In den letzten Jahren streiten Linguisten um den Platz der Beschreibung gesprochener Sprache in der Grammatik. Viele empirische Arbeiten beschreiben Eigenschaften des gesprochenen Deutsch detailliert, ohne die Frage zu stellen, im Rahmen welcher Modelle und mit welchen Perspektiven Eigenschaften des gesprochenen Deutsch beschrieben und erklärt werden können. Die Beiträge zur Sektion «Welches Modell benötigt man für die Beschreibung der gesprochenen Sprache» auf dem Terzo Convegno Linguistica tedesca in Italia (Rom 2008) befassen sich mit theoretischen, methodischen und korpuslinguistischen Fragen der Analyse gesprochener Sprache. Die Problemstellung wird von den Autoren auf unterschiedlichen Ebenen der linguistischen Beschreibung beantwortet: Johannes Schwitalla erstellt ein mediales Differenzprofil von geschriebener und gesprochener Sprache, Federico Albano Leoni entbindet die Stimme (Prosodie) der (supra-)segmentalen Phonologie und Peter Auer beschreibt anhand von Projektionen die Prozesshaftigkeit der Rede. Ferner widmet sich Stephan Stein dem Problem der Operationalisierung elementarer Beschreibungseinheiten, Norbert Dittmar untersucht am Beispiel des Konnektors also grammatisch integrierte und nicht-integrierte Teile (pragmatisch regierte Ränder) von Äußerungen, Manuela Moroni stellt ein Modell der syntaktisch-prosodischen Analyse von Partikeln vor, Anja Stukenbrock illustriert die multimodale (kontextsensitive) Beschreibung des deiktischen Ausdrucks so am Beispiel von Fernseh- und Videoaufzeichnungen und Claudia Wich-Reif liefert eine varietätenumfassende Bestandsaufnahme des neudeutschen Ausdrucks so'ne in sone Dinge.