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Lateinamerika ist ein Kontinent der krassen sozialen Gegensätze. Für die wenigen Reichen ist er das Paradies, für die vielen Armen die Hölle. Sie schinden sich für Hungerlöhne, nehmen Misshandlungen, Ungerechtigkeiten oder ein Leben in der Illegalität in Kauf. Vor allem Frauen sind Opfer der Verhältnisse. Über zwanzig Millionen verdingen sich als Hausangestellte, weil die Gesellschaft ihnen keine Ausbildung ermöglicht, ihnen der erlernte Beruf kein Auskommen bietet oder weil sie keine Stelle finden. Weil sie überleben müssen.Für ihre Herrschaften sind sie Maschinen: Man kauft sie, und dann…mehr

Produktbeschreibung
Lateinamerika ist ein Kontinent der krassen sozialen Gegensätze. Für die wenigen Reichen ist er das Paradies, für die vielen Armen die Hölle. Sie schinden sich für Hungerlöhne, nehmen Misshandlungen, Ungerechtigkeiten oder ein Leben in der Illegalität in Kauf. Vor allem Frauen sind Opfer der Verhältnisse. Über zwanzig Millionen verdingen sich als Hausangestellte, weil die Gesellschaft ihnen keine Ausbildung ermöglicht, ihnen der erlernte Beruf kein Auskommen bietet oder weil sie keine Stelle finden. Weil sie überleben müssen.Für ihre Herrschaften sind sie Maschinen: Man kauft sie, und dann haben sie zu funktionieren. Bleiben sie stehen, haut man mit der Faust dagegen. Und wenn das nicht hilft, kauft man neue. Wie die Maschinen haben Hausangestellte keine Geschichte, keine Gefühle, keine Gesundheit. Und keine Sorgen. Sie laufen oder sie laufen nicht. So einfach ist das. Schon nach wenigen Tagen in Stellung macht Catalina Vázquez diese bittere Erfahrung. Catalina ist eine Kunstfigur, doch was sie erleidet ist traurige Wirklichkeit, von der Autorin in zwanzig Jahren journalistischer Arbeit in Lateinamerika recherchiert. So ist Catalinas Geschichte eine wahre Geschichte.
Autorenporträt
Die promovierte Politikwissenschaftlerin Eva Karnofsky, 1955 in Wesel geboren, arbeitete nach dem Studium ein gutes Jahr am Institut für Europäische Politik und sechs Jahre im Pressestab des Verteidigungsministeriums, bis sie ihr Hobby zum Beruf machte, um sich (fast) nur noch mit Lateinamerika zu beschäftigen: als Redakteurin der Wochenzeitung Vorwärts, als freie Journalistin, hauptsächlich für die Hörfunkanstalten der ARD und das Magazin der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, als für die Lateinamerika-Programme zuständige Hauptabteilungsleiterin der Deutschen Welle und schließlich zehn Jahre lang als Lateinamerika-Korrespondentin der Süddeutschen Zeitung mit Sitz in Buenos Aires.Nach zehn Jahren in Argentinien kehrt sie 2003 nach Deutschland zurück. Sie lebt mit ihrem kubanischen Mann und ihren beiden argentinischen Hunden in Bad Honnef, reist immer noch gelegentlich nach Lateinamerika, hält Vorträge, moderiert Podiumsdiskussionen und rezensiert lateinamerikanische Belletristik u.

a. für die Wochenzeitung Freitag, den Deutschlandfunk und die Literaturnachrichten Afrika - Asien - Lateinamerika sowie Sachbücher über Lateinamerika u.a. für die Süddeutsche Zeitung, arbeitet als freie Journalistin und Autorin für entwicklungspolitische Publikationen, sowie als Politik- und Medien-Beraterin für politische Stiftungen und die GTZ.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.08.2005

