»Man kann dieses Buch, wenn man die Scheuklappen der politischen Korrektