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Berthold Auerbach, eigentlich Moses Baruch Auerbacher, 1812 in Horb-Nordstetten im Schwarzwald geboren und 1882 in Cannes gestorben, wurde wie Goethe, Herder, Hölderlin, Kleist, Jean Paul und Schiller vom "großen" Cotta, also vom "König der Verleger" verlegt und war wohl der international bekannteste deutsche Erzähler des 19. Jahrhunderts. Auerbach propagierte einen neuen europäischen Realismus und verdankte seinen Ruhm insbesondere seinen "Schwarzwälder Dorfgeschichten", sie wurden gelesen und übersetzt in England, Frankreich, Holland, Schweden und in den USA. Tolstoi besuchte ihn, mit…mehr

Produktbeschreibung
Berthold Auerbach, eigentlich Moses Baruch Auerbacher, 1812 in Horb-Nordstetten im Schwarzwald geboren und 1882 in Cannes gestorben, wurde wie Goethe, Herder, Hölderlin, Kleist, Jean Paul und Schiller vom "großen" Cotta, also vom "König der Verleger" verlegt und war wohl der international bekannteste deutsche Erzähler des 19. Jahrhunderts. Auerbach propagierte einen neuen europäischen Realismus und verdankte seinen Ruhm insbesondere seinen "Schwarzwälder Dorfgeschichten", sie wurden gelesen und übersetzt in England, Frankreich, Holland, Schweden und in den USA. Tolstoi besuchte ihn, mit Turgenjew war er befreundet - und Mark Twain schaute mit seinem Blick auf Deutschland.

Berthold Auerbachs Briefe an seinen Namensvetter Jakob sind ein einmaliges Zeugnis für die politischen, ideologischen und psychischen Probleme des deutschen 19. Jahrhunderts. Auerbach, der "jüdisch geborene Deutsche" musste am Ende seines Lebens das Scheitern aller humanistischen Hoffnungen und die Wiederkehr eines unversöhnlichen Antisemitismus miterleben.

In unserer Zeit ist Bertold Auerbach fast so schlecht wie vergessen - und soll aber mit diesem Buch für die gute Leserschaft gewissermaßen "gerettet" werden. Hermann Kinder, von Auerbach fasziniert, hat die ursprünglich annähernd 900 Seiten füllenden Briefe collagiert und nacherzählt - und hat dazu auch einen Kommentar verfasst, der wahrlich als kleine Einführung ins deutsche 19. Jahrhundert zu lesen ist.
Autorenporträt
Kinder, Hermann
1944 in Thorn/Polen geboren. Studium der Niederländischen und Deutschen Literatur und Kunstgeschichte, Dr. phil., lebt in Köln und Konstanz, bis 2008 Germanist an der Universität Konstanz. Schrieb seit 1977 zahlreiche erfolgreiche Prosabücher und erhielt dafür mehrere renommierte Preise. Zuletzt erschien in der Edition Haffmans bei Zweitausendeins sein Roman "Mein Melaten" (2006). Bei Klöpfer & Meyer gab er 2009 zusammen mit Jochen Kelter die erfolgreiche Anthologie "Bodenseegeschichten" heraus.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension

Für Sabine Peters ist dieses Buch eine Art Mobile, an dem verschiedene Textsorten eine vage, doch erkenntnisfördernde Balance erzeugen. Die von Hermann Kindler für diesen Band besorgte Auswahl aus den Briefen des jüdisch-deutschen Schriftstellers Berthold Auerbach, versehen mit Anmerkungen, Kommentaren und Nachwort, besticht für sie durch die Form der Collage, in der ein erläuterndes Ich über Auerbach spricht. Auerbach lernt sie als einen sympathischen, äußerst vielseitig interessierten, sensiblen Beobachter des 19. Jahrhunderts kennen. Die vorliegende Darstellung scheint ihr durch ihre selbst Widersprüchliches vereinende Lebendigkeit diesem Leben aufs beste zu entsprechen.

