Die Theorie der visuellen Sprache Gottes findet sich nicht in Berkeleys philosophischen Hauptwerken, sondern in zwei früheren Abhandlungen zur Optik. In der vorliegenden Untersuchung wird gezeigt, daß jedoch gerade die Interpretation der sinnlich wahrnehmbaren Welt als einer Sprache die ontologischen Grundentscheidungen Berkeleys zum Ausdruck bringt: Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie sind immaterialistisch, nicht materialistisch fundiert. In historisch vergleichender Methode wird die Beziehung der Theorie der visuellen Sprache Gottes zum Topos vom Buch oder Spiegel der Natur herausgearbeitet. Daraus ergibt sich die Einsicht in die platonisch-christlichen Wurzeln von Berkeleys Philosophie, die in Verbindung mit dem neuzeitlichen englischen Empirismus und Sensualismus den individuellen Kern im Denken Berkeleys ausmachen.