Was wurde Männern, was Frauen in den Nachkriegsprozessen zur Last gelegt? Warum löste es besonderes Entsetzen aus, wenn Frauen Kapitalverbrechen begingen? Hat von Männern ausgeübte Grausamkeit die Phantasie weniger beflügelt? Warum hielten es so viele Männer für Erfolg versprechend, sich als bloße Befehlsempfänger, Bürokraten und "Rädchen im Getriebe" darzustellen? Lassen sich äquivalente Selbststilisierungen bei weiblichen Angeklagten und ihren Verteidigern finden? Und wenn ja, entwickelten sie vor Gericht oder in der Presse Überzeugungskraft?
Wie Frauen zu Täterinnen im Nationalsozialismus wurden, ist seit Längerem Thema der Forschung, ihr Auftreten in den Gerichtsprozessen der Nachkriegszeit blieb bislang unbeachtet. Auch das Verhalten der mehrheitlich männlichen Angeklagten ist noch nie aus geschlechtergeschichtlicher Perspektive analysiert worden.
Beides untersuchen die Beiträge dieses Bandes erstmals systematisch und vergleichend - ein wichtiger Beitrag zur nationalsozialistischen Täter- und Täterinnenforschung.
Wie Frauen zu Täterinnen im Nationalsozialismus wurden, ist seit Längerem Thema der Forschung, ihr Auftreten in den Gerichtsprozessen der Nachkriegszeit blieb bislang unbeachtet. Auch das Verhalten der mehrheitlich männlichen Angeklagten ist noch nie aus geschlechtergeschichtlicher Perspektive analysiert worden.
Beides untersuchen die Beiträge dieses Bandes erstmals systematisch und vergleichend - ein wichtiger Beitrag zur nationalsozialistischen Täter- und Täterinnenforschung.
Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
Von diesem Sammelband, der Strafprozesse von NS-Verbrechern unter geschlechtsspezifischen Aspekten untersucht, ist die Rezensentin Dagmar Pöpping sehr angetan. Zunächst dokumentiere das Buch, wie man sich sowohl in der DDR als auch in der Bundesrepublik lange gegen die Erkenntnis wehrte, dass auch "normale Deutsche" nicht nur aus der Not heraus, sondern aus "Lust am Töten" zu brutalen Verbrechern wurden, so Pöpping interessiert. Noch eindrucksvoller findet sie aber den "äußerst gewinnbringenden" geschlechtsspezifischen Blick, den die Autoren auf die unterschiedliche Verurteilung männlicher und weiblicher NS-Verbrecher werfen. Damit werden auch die Leser gezwungen, die "eigenen unterschiedlichen Maßstäbe bei der Bewertung" der Verbrechen von Männern und Frauen kritisch zu beleuchten, lobt die Rezensentin. Der Sammelband kann nachweisen, das Frauen, die sich in den Strafprozessen als "selbstbewusst und intelligent" zeigten, mit härteren Strafen belegt wurden als NS-Verbrecherinnen, die sich auf ihre Abhängigkeit von Männern oder ihre Dummheit beriefen. Das Bild der nicht dem weiblichen Rollenbild entsprechenden KZ-Aufseherin entwickelte sich zum "sexuell besetzten Bild von der "SS-Bestie" oder "SS-Hyäne", das auch in die Literatur Einzug hielt, so Pöpping beeindruckt, die hier auch eine "Chiffre männlicher Urängste vor einer sexuell entfesselten Weiblichkeit" entdeckt. Männer dagegen konnten sich auf ihre bedingungslose soldatische Gehorsamspflicht zu berufen, um als Mitläufer eingestuft zu werden und einer härteren Bestrafung zu entgehen, fasst die Rezensentin die Thesen des Bandes zusammen. Ein "großartiges" Buch, das rundum "gelungen" ist, meint Pöpping.
© Perlentaucher Medien GmbH
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