Ein Briefroman, der Besessen über weite Strecken ist, ist nicht jedermanns Sache, wenn dann die Geschichte auch noch in zwei verschiedenen Jahrhunderten spielt, mag der ein oder andere vor dem Kauf zurückschrecken. In Antonia S. Byatts Fall würde er jedoch eine einfühlsame Geschichte verpassen, die
etwas von einer Schnitzeljagd nach einem letzten Brief gleichkommt. Ist er überhaupt geschrieben…mehrEin Briefroman, der Besessen über weite Strecken ist, ist nicht jedermanns Sache, wenn dann die Geschichte auch noch in zwei verschiedenen Jahrhunderten spielt, mag der ein oder andere vor dem Kauf zurückschrecken. In Antonia S. Byatts Fall würde er jedoch eine einfühlsame Geschichte verpassen, die etwas von einer Schnitzeljagd nach einem letzten Brief gleichkommt. Ist er überhaupt geschrieben worden? Wenn ja, wo befindet er sich? Im Sterbezimmer von Christabel LaMotte findet sich ein ganzes Bündel Liebesbriefe, die die beinah archäologische Sucht des Widerauffindens in dem Paar Michel und Bailey entfacht, sie zu immer neuen Spekulationen hinreißt und gleichzeitig wird das Bild eines Jahrhunderts in all seinen Schattenseiten und grellem Leuchten gezeigt, das weitgehend als beschaulich in unser Gedächtnis eingegangen ist. Antonia S. Byatt unterzieht sich dieser Aufgabe, mit einer brillanten Sprache und wurde nicht umsonst mit dem Booker Prize dafür ausgezeichnet. Allerdings ist es ein Buch für Leser, die gerne zeitversetzt reisen und denen die Liebe R.H. Ash, seinerseits Literat und LaMotte, Dichterin, wichtig genug erscheint, um ein solches Buch zu Ende zu lesen.