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Produktdetails
  • Verlag: Edition Hentrich
  • Seitenzahl: 286
  • Deutsch
  • Abmessung: 195mm
  • Gewicht: 338g
  • ISBN-13: 9783894681432
  • ISBN-10: 3894681438
  • Artikelnr.: 05523581
  • Herstellerkennzeichnung
  • Die Herstellerinformationen sind derzeit nicht verfügbar.
Autorenporträt
Dr. Jürgen Dittberner ist Professor für Politikwissenschaft an der Universität Potsdam.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.02.1995

Nicht des Geldes wegen
Jürgen Dittberners Innenansichten der Politik

Jürgen Dittberner: Berlin, Brandenburg und die Vereinigung. Und drinnen tobt das pralle Leben! Eine Innenansicht. Edition Hentrich, Berlin 1994.286 Seiten, 24,80 Mark.

Wenn ein Berliner Bayern als Vorbild empfiehlt, spricht das für distanziertes Urteilsvermögen. Berlinern und Brandenburgern, die noch unsicher sind, ob sie in einem gemeinsamen Bundesland vereint sein wollen, rät Jürgen Dittberner, sie sollten nach Süden blicken und sich ein Beispiel daran nehmen, wie Bayern das Bewußtsein für kulturelles Erbe mit ökonomischer Modernität verbinde. Aber Dittberner ist zugleich ein Schwärmer, der seinen brandenburgischen Standpunkt mit Hilfe von Schinkel, Fontane und einigen Hohenzollern bestimmt. Er wuchs auf im zerschnittenen Berlin der vier Sektoren, lebte im von der Mauer umschlossenen West-Berlin und litt offenkundig an der zähen Stimmung verantwortungsschwacher Selbstgefälligkeit, die sich im Westen der Stadt in den siebziger und achtziger Jahren zusehends ausbreitete. Zunächst als FDP-Abgeordneter, später als Staatssekretär in wechselnden Senatsverwaltungen wirkte er mit in der politischen Szene der Stadt. Nach der Einheit wechselte er im Staatssekretärs-Status nach Potsdam, sah sich dort vier Jahre lang die neue Landesregierung von innen und Berlin von außen an.

Sein Bericht über die aktive Zeit in der Politik, der auch Eindrücke aus den Nach-Wende-Jahren im Land Brandenburg enthält, ist ein persönlich gefärbtes Erinnerungsprotokoll. Dittberner erliegt nicht der Versuchung, die eigene Rolle in der Rückschau bedeutungsschwer zu verklären. Er verzichtet, obwohl habilitierter Soziologe, auch auf angestrengtes Streben nach tiefgründiger Analyse, sondern schreibt als wohlwollender, mitunter mokanter Beobachter Erlebnisse und Anekdoten auf. So entsteht ein unterhaltendes Mosaik (West-)Berliner und Brandenburger Interna; Haupt- und Nebensächliches folgen aufeinander und wechseln sich ab.

Grundsätzlichen politischen Ereignissen läßt Dittberner mitunter eigene Hypothesen folgen, doch verzichtet er auf ausführliche Begründungen. So bleibt die Neugierde unbefriedigt, warum das Vier-Mächte-Abkommen zusehends Spannungen zwischen provinzieller Berliner Normalität und dem besonderen alliierten Status bewirkte oder mit welchen Mitteln nach der Wende nordrhein-westfälisches Leihpersonal in Brandenburg die Fusionspläne Brandenburgs und Berlins blockierte.

Ins Allgemeine zielen allein kleine Abhandlungen am Ende des Buches, die sich mit Verwaltung, Parlament und Regierung befassen. Da hat der Autor, wiederum von eigener Erfahrung ausgehend, ein vergnüglich-banales Ratgeber-Kompendium für politisch Karrierewillige verfaßt. Es enthält allerlei bittere Beispiele aus dem Verwaltungsalltag, auch Charakterstudien von Beamtentypen, Diepgen und Stolpe werden einem Vergleich unterzogen, schließlich kommen allerlei Tips für angehende Abgeordnete vor. Einer der Ratschläge lautet: "Du darfst niemals sagen, du bist des Geldes wegen in der Politik." JOHANNES LEITHÄUSER

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