Berlin Alexanderplatz ist der deutsche Großstadtroman von weltliterarischem Rang. Schauplatz ist das Berlin der zwanziger Jahre - mit seinem Menschengewühl, seinem Straßenlärm, seinem Häusergewirr. Schnoddrig und sentimental, durchsetzt mit biblisch-apokalyptischen Bildern, erzählt Döblin von dem aus der Strafanstalt entlassenen Transportarbeiter Franz Biberkopf, der als ehrlicher Mann ins Leben zurückfinden will. Die Stadt selbst wird zum Gegenspieler des gutmütig-jähzornigen Biberkopf, der dieser verlockenden, aber unerbittlichen Welt zu trotzen versucht.
»Eine der großen Passionsgeschichten des 20. Jahrhunderts.«
Dieter Forte
»Eine der großen Passionsgeschichten des 20. Jahrhunderts.«
Dieter Forte
Der berühmteste deutsche Großstadtroman Klaus Modick in der Nordwest-Zeitung 20130719
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 04.08.2015NEUE TASCHENBÜCHER
Worauf wartest du, Opel?
Döblins Texte für Radio, Bühne und Kino
Alfred Döblin und Thea von Harbou, fand der Filmkritiker Herbert Jhering in den Zwanzigern, das geht gar nicht. Ein Kinostück nach dem Zukunftsmonumentalroman „Berge Meere und Giganten“? 1940 hat Döblin dann selbst, auch nicht gerade überzeugt, ein kurzes Exposé dafür geliefert, in Hollywood, „Die Enteisung Grönlands“. Im Band 20 der Gesammelten Werke ist es abgedruckt, unter all seinen Texten für Radio, Bühne und Kino.
Döblin war regelmäßiger und hoch motivierter Kinogänger, die neue Omnipräsenz auf der Leinwand öffnete für ihn den Raum des Erzählens, baute die Allmacht des Erzählers ab. Im Jahr nach dem Erscheinen des Romans „Berlin Alexanderplatz“, September 1930, gab es schon eine Radiofassung, „Die Geschichte vom Franz Biberkopf“, einen „Hörfilm“, wie der Intendant Hans Flesch das damals nannte. Die Polyfonie des Romans wird hier ins Phantomhafte getrieben, im Universum der neuen Medien kursieren Stimmen allen möglichen Ursprungs, die der Hörer inklusive: „Ach, ach, ich muss klagen, dass es so gekommen ist mit ihr. Ich bin eine einfache Frau, die diese Geschichte hört, ich kann nicht glauben, dass es aus ist mit Mieze . . . Was fürn Ende, ein furchtbares Ende, ich mags nicht glauben; ist das das Leben?“ Auch die Autos kommen zu Wort, flüsternd, Fiat und Opel: „Weeste, worauf du wartest, Opel? – Kann mir schon denken. Kaiser Wilhelmstraße, wollen nen Ding drehen.“
Döblin hat diese Geisterhaftigkeit, diese sophistication auch in kleinen Dramen erprobt – „Comteß Mizzi“, in einem Edelbordell spielend! – und dann in ein paar Drehbuchaufträgen für Hollywood bei der MGM – der Produzent George Froeschel zum Beispiel holte sich „ärztlichen“ Rat für den Film „Random Harvest“, über einen Mann mit Gedächtnisverlust im Ersten Weltkrieg. Döblin schreibt ganz suggestiv, fast poetisch, um die visuelle Fantasie zu stimulieren – auch elegant, so wie man es von Billy Wilder kennt, zwischen Ufa und Hollywood. Alfred Döblin und Ernst Lubitsch, das geht doch sehr gut. FRITZ GÖTTLER
Alfred Döblin: Die Geschichte von Franz Biberkopf/Dramen/Filme. Nachwort von Stefan Keppler-Tasaki. S. Fischer Verlag, Frankfurt/ M. 2015. 656 S., 16,99 Euro.
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Worauf wartest du, Opel?
Döblins Texte für Radio, Bühne und Kino
Alfred Döblin und Thea von Harbou, fand der Filmkritiker Herbert Jhering in den Zwanzigern, das geht gar nicht. Ein Kinostück nach dem Zukunftsmonumentalroman „Berge Meere und Giganten“? 1940 hat Döblin dann selbst, auch nicht gerade überzeugt, ein kurzes Exposé dafür geliefert, in Hollywood, „Die Enteisung Grönlands“. Im Band 20 der Gesammelten Werke ist es abgedruckt, unter all seinen Texten für Radio, Bühne und Kino.
Döblin war regelmäßiger und hoch motivierter Kinogänger, die neue Omnipräsenz auf der Leinwand öffnete für ihn den Raum des Erzählens, baute die Allmacht des Erzählers ab. Im Jahr nach dem Erscheinen des Romans „Berlin Alexanderplatz“, September 1930, gab es schon eine Radiofassung, „Die Geschichte vom Franz Biberkopf“, einen „Hörfilm“, wie der Intendant Hans Flesch das damals nannte. Die Polyfonie des Romans wird hier ins Phantomhafte getrieben, im Universum der neuen Medien kursieren Stimmen allen möglichen Ursprungs, die der Hörer inklusive: „Ach, ach, ich muss klagen, dass es so gekommen ist mit ihr. Ich bin eine einfache Frau, die diese Geschichte hört, ich kann nicht glauben, dass es aus ist mit Mieze . . . Was fürn Ende, ein furchtbares Ende, ich mags nicht glauben; ist das das Leben?“ Auch die Autos kommen zu Wort, flüsternd, Fiat und Opel: „Weeste, worauf du wartest, Opel? – Kann mir schon denken. Kaiser Wilhelmstraße, wollen nen Ding drehen.“
Döblin hat diese Geisterhaftigkeit, diese sophistication auch in kleinen Dramen erprobt – „Comteß Mizzi“, in einem Edelbordell spielend! – und dann in ein paar Drehbuchaufträgen für Hollywood bei der MGM – der Produzent George Froeschel zum Beispiel holte sich „ärztlichen“ Rat für den Film „Random Harvest“, über einen Mann mit Gedächtnisverlust im Ersten Weltkrieg. Döblin schreibt ganz suggestiv, fast poetisch, um die visuelle Fantasie zu stimulieren – auch elegant, so wie man es von Billy Wilder kennt, zwischen Ufa und Hollywood. Alfred Döblin und Ernst Lubitsch, das geht doch sehr gut. FRITZ GÖTTLER
Alfred Döblin: Die Geschichte von Franz Biberkopf/Dramen/Filme. Nachwort von Stefan Keppler-Tasaki. S. Fischer Verlag, Frankfurt/ M. 2015. 656 S., 16,99 Euro.
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