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Geschichten voll eigenwilliger Wahrnehmungen, voll Witz und Leichtigkeit, die Renee Zucker, frei durch die Stadt streunend, eingesammelt hat: ein Mikadowurf von Alltagsgeschichten, bitter und komisch, bunt und unvernünftig.

Produktbeschreibung
Geschichten voll eigenwilliger Wahrnehmungen, voll Witz und Leichtigkeit, die Renee Zucker, frei durch die Stadt streunend, eingesammelt hat: ein Mikadowurf von Alltagsgeschichten, bitter und komisch, bunt und unvernünftig.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.03.1995

Und dann links ab nach Berlin
Matthias Beltz im Deutschen Filmmuseum zu den Alltagsgeschichten von Renée Zucker

Wo liegt Berlin? "Wenn man von Frankfurt/Main nach Frankfurt/Oder fährt, geht's links ab", sagt Matthias Beltz. "Berlin ist anderswo", sagt Renée Zucker und hat diese Erkenntnis gleich als Titel für ihr neues Buch verwendet (Rowohlt Verlag, 140 Seiten, 26 Mark). Im Filmmuseum hat sie jetzt daraus vorgelesen.

Beltz, ein alter Bekannter der aus Essen stammenden früheren "taz"-Redakteurin, die heute als Autorin an der Spree lebt, ließ es sich nicht nehmen, bei der Präsentation immer wieder auf den traditionsreichen Wettbewerb zwischen Frankfurt und Berlin hinzuweisen. Kaskadenartig ergoß sich eine Flut von Daten, Fakten, Namen über das Publikum, gewürzt mit absurden Wendungen und Abstechern nach Bonn, mit Seitenhieben auf die ARD-"Kanalratten" und mit banal-komischen Begebenheiten. Mit unüberhörbarem Auftrumpfen des Hessen gegen den sich stets weltstädtisch gebärdenden Berliner erinnerte Beltz an den Ausspruch von Kaiser Wilhelm I. bei der Eröffnung der Frankfurter Oper 1880 ("Das könnte ich mir in Berlin nicht erlauben") und, nicht zu vergessen, an ein hessisch-preußisches Fußballspiel im Berliner Olympiastadion. Berlin habe keine Mauer mehr, Frankfurt allerdings noch immer die Eschersheimer U-Bahn: "Da gibt's auch immer Tote." Wer Beltz beim Wort nimmt, ist selber schuld.

Frankfurt bleibt am Main, und "Berlin ist anderswo". Wo genau, beschreibt Renée Zucker in ihren Alltagsgeschichten, in denen sie dem Ostberliner Laubenpieper-Ehepaar aufs Maul, der Ruhlebener Trauergemeinde ins Herz oder der Geistheilerin auf die orangefarbenen Fingernägel schaut: Momentaufnahmen einer sich wandelnden, einer brodelnden Stadt, aber auch Bilder des Menschlichen an sich. Leicht und witzig bei aller Sachlichkeit geraten die Beschreibungen; sie rutschen manchmal jedoch ins Plakative ab, wenn die Begleitung des Sterbenden "eine sehr intensive Erfahrung" oder am Morgen danach der Himmel "wahnsinnig blau" ist.

Gleichviel, ob sie in den Weiten der Stalinallee mit der vierten Frau ihres Vaters bei der zweiten, einer kommunistischen Russin aus schottisch-baltischem Adelsgeschlecht, beim Tee sitzt, ob sie über die Baustellen Ostberlins streift und westfälische Touristen belauscht - Renée Zuckers Geschichten atmen Authentizität. Und manchmal, versteckt zwischen den Zeilen, finden sich wehmütige Gedanken an das verlorene Westberliner Mikroklima. als.

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"Ein kurzweiliges Stadt-Porträt aus einer schrägen Perspektive." (BuchJournal)