NEUAUSGABE mit zwei neuen Autoren! Die Reisen dieser Anthologie fallen in das Jahrhundert, in dem sich erst die nationalkulturelle, am Ende auch die politische Wiedergeburt des bulgarischen Staates vollzog. Die Bulgarienberichte der deutschen Reisenden bestätigen manches, setzen aber auch in vielen Details korrigierende Akzente. Da für vier von ihnen Bulgarien nicht Reiseziel war, waren sie nicht voreingenommen, hatten kein Interesse an Vorurteilen. Sieht man die Arroganz vieler heutiger Westeuropäer gegenüber Angehörigen von Balkanländern, sind diese historischen Schilderungen leuchtende Beispiele geistiger Offenheit und kosmopolitischen Interesses am Kennen- und Verstehenlernen der Lebensverhältnisse der Völker an der Nahtstelle zwischen Orient und Okzident. Die Seiten, die Carsten Niebuhr 1766 auf seiner Rückreise von Arabien über Bulgarien schrieb, sind ein Dokument für die Zeit der Janitscharenwillkür, die über echte und hybride Folkloretexte in die bulgarische Nationalmythologie eingegangen ist. Seine handfeste, aber differenzierte Darstellung des Lebens in rein bulgarischen, gemischten und türkischen Siedlungen zwischen Edirne und Ruse bestätigt einiges, bietet aber auch Zwischentöne. Die drei folgenden Berichte, entstanden nach dem Jahr der epochalen Reformen Sultan Mahmuds II., ermöglichen Vorher-Nachher-Vergleiche und bieten Anhaltspunkte für die Entwicklung der Zustände trotz der Zerstörungen im Türkisch-Russischen Krieg von 1829, von denen Heine und Moltke berichten. Letzterer hatte 1837 als Begleiter des Sultans auf einer Inspektionsreise durch Bulgarien Gelegenheit zu intensiver Begutachtung der Provinzen Rumelien und Bulgarien. Hackländer berichtet als Individualreisender von ersten Versuchen, die Pest zum Schutz der damaligen Hauptstadt Stambul Regierenden nicht nur durch Quarantäne an der Nord-, sondern auch an der Südgrenze einzudämmen. Die Gräfin zu Erbach-Schönberg, ältere Schwester des ersten bulgarischen Fürsten Alexander von Battenberg, weist exemplarisch an vielen Fortschritten die rasante Entwicklung eines jungen Staates nach, dem diese Fähigkeit in Westeuropa aus politischem Kalkül immer wieder gern abgesprochen wurde und wird. Der Herausgeber Thomas Frahm, geboren 1961, lebte von 2000 bis 2015 vorwiegend in Sofia und beschäftigte sich als Autor, Übersetzer und Journalist intensiv mit Bulgarien. Seit 2014 baut er in seinem Verlag ein Programm mit Büchern auf, die in vielfältiger Form über Bulgarien informieren.
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