Wie haben im 19. Jahrhundert Konzertbesucher das flüchtige Ereignis der musikalischen Aufführung begriffen? Die Vielfalt der benutzten Termini - unter anderem 'Aufführung', 'Ausführung', 'Exekution', 'Vortrag', 'Wiedergabe', 'Reproduktion', 'Interpretation' - zeugt von dem Streben, das Phänomen des Musikmachens je nach Aufführungskontext und Klangergebnis differenziert zu beschreiben. In den drei zeitlich wie örtlich fokussierten Situationen des Konzertlebens Berlin um 1830, Wien um 1870 und München um 1910 werden die Begriffe aufgrund eines umfangreichen Quellenkorpus rekonstruiert, das nicht nur Vortragslehren und Enzyklopädien, sondern vor allem Konzertberichte in Musikzeitschriften und Tageszeitungen berücksichtigt. Dabei wird deutlich, dass die Begriffe der musikalischen Aufführung in ihrer Bedeutung nicht endgültig festgelegt sind: Als lebendige Werkzeuge der Kommunikation können sie im Zuge der aufführungsästhetischen Wandlungen stets neu definiert werden.