Am 10. November 1975 verfaßte ein Mitarbeiter der Stasi ein mehrseitiges Papier, das sich zur "Information" an die höchsten Stellen der ehemaligen DDR richtete und diesen warnend zu berichten wußte: "... daß sich mehrere Schriftsteller zielgerichtet mit der Absicht zusammengefunden haben, eine Anthologie von Erzählungen unter dem Titel "Berliner Geschichten zusammenzustellen und sie einem Verlag in der DDR zur nichtkorrigierten Veröffentlichung anzubieten." Den "Fall", als dessen Initiatoren die Schriftsteller Ulrich Plenzdorf, Klaus Schlesinger und Martin Stade ausgemacht wurden, galt es ab sofort "durch differenzierte Maßnahmen... zu unterbinden". 20 Jahre später erscheinen jetzt die Berliner Geschichten - bereichert um ein erklärendes Vorwort und vor allem um Dokumente der Staatssicherheit, die auf ihre Weise beleuchten, daß Literatur, ernst genommen, gefährlich zu werden vermag.