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Berlin um 1890. Das Kaiserreich hat seine volle Pracht entfaltet - doch hinter den glänzenden Fassaden beginnt es zu bröckeln. Sophie von Zietowitz versucht der Fuchtel ihrer strengen Mutter durch Heirat zu entkommen. Mangels Mitgift weit unter Stand, denn seit dem rätselhaften Tod des Vaters reicht das Geld gerade noch, um den schönen Schein nach außen zu wahren. Ihre Tochter Charlotte soll es einmal besser haben. Doch Charlotte hat ihren eigenen Kopf. Abitur will sie machen, Medizin studieren, Ärztin werden - und das in einer Zeit, in der Mädchen und jungen Frauen der Zugang zu Gymnasien und…mehr

Produktbeschreibung
Berlin um 1890. Das Kaiserreich hat seine volle Pracht entfaltet - doch hinter den glänzenden Fassaden beginnt es zu bröckeln. Sophie von Zietowitz versucht der Fuchtel ihrer strengen Mutter durch Heirat zu entkommen. Mangels Mitgift weit unter Stand, denn seit dem rätselhaften Tod des Vaters reicht das Geld gerade noch, um den schönen Schein nach außen zu wahren. Ihre Tochter Charlotte soll es einmal besser haben. Doch Charlotte hat ihren eigenen Kopf. Abitur will sie machen, Medizin studieren, Ärztin werden - und das in einer Zeit, in der Mädchen und jungen Frauen der Zugang zu Gymnasien und Hochschulen in Preußen verwehrt ist.Sophie und Charlotte - zwei unterschiedliche Frauen in einer Zeit des Umbruchs, auf der Schwelle zur Emanzipation in einer Zeit, in der es Mädchen nicht einmal erlaubt war, Fahrrad zu fahren.Ab 13 Jahren
Autorenporträt
Gabriele Beyerlein, geb. 1949 in der Oberpfalz, wuchs in Franken auf. Sie studierte Psychologie in Erlangen und Wien, promovierte an der Universität Erlangen-Nürnberg und arbeitete in der sozialwissenschaftlichen Forschung. Sie lebt mit ihrem Mann in Darmstadt und hat zwei inzwischen erwachsene Kinder. Aus ihrem Hobby Archäologie wurde nach und nach ihr zweiter Beruf. Seit 1987 ist sie freie Schriftstellerin.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.05.2008

Kein Mann zum Heiraten
Gabriele Beyerlein verlässt den Ballsaal

Historische Jugendromane, in denen die Figuren ihre Umwelt mit einem Blick durchschauen und gegen jede Ungerechtigkeit einen Kreuzzug vom Zaun brechen, kommen bei Teenagern häufig nicht schlecht an - vielleicht, weil sie der eigenen Lebensstimmung entsprechen. Mit zunehmender Lese- und Lebenserfahrung stellt sich bei so manchem dann aber doch eher Misstrauen gegen fiktive Überflieger ein.

Gabriele Beyerlein hat die Hauptpersonen ihrer Berlin-Trilogie keineswegs überlebensgroß angelegt. Ebenso gut recherchiert wie bereits der erste Band über Dienstmädchen Lene, folgt der zweite Band "Berlin, Bülowstraße 80a" der Majorin Charlotte von Zietowitz, ihrer Tochter Sophie und später der Enkelin Lotte kleinteilig durch historische Umwälzungen von der Kaiserzeit bis in die Weimarer Republik.

Dabei bleiben alle Figuren Produkte ihrer eigenen Biographie und sind nicht frei von Vorurteilen und Widersprüchen im Umgang mit der Welt. Erzählt wird zu Beginn durch den Fokus der jungen Sophie, so dass ein wenig Überschwang erlaubt ist: Wann, wenn nicht in der Tanzstunde, soll man sich begeistern für schneidige Ulanen-Leutnants oder Herrn Rosenstock mit den großen dunklen Augen und der markanten Nase, die sein Gesicht so "geistvoll" macht? Letzterer ist allerdings ein Emporkömmling und kommt selbst als Fabrikantensohn für eine bitterarme Baronesse nicht in Frage: "Nichts gegen Personen mosaischen Glaubens, aber sie sind nun einmal zum Offiziersstand nicht zugelassen", spricht Mama Zietowitz. Sophie folgt ihr, zumindest vorerst. Rosenstock hat Jahre später seinen Wiedergänger in Sophies großer Liebe Alexander Wiesenthal. Der dezente Satz zum Ehebruch "Sie fanden einander in einer Schonung, im Gras zwischen jungen Kiefern" wird allerdings Kicheranfälle auslösen - schreibt hier noch Beyerlein, oder ist das aus dem Debüt der späteren Unterhaltungsromanautorin Sophie?

Es ereignet sich viel in Sophies Welt, vielleicht sogar allzu viel: von untreuen Ehemännern geschwängerte und auf die Straße gesetzte Dienstmädchen, ein folgenreiches Duell im Morgengrauen, der Satz "Das Schicksal einer jungen Dame entscheidet sich im Ballsaal", die Schwierigkeiten der ersten Medizinstudentinnen an preußischen Universitäten oder die Bücherverbrennung, denen Sophies Romane 1933 zum Opfer fallen - alles da.

Trotzdem ist Gabriele Beyerleins gut lesbarer Roman insgesamt plausibel und trägt immerhin dazu bei, gegen aktuell diskutierte konservative Rollenvorstellungen nicht weit von "ganz Mütterlichkeit und Herz und Gemüt" zu immunisieren: Wir wollen weder Kaiser Wilhelm noch die Majorin von Zietowitz wiederhaben!

ANNETTE ZERPNER.

Gabriele Beyerlein: "Berlin, Bülowstr. 80a". Stuttgart, Thienemann 2007. 496 S., geb., 19,90 [Euro]. Ab 12 J.

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