Historische Phänomenologie eines hochgebildeten Kirchenhistorikers
Angesichts umfangreicher Werke wie der 14-bändigen „Geschichte des Christentums“ des Herder-Verlags (ca. 15.000 Seiten) muss der Versuch, eine „Beschreibung des Christentums“ auf nur 300 Seiten zu drängen, geradezu vermessen
erscheinen. Der evangelische Kirchenhistoriker Ernst Benz (1907–1978) war sich der Waghalsigkeit seines…mehrHistorische Phänomenologie eines hochgebildeten Kirchenhistorikers
Angesichts umfangreicher Werke wie der 14-bändigen „Geschichte des Christentums“ des Herder-Verlags (ca. 15.000 Seiten) muss der Versuch, eine „Beschreibung des Christentums“ auf nur 300 Seiten zu drängen, geradezu vermessen erscheinen. Der evangelische Kirchenhistoriker Ernst Benz (1907–1978) war sich der Waghalsigkeit seines Unterfangens bewusst, wie bereits sein Vorwort zu dieser Phänomenologie zeigt. Benz nähert sich der Aufgabe in 39 Kapiteln, die er in vier große Themenbereiche einteilt:
I. Das Selbstverständnis des Christentums
II. Grundgedanken des christlichen Glaubens
III. Die Kirche
IV. Die christlichen Kirchen und ihre Umwelt
Als universal gebildeter Historiker holt Benz weit aus und bezieht katholische, orthodoxe und protestantische Richtungen und namhafte Vertreter mit ein, inklusive Mystiker, Heilige, Freikirchen und neuerer charismatischer Bewegungen, und auch Seitenformen des Christentums wie christlicher Sozialismus, Quäker und esoterische Sonderbewegungen werden in knappen Sätzen gewürdigt. Stets merkt man bei Benz den unkonventionellen Forscher, der schon zuvor zu vielen Themen publiziert hatte, die in kirchengeschichtlichen Vorlesungen eher ein Randthema bleiben.
Ein knappes Literaturverzeichnis ergänzt den Band, leider fehlen aber z.B. ein Themenverzeichnis, ein Personenverzeichnis und ein Bibelstellenverzeichnis, die eine bessere Recherche in diesem Buch ermöglichen würden. Trotzdem aufgrund seines weiten Forschungshorizonts ein bahnbrechendes Werk, das auch als Zusammenschau der „einen, heiligen, allgemeinen und apostolischen Kirche“ innerhalb eines geistlichen Lebens- und Reifungsweges aufgefasst werden darf.