Der alte Glanz der Pfalz lag in Schutt und Asche. Nur der äussersten Sparsamkeit des Landesfürsten konnte es gelingen, das Land wieder zu dem üppigsten und fruchtbarsten aller deutschen Gaue zu machen. Liselottes Vater, der damals noch junge Kurfürst Karl Ludwig, bemühte sich daher auch redlich, die Wunden zu heilen, die der Dreissigjährige Krieg seinem schönen Lande geschlagen hatte. Es kam im Jahre 1649 in sehr verkleinertem Zustand in seine Hände. Die Hauptstadt Heidelberg lag halb in Trümmern. Ein grosser Teil der Dörfer und Flecken war vom Erdboden vollkommen verschwunden, die Bevölkerung durch Krieg und Seuchen aufgerieben. Ueberall wüteten Not, Hunger und Elend. Es bedurfte einer starken, energischen Hand, die Pfalz wieder zu Wohlstand zu bringen, und Karl Ludwig, den im Sturme des Lebens Aufgewachsenen, erwartete auch nach seinem Regierungsantritt kein sorgloses Dasein. In sich selbst fühlte er seinem Lande gegenüber eine tiefe Schuld. Er hoffte sie durch eisernen Fleiss und strengste Pflichterfüllung zu sühnen. Denn durch die Fehler seiner Eltern war die Pfalz ins Unglück geraten. Seine stolze Mutter, die Tochter König Jakobs I. von England, als Winterkönigin bekannt, hatte grosses Luxusbedürfnis. Sie war eine schöne Verschwenderin. Ihre Ansprüche und exzentrischen Neigungen überschritten weit die Verhältnisse am kurpfälzischen Hofe. Des Vaters verhängnisvolles Streben nach einem höheren, glänzenderen Thron hatte die kurfürstliche Familie zu obdachlosen Flüchtlingen gemacht und war schuld an der Verwüstung der Pfalz durch die Spanier und Franzosen.
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