© Perlentaucher Medien GmbH
"Das Buch ist nicht nur lesenswert, sondern auch im besten Sinn lesbar." Germanistik "Auf 150 Seiten - weitere 130 umfassen die nicht minder aufschlussreichen Anmerkungen - ergibt sich ein komplexes Selbstbildnis Auerbachs: eines von Anfang an Zweifelnden (1840: 'Ich werde mich durch Freud und Leid schleppen und am Ende sterben'), eines Erfolgreichen (1845, nach Erscheinen der 'Dorfgeschichten': 'Ich war mein Lebtag nicht so wohlauf wie jetzt'), eines Liebenden (1846: 'Mein ganzes Herz lebt in Auguste') und eines Familienvaters (1849: 'Meine gute Nina lebt sich von Tag zu Tag mehr in mein Wesen ein'), eines Revolutionsanhängers (1848 in Wien: 'ein großes Stück Weltgeschichte erlebt'), eines Juden (1869 zieht es ihn nach Gernsbach, 'ein Städtchen, das auch eine jüdische Gemeinde hat') und eines Patrioten (1878: 'Für wen arbeitet man sein Leben lang mit allem Denken und Sinnen? Für sein deutsches Volk'). Ihre Authentizität und Glaubwürdigkeit schöpfen diese Schilderungen aus der Tatsache, dass Auerbach sie nicht an die Öffentlichkeit gerichtet hat, sondern an den Freund. Und der Kinder-Kniff, die Originalaussagen in einen Gesamttext zu integrieren, erleichtert es dem Leser, die politischen und persönlichen Befindlichkeiten Auerbachs nachzuvollziehen und darüber hinaus das historische Umfeld zu begreifen." Südwest Presse (Horb) "Wie Hermann Kinder mit den Dokumenten zu Auerbachs Leben und Werk umgeht, ist ungewöhnlich, gewagt und bewundernswert. Sein Buch ist keine Biografie, auch keine in Erzählform, und bleibt doch kein Detail schuldig; es ist erst recht keine kommentierte, auf kluge Auswahl bedachte Briefedition. Germanistischen Penibilitätsansprüchen verweigert es sich ebenso souverän wie forcierten Innovationserwartungen. Statt dessen: ein inständiges, behendes, bisweilen zartironisches Parlando, in dem sich die Sätze aus den Briefen Auerbachs und deren fortlaufender Kommentar umspielen, als hätten sie aufeinander gewartet. Hermann Kinder macht auf leichte Weise ernst mit einer Haltung, die Adorno und Horkheimer in ihrer 'Dialektik der Aufklärung' empfehlen und die sie 'mimetisches Verhalten' nennen. Dessen Absicht ist es, Perspektiven herzustellen ohne 'Willkür und Gewalt, ganz aus der Fühlung mit den Gegenständen heraus'. Zu lesen, wie dies hier gelingt, ist ein seltenes Glück." Konkret, "Buch des Monats" "Kinders Auerbach will uns vor allem als ein Mann der Widersprüche, wenn nicht als Zerrissener erscheinen. Der Geburtsschwabe und Gefühlsbadener war, so sehr er sich in die Kämpfe seiner Zeit einband, im Grunde ein Idylliker. Er führte ein rastloss Leben, sah sich von 'Gesellschaftsansprüchen ganz zersaust', bedauerte, sich als Zeitungsleser 'schon am Morgen das ganze Gewirre der Welt durch die Seele poltern zu lassen' und litt unter dem 'deutschen Elend', dem er durch seine pädagogisch-sittlichen Romane steuern wollte." Südkurier "Kinders Auerbach-Collage hat ihren ganz eigenen literarischen Wert; man liest sie sozusagen mit den Ohren: Einmal hört man einen Intellektuellen des 19. Jahrhunderts sprechen - und darüber hinaus taucht man in eine Sprachwelt ein, die herzustellen Kinders Verdienst ist." Deutschlandradio "Eine lehrreiche, staunenswerte Collage. Aus den Briefen Auerbachs ist immer wieder der sensible Skeptiker zu erkennen, selbstkritisch und widersprüchlich." Schwarzwälder Bote "Den Epochenbrüchen hielt Auerbachs Werk nicht stand, dessen dominante Elemente Erbauung und Erziehung uns heute schwer erträglich sind. So sieht es der Konstanzer Germanist und Schriftsteller Hermann Kinder, für den Auerbach, beginnend mit seiner Dissertation von 1973, lebensbegleitend wurde. Denn in den Briefen Auerbachs an seinen Namensvetter Jakob (mit dem Dichter nicht verwandt) erkennt Kinder 'eines der aufschlussreichsten, sensibelsten, intimsten und eloquentesten Dokumente' seiner Zeit; sie gelten ihm als exemplarisch 'für die Hoffnungen und Niederlagen dieses Umb…mehr