Heiner Müller (1929-1995) hat ein einziges Mal neben seiner Arbeit als Schriftsteller ein raumplastisches Environment entworfen, das als Beitrag zur international beispiellosen Identitätskampagne Marking the City Boundaries 1990 in Groningen errichtet worden ist. Mark Rabes interdisziplinäre Studie macht Müllers radikale Wirkungsästhetik durch seine erstmals an den Quellen orientierte Interpretation eines der bedeutungsvollsten Dispositive der ästhetischen Moderne anhand des intermedialen Gedenkorts für Luigi Nono für die zeitgenössischen Kulturwissenschaften fruchtbar. Mark Rabe setzt sich emphatisch und engagiert mit dem Problem, was auch Heiner Müller sein Leben lang beschäftigt hat, so auseinander, dass er es auf spezifische Weise zu seiner eigenen Sache macht. Wie können wir [...] als kritische Wissenschaftler einen Zugang dazu finden, dass die Produzenten der Forschungsgegenstände uns häufig [...] in offene Wunden der Geschichte einführen, die sich mit distanzierter wissenschaftlicher Gleichgültigkeit nicht handhaben, allenfalls verraten lässt. (Ursula Panhans-Bühler)