Die Biografie des Begründers des Hamburger Tropeninstituts liefert zugleich Einblicke in die Verfasstheit einer kolonialen Generation.Bernhard Nocht (1857-1945), ein begabter Schüler von Robert Koch, avancierte 1893 zum ersten Hamburger Hafenarzt, gründete 1900 gegen erhebliche Widerstände das weltweit renommierte Hamburger Institut für Schiffs- und Tropenkrankheiten und galt Zeitgenossen als herausragender Gesundheitsmanager und »Vater der deutschen Tropenmedizin«. Weniger bekannt ist Nochts prägende frühe koloniale Erfahrung auf einem deutschen Kanonenboot in der Südsee. Ein Resultat dieser Erfahrung war, dass Nocht den Kolonialismus als »strukturell rassistisches Unrechtssystem« (Jürgen Zimmerer) zeitlebens weiter vorantrieb und beförderte.Markus Hedrichs Studie rekonstruiert Nochts Vita erstmals fundiert aus den Quellen heraus und fragt nach den Schnittpunkten von Kolonialismus, modernem Gesundheitsmanagement und einem sich entfaltenden Netzwerk kolonialer Experten, einer »kolonialen Generation«. Zugleich fokussiert der Autor die politischen Anschauungen des nationalliberalen Nocht vom kaiserzeitlichen Deutschland bis zum NS-Regime. Diese Biografie ist eine Studie über erhebliche tropenmedizinische Erfolge, aber auch über Kolonialrassismus - von Nochts ersten Schritten als Marinearzt in der kolonialen Südsee, über das Direktorat des weltbekannten Hamburger Tropeninstituts bis hin zu seinem Freitod im Juni 1945.