PrologDunkle Wolken wälzten sich über den Himmel, Sturmböen fegten den Müll ungezählter Grillfeste über die Wiesen am Fluss, dann fielen erste Regentropfen auf die von einer wochenlangen Hitzewelle wie gelähmt daliegende Stadt. Lautlose Blitze zuckten am Horizont, die Luft stank nach Elektrizität und Tod. Picknickkörbe, Decken und Kinder wurden eilig zusammengerafft, fluchtartig verließen die Menschen die Isar-Auen und suchten Schutz in den umliegenden Kneipen. Sie hatten keine Ahnung, was sich über München zusammenbraute. ~Astaroth hingegen verspürte keineswegs den Wunsch, im hippen Gärtnerplatzviertel noch schnell einen Latte macchiato oder Aperol Sprizz zu trinken, anschließend in eine überteuerte Altbauwohnung zu eilen, vollgekackte Windeln zu wechseln, dreckige Kinder sauber zu schrubben und dann weitere Menschen in eine bereits heillos übervölkerte Welt zu setzen. Was hauptsächlich daran lag, dass er kein Mensch war. Gegen einen Drink hätte er jedoch keine Einwände gehabt. ~Astaroth war ein mächtiges Geschöpf aus den Tiefen von Zeit und Raum, auch wenn er momentan ohnmächtig im Körper eines Feuersalamanders steckte. Und in einer Regenrinne. Während sein Bewusstsein langsam zurückkehrte, versuchte er, sich einen Überblick über seine derzeitige Lage zu verschaffen. Er war sich ziemlich sicher, nicht seine gesamte bisherige Existenz im Körper eines, wenn auch ziemlich hübschen, Feuersalamanders verbracht zu haben, denn woher stammten dann die Bilder von Vernichtung und Tod, die wie Blitzlichter vor seinem geistigen Auge aufflackerten? Und wieso fühlte er sich gedemütigt? Nach allem, was er über Amphibien wusste, sollte ein Lurch ein dunkles, feuchtes Loch doch als angenehm empfinden. Kaltes Regenwasser, angereichert mit verfaulendem Laub und Taubenkot, tropfte ihm in die lidlosen Augen und dergestalt erfrischt begann er, sich zu erinnern...