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Schon die Tempel der Antike kannten ausführliche Inventarlisten, die vorhandene Kunstwerke aufzählten. Die Könige von Pergamon in Kleinasien und die Ptolemäer in Ägypten gründeten umfangreiche Kunstsammlungen. In der römischen Zeit waren es vor allem reiche Privatleute, die griechische Originale in ihren Privatbesitz überführten. Verres, ein Mann aus bescheidenen Verhältnissen und späterer Statthalter von Sizilien, brachte mit Gewalt und Totschlag die wohl größte Kunstsammlung der Antike in seinen Besitz. Im Mittelalter und in der Ranaissance wurde Kunst in hohem Maße gleichzeitig produziert…mehr

Produktbeschreibung
Schon die Tempel der Antike kannten ausführliche Inventarlisten, die vorhandene Kunstwerke aufzählten. Die Könige von Pergamon in Kleinasien und die Ptolemäer in Ägypten gründeten umfangreiche Kunstsammlungen. In der römischen Zeit waren es vor allem reiche Privatleute, die griechische Originale in ihren Privatbesitz überführten. Verres, ein Mann aus bescheidenen Verhältnissen und späterer Statthalter von Sizilien, brachte mit Gewalt und Totschlag die wohl größte Kunstsammlung der Antike in seinen Besitz. Im Mittelalter und in der Ranaissance wurde Kunst in hohem Maße gleichzeitig produziert und gesammelt. Ähnliche Beobachtungen gelten auch für den Anfang unseres Jahrhunderts. So finden wir über die Jahrhunderte in den Reihen der Sammler nicht nur den vermögenden Adel, wie etwa den Herzog von Berry, Kaiser Rudolf II. oder Katharina die Große in Rußland, sondern auch bürgerliche Familien, wie das Haus Fugger oder den Kölner Everhard Jabach. In kurzweiliger Form berichtet Manfred Reitz von Künstlern als Sammlern, von Sammlern als Künstlern, er beleuchtet den Kaufrausch der amerikanischen Millionäre und erzählt vom 'Mann, der Lenin kannte'. Den Band beschließen Peggy Guggenheim, Paul Getty und das Ehepaar Ludwig.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 11.04.1998

Nein, Peter!

"Eine Kunstsammlung kann eine höhere Anerkennung als Reichtum vermitteln", schreibt Manfred Reitz im Vorwort seines Buches über berühmte Kunstsammler. "Das Vermögen kann vergehen, die Kunstsammlung aber wird stets mit dem Sammler in Verbindung gebracht werden." Kunst als Statussymbol: Die Sammlung suggeriert Erfolg, Reichtum und Kulturbeflissenheit dazu. Reitz setzt bei der Antike ein, wo er in der Tempelausstattung schon eine erste Form der Kunstsammlung zu erkennen meint, erzählt dann von "geistlichen Schatzkammern", von Aristokraten und Monarchen, die Sammler und Mäzene zugleich waren, von Künstlern, die andere Künstler sammelten, vom "Kaufrausch der amerikanischen Millionäre" und schließlich von modernen Sammlern, die den Fundus renommierter Museen lieferten. Reitz versucht gar nicht nicht zu ergründen, was die Sammler an-und umtrieb. Er begnügt sich mit der Aufzählung von Daten und Ereignissen, um das Entstehen einer Sammlung zu beschreiben; seine Kommentare sind ziemlich trivial - apodiktisch: "Die Wandlung zum selbstbewußten Individuum brachte große Sammlerpersönlichkeiten hervor", heißt es über die Medici; über den Herzog von Berry: "Für sein Land war der Herzog unbedeutend und sogar schädlich; er lebte als ein Genußmensch für seine Sammlungen"; und über Peggy Guggenheim: Sie "sammelte Arbeiten der künstlerischen Avantgarde ihrer Zeit und lebte auch mit den Künstlern zusammen". Aber Peggy Guggenheim weiß Reitz als "eine der wenigen Frauen dieses Jahrhunderts" zu würdigen, "die unabhängig von ihren Ehemännern eine eigene Kunstsammlung aufgebaut haben"; denn sonst "haben Ehefrauen die Sammleraktivitäten ihrer reichen Ehegatten stark beeinflußt, doch den Ruhm der dabei entstandenen Sammlung ernteten meist die Ehemänner". Und die hatten es sowieso nicht leicht mit dem Sammeln: "Das Urteil über die schönen Künste mußte absolut sicher sein, denn über die Qualität von Kunst hatte der Sammler zu entscheiden, und es bedeutete einen gesellschaftlichen Abstieg, wenn schlechte Qualität erworben wurde." Ausdrücke wie "qualitätsvolle Kunst", "Spitzenwerke", "Spitzenkunst", "Spitzenqualität", "Kunstwerke der ersten Güte" verwendet Reitz wie eine harte Währung. Und auch Anekdoten - gegen die an und für sich nichts zu sagen wäre - werden mit einem Ernst referriert, daß sie ins Lächerliche abgleiten, so zum Beispiel die Beschreibung des Sammlerehepaars Ludwig: "Bei den Großeinkäufen von Kunst kam es häufig zwischen dem Ehepaar zu Meinungsverschiedenheiten, und der Satz: ,Nein, Peter, das kaufst du nicht!', war bei den Galeristen gefürchtet." Wer so etwas für Erkenntnisgewinn hält, kommt bei diesem Buch auf seine Kosten. sab.

Manfred Reitz: Berühmte Kunstsammler. Von Verres bis Peggy Guggenheim. Insel Taschenbuch, Frankfurt 1998. 160 Seiten, 14,80 DM.

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