In notizbuchartigen Einträgen beschreibt die Journalistin und Filmemacherin Dora Kaprálova aus der Perspektive der "freiwilligen Emigrantin" ihr Leben in Berlin in in den Jahren 2013 bis 2015. Ihr Alltag zwischen Kita, Treppenhaus und hauptstädtischem Kulturbetrieb, gelegentlich unterbrochen durch Abstecher in die tschechische Provinz, ist nur vordergründig banal. Der sonnige Fahrradausflug mit der Tochter zum Teufelssee führt zur Erkenntnis der eigenen Vergänglichkeit. Die amüsanten überkandidelten Dialoge auf der Halloweenparty hinterlassen einen leicht bitteren Nachgeschmack. Sie beobachtet die Alteingesessenen wie die Zugewanderten, die Verzweifelten und auch die Erfolgsverwöhnten, die Intellektuellen oder den Metzger um die Ecke. Detailliert und treffend, stets humorvoll aber alles andere als unkritisch, hält sie der multikulturellen Metropole den Spiegel vor. Ein Lesevergnügen mit Nachhall.
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