparks herauszuarbeiten, die mitunter stark divergieren, was dem Band freilich nur zugute kommt. So ist „Bergparadiese” Nachschlagewerk und Lesebuch zugleich. STEFAN FISCHER
BERND RITSCHEL, EUGEN E. HÜSLER: Bergparadiese. Die 13 Nationalparks der Alpen. Bruckmann Verlag, München 2008. 208 Seiten, 39,90 Euro.
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Ein Nachschlagewerk über die Nationalparks der Alpen
Der Tourismus hat die Bedrohungen für die alpine Natur zweifelsohne potenziert – eine unberührte Idylle war die Gebirgslandschaft aber auch zuvor nicht. Vielmehr sind die Alpen seit vielen Jahrhunderten in weiten Teilen eine Kulturlandschaft, mit Ausnahme hochalpiner Lagen geprägt von der teils intensiven Nutzung durch den Menschen.
Selbst jene Regionen, die inzwischen als Nationalparks einen besonderen Schutz genießen, bilden hiervon keine Ausnahme. Das lässt sich exemplarisch am Schweizerischen Nationalpark zeigen, dem ersten derartigen Areal in den Alpen, eröffnet am 1. August 1914 – jenem Tag, an dem in Ostpreußen der Erste Weltkrieg begann. Nicht ein intaktes Refugium der Natur wurde am Übergang vom Unter- zum Oberengadin unter Schutz gestellt, sondern eine Region, die, obschon seinerzeit in Graubünden immerhin das Autofahren noch gesetzlich verboten war, vom Menschen bereits über die Maßen geschunden war: Bären, Steinböcke und große Greifvögel waren am Beginn des 20. Jahrhunderts dort ausgerottet, und die vielen Kohlenmeiler, in denen Holzkohle hergestellt wurde, die zur Verhüttung von Erzen und zur Glasherstellung benötigt wurde, verpesteten die Luft und dünnten die Wälder aus.
Der Titel „Bergparadiese”, den der Band des Autors Eugen E. Hüsler und des Fotografen Bernd Ritschel trägt und in dem sie die 13 Nationalparks der Alpen vorstellen, ist denn auch weniger eine Behauptung als vielmehr Ausdruck einer Hoffnung, dass nämlich ein einigermaßen einträgliches, also in Ansätzen paradiesisches Nebeneinander aller in der alpinen Bergwelt vielleicht doch möglich ist.
Besonders hart prallen das Bedürfnis nach Schutz der Natur einerseits und ihrer intensiven Nutzung andererseits im französischen Parc National de la Vanoise aufeinander: Die äußersten Liftmasten im Skigebiet der Trois Vallées stehen unmittelbar an der Grenze zur Kernzone des Nationalparks. Im einzigen deutschen Alpen-Nationalpark wiederum liegt der Königssee – er gehört zu den am häufigsten besuchten Sehenswürdigkeiten in Bayern. Wie fließend die Grenzen zwischen Umweltzerstörung und Landschaftspflege mitunter sind, belegt die Historie des Parco Nazionale del Gran Paradiso. Ende des 18. Jahrhunderts war der Steinbock in den Alpen beinahe ausgerottet, so intensiv wurde er gejagt. Nur im Aostatal lebten noch einige Dutzend der Tiere. Um seine Jagdleidenschaft auch unter Steinböcken weiterhin ausleben zu können, erwarb der italienische König Vittorio Emanuele II. das Revier und setzte sich für die Erholung der Bestände ein, wenn auch nicht aus ökologischen Erwägungen. Aus dem Jagdrevier ging später der Nationalpark hervor.
Hüsler und Ritschel gelingt in kurzen Porträts, die Charakteristika der 13 Alpen-Nationalparks herauszuarbeiten, die mitunter stark divergieren, was dem Band freilich nur zugute kommt. So ist „Bergparadiese” Nachschlagewerk und Lesebuch zugleich. STEFAN FISCHER
BERND RITSCHEL, EUGEN E. HÜSLER: Bergparadiese. Die 13 Nationalparks der Alpen. Bruckmann Verlag, München 2008. 208 Seiten, 39,90 Euro.
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