Damen dienen
Eva Karnofsky über illegale Hausangestellte in Südamerika

Über zwanzig Millionen Frauen arbeiten in Lateinamerika als Hausangestellte. Viele von ihnen sind aus den ärmsten Ländern des Kontinentes in die wohlhabenderen Staaten wie Argentinien und Chile gekommen und leben dort ohne Aufenthaltserlaubnis. Sie werden häufig von ihren Arbeitgebern, den reichen Señoras, schlecht behandelt. Als Illegale finden sie selbst in Ländern, die wie Argentinien Arbeitsgesetze und Gewerkschaften haben, kaum Schutz. Über die Situation dieser illegalen Hausangestellten ist bisher wenig veröffentlicht worden. Es gibt den von einer deutschen und amerikanischen Stiftung 1993 herausgegebenen Band "Trabajadores de hogar en América Latina". Die deutsche Journalistin Eva Karnofsky hat sich in den zehn Jahren als Zeitungs-Korrespondentin in Lateinamerika auch mit dem Leben und den Problemen der "Mucamas", wie die Hausangestellten in Argentinien genannt werden, beschäftigt. Anhand der Erlebnisse der Peruanerin Catalina und ihrer Freundinnen wird das schwere Schicksal der nur mit einem Touristenvisum aus Paraguay, Bolivien oder Peru nach Buenos Aires gekommenen und dort als "Mucamas" beschäftigten Mädchen dargestellt. Catalina, die in ihrer peruanischen Heimat die Universität besucht und ein eigenes Restaurant bis zu einem Raubüberfall geführt hat, wird in Buenos Aires ungerecht und würdelos behandelt ausgerechnet von den Señoras, die ihr an Bildung und Kenntnissen weit unterlegen sind.

In chilenischen Familien sind peruanische Dienstmädchen geschätzt, weil diese ein besonders klares und korrektes Spanisch sprechen, im Gegensatz zur Umgangssprache der Chilenen aller Schichten, in denen viele Endungen, ja oft Silben verschwinden. Die Kinder in diesen Familien werden von ihren Eltern angehalten, so zu sprechen wie das Kindermädchen aus Peru. Die geordnete chilenische Bürokratie sorgt dafür, daß es nicht so viele ausländische Dienstmädchen ohne Papiere gibt, deshalb sind die Fälle von brutaler Ausbeutung des Dienstpersonals dort seltener als etwa in Argentinien. Die Mädchen aus Bolivien, Peru und Paraguay schicken einen beachtlichen Teil ihres Lohnes ihren Familien, um kranke Eltern zu unterstützen oder jungen Geschwistern zu einer Ausbildung zu verhelfen.

WALTER HAUBRICH

Eva Karnofsky: "Besenkammer mit Bett". Das Schicksal einer illegalen Hausangestellten in Lateinamerika. Horlemann Verlag, Bad Honnef 2005. 247 S., br., 12,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension

Die Schilderung des Schicksals eines peruanischen Hausmädchens in Argentinien von Eva Karnofsky hat Kersten Knipp berührt. Die Journalistin "weiß wovon sie spricht", versichert der Rezensent, da sie selbst lange in Lateinamerika gelebt und dort auch Hausangestellte beschäftigt hat. Aus den eigenen Erfahrungen und zusätzlichen Recherchen hat die Autorin dann aus verschiedenen individuellen Geschichten eine "idealtypische Erzählung" zusammengesetzt und damit ein "eindringliches Zeugnis" vom elenden, rechtlosen Leben der zumeist illegal im Land lebenden Frauen gezeichnet, so Knipp. Das Buch zeige nicht nur, unter welchen Bedingungen die Frauen in Argentinien arbeiten, sondern mache auch deutlich, was es heißt, als Hochschulabsolventin putzen zu gehen - viele der Hausmädchen haben studiert. Zudem stellt Karnofsky auch die "ideelle Sinnlosigkeit" dieser Existenz für die Betroffenen eindrücklich dar, lobt Knipp beklommen.

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