David Clay Large erzählt die Geschichte Berlins farbig, vibrierend, subversiv und geistreich - wie es dieser dynamischen Stadt angemessen ist. Den Rahmen seiner Geschichte bilden die beiden Vereinigungen Deutschlands: 1871 und 1990. In diesem Zeitraum hat Berlin eine an dramatischen Höhen und Tiefen reiche Entwicklung durchgemacht wie kaum eine andere Stadt: von einem verschlafenen preußischen Provinznest zum Symbol der Modernität, zu einem Treffpunkt von Immigranten, Künstlern und Intellektuellen, zum kulturellen Mekka, das Paris und London an Bedeutung zu übertreffen schien. In der NS-Zeit Schauplatz von Terror und Machtmißbrauch, nach 1945 in Schutt und Asche gelegt, wurde Berlin während der Teilung zur Ikone des Kalten Kriegs und ist heute wieder Hauptstadt der Deutschen. Large knüpft die politischen, sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Ereignisse zu einem farbenprächtigen Teppich zusammen. Er ruft all die Namen in Erinnerung, die zum kosmopolitischen Geist dieser Stadt beigetragen haben. Sein glänzend erzähltes Buch verbindet seine profunden und weitgefächerten Kenntnisse der deutschen Geschichte mit scharfsinniger, lebendiger und oft humorvoller Geschichtsschreibung.
Schillernd, schrill und subversiv
Es gibt wohl niemanden, den die Stadt Berlin gleichgültig lässt - im positiven wie im negativen Sinne. Während die einen von den unbegrenzten Möglichkeiten und dem prallen Leben schwärmen, verziehen die anderen nur das Gesicht und sprechen vom Armenhaus der Nation. An Berlin haben sich immer schon die Geister geschieden.
Wechselvolles Auf und Ab
David Clay Large zeichnet ein lebendiges Bild der deutschen Hauptstadt. Er erzählt in einem Ton, der perfekt zu Berlin passt, und führt den Leser mit Bissigkeit und Ironie durch seine wechselhafte Geschichte. Die beiden Vereinigungen 1871 und 1990 fungieren dabei als äußere Klammer. Beginnend bei Bismarck, der Berlin als öden Betondschungel empfand, schildert Large vor allem die Zeit der Weimarer Republik, Berlins Blütezeit in künstlerischer Hinsicht. Die Tänzerin Josephine Baker, der Theaterregisseur Max Reinhardt, der Maler Lovis Corinth, der Komponist Wilhelm Furtwängler, um nur einige wenige zu nennen, schätzten die Wildheit, die Lebendigkeit, das Unorthodoxe und erhoben Berlin zu einer Weltstadt. Der kreative "Tanz auf dem Vulkan" endete jäh mit der Machtergreifung Hitlers. Berlin war nun die Hauptstadt des Dritten Reichs und verkörperte das genaue Gegenteil von dem, was es bisher ausgemacht hatte: Angst und Schrecken statt Phantasie. Wer die Zeichen der Zeit erkannte und die nötigen Mittel aufbringen konnte, versuchte rechtzeitig zu fliehen: linke Politiker, Künstler, Intellektuelle, Juden.
Nachkriegszeit, Teilung und Vereinigung
Anhand der "großen Daten" in der deutschen Geschichte erzählt Large dann die Entwicklung Berlins. So macht er deutlich, wie sehr die Teilung dem Stadtbild ihren Stempel aufgedrückt hat, wie stark die beiden Hälften auseinandergedriftet sind. Large schildert abschließend die Bemühungen, die Vergangenheit zu bewältigen. Dazu zählen sowohl die Diskussion um das Holocaust-Mahnmal als auch die Auseinandersetzungen über die Aufstellung der Pietà von Käthe Kollwitz. Large erweist sich, nach dem Urteil seines Kollegen Gordon A. Craig, "als ein guter Erzähler und ein hervorragender Historiker". (Mathias Voigt, literaturtest.de)
Es gibt wohl niemanden, den die Stadt Berlin gleichgültig lässt - im positiven wie im negativen Sinne. Während die einen von den unbegrenzten Möglichkeiten und dem prallen Leben schwärmen, verziehen die anderen nur das Gesicht und sprechen vom Armenhaus der Nation. An Berlin haben sich immer schon die Geister geschieden.
Wechselvolles Auf und Ab
David Clay Large zeichnet ein lebendiges Bild der deutschen Hauptstadt. Er erzählt in einem Ton, der perfekt zu Berlin passt, und führt den Leser mit Bissigkeit und Ironie durch seine wechselhafte Geschichte. Die beiden Vereinigungen 1871 und 1990 fungieren dabei als äußere Klammer. Beginnend bei Bismarck, der Berlin als öden Betondschungel empfand, schildert Large vor allem die Zeit der Weimarer Republik, Berlins Blütezeit in künstlerischer Hinsicht. Die Tänzerin Josephine Baker, der Theaterregisseur Max Reinhardt, der Maler Lovis Corinth, der Komponist Wilhelm Furtwängler, um nur einige wenige zu nennen, schätzten die Wildheit, die Lebendigkeit, das Unorthodoxe und erhoben Berlin zu einer Weltstadt. Der kreative "Tanz auf dem Vulkan" endete jäh mit der Machtergreifung Hitlers. Berlin war nun die Hauptstadt des Dritten Reichs und verkörperte das genaue Gegenteil von dem, was es bisher ausgemacht hatte: Angst und Schrecken statt Phantasie. Wer die Zeichen der Zeit erkannte und die nötigen Mittel aufbringen konnte, versuchte rechtzeitig zu fliehen: linke Politiker, Künstler, Intellektuelle, Juden.
Nachkriegszeit, Teilung und Vereinigung
Anhand der "großen Daten" in der deutschen Geschichte erzählt Large dann die Entwicklung Berlins. So macht er deutlich, wie sehr die Teilung dem Stadtbild ihren Stempel aufgedrückt hat, wie stark die beiden Hälften auseinandergedriftet sind. Large schildert abschließend die Bemühungen, die Vergangenheit zu bewältigen. Dazu zählen sowohl die Diskussion um das Holocaust-Mahnmal als auch die Auseinandersetzungen über die Aufstellung der Pietà von Käthe Kollwitz. Large erweist sich, nach dem Urteil seines Kollegen Gordon A. Craig, "als ein guter Erzähler und ein hervorragender Historiker". (Mathias Voigt, literaturtest.de)
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 07.04.2002Larges Berlin-Buch
Eine Millionenstadt besteht aus Millionen von Daten. Und doch kann man ihr einen unverwechselbaren Charakter abgewinnen. Es geht ihr hier nicht anders als hochorganisierten Zellwesen. Wenn zum Beispiel von einem Spätentwickler erzählt wird, der etwas ungehobelt geblieben ist, mit feuchten Augen in seine bewegte Vergangenheit schaut und zugleich mit Neuem so vollgestopft wird, daß er von seinem "Anspruch auf Größe" geradezu überzeugt sein muß, dann dämmert einem: Dieses Wesen könnte nicht nur ein Bewohner der deutschen Hauptstadt sein, es könnte sogar sie selbst sein. Zu dieser Erkenntnis führt "Berlin. Biographie einer Stadt" des Historikers David Clay Large. Nicht zum ersten, vermutlich auch nicht zum letzten Mal.
mia
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Eine Millionenstadt besteht aus Millionen von Daten. Und doch kann man ihr einen unverwechselbaren Charakter abgewinnen. Es geht ihr hier nicht anders als hochorganisierten Zellwesen. Wenn zum Beispiel von einem Spätentwickler erzählt wird, der etwas ungehobelt geblieben ist, mit feuchten Augen in seine bewegte Vergangenheit schaut und zugleich mit Neuem so vollgestopft wird, daß er von seinem "Anspruch auf Größe" geradezu überzeugt sein muß, dann dämmert einem: Dieses Wesen könnte nicht nur ein Bewohner der deutschen Hauptstadt sein, es könnte sogar sie selbst sein. Zu dieser Erkenntnis führt "Berlin. Biographie einer Stadt" des Historikers David Clay Large. Nicht zum ersten, vermutlich auch nicht zum letzten Mal.
mia
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Nach Meinung der Rezensentin Sieglinde Geisel hat der Amerikaner David Clay Large eine Marktlücke entdeckt: in neuerer Zeit hätte sich noch niemand einen solch "beherzten Wurf zur allgemeinen Geschichte Berlins" zugetraut. In seiner zeitlichen Beschränkung auf die "beiden Hauptstadtwerdungen Berlins" lässt Large zwar "historische Tiefenschärfe" vermissen, findet Geisel, doch für ein breites Publikum habe dieser Wälzer durchaus "Gebrauchswert". Unterhaltsam geschrieben ist er außerdem, meint Geisel, denn Large erkläre Berlin nicht, sondern erzähle es. Gut gefallen hat der Rezensentin auch, dass das "schwule Berlin" so ausgiebig vorgestellt wird. Überhaupt ermöglichen die von Large erzählten Geschichten und die angeführten Daten und Fakten der Rezensentin einen veränderten, klareren Blick auf das heutige Berlin, auf Schlossplatz- und andere Stadtplanungsdiskussionen, auf Mai-Krawalle und Bevölkerungsentwicklung.
© Perlentaucher Medien GmbH
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