Der Krieg im Irak ist vorbei, Saddam Husseins Diktatur zerschlagen. Die wirklichen Verheerungen aber kommen erst langsam ins Bewusstsein. In einem langen Brief an eine verschwundene Freundin erzählt Sihem Bensedrine vom Irak, wie wir das so noch nicht gelesen haben: von den Menschen, der Realität hinter den Bildern westlicher Medien. "Liebe Nacera" ist ein persönliches Dokument, das die tunesische Journalistin in eine Reihe mit den Reportagen eine Janet Flanner oder Kay Boyle stellt.
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Als "nüchtern-kunstvoll komponierte Reportage" lobt Renate Wiggershaus diesen Bericht der tunesischen Journalistin Sihem Bensedrine über ihre Reise in den besetzten Irak kurz nach dem offiziellen Ende des zweiten Golfkriegs. Dort suchte die Autorin nach einer "verschwundenen" Freundin, die ihr bei ihrem Besuch 1993 die Augen über das wahre Gesicht des Baath-Regimes geöffnet hatte. Bensedrine schildere den alltäglichen Überlebenskampf der Menschen in Bagdad. Für die meisten Frauen und Männer, mit denen sie gesprochen habe, berichtet Wiggershaus, habe heute ein "Terror des Chaos" die "Ordnung des Staatsterrors" abgelöst. Die Kriege, die Diktatur und das Embargo hätten den ausgeprägten Bürgersinn ausgehöhlt, für den die Iraker einmal bekannt waren. Den "eigentlichen Schrecken" dieser Reise sieht die Rezensentin - symbolisiert durch die unauffindbare irakische Freundin - in der "Unauffindbarkeit demokratischer Perspektiven" im Irak.
© Perlentaucher Medien GmbH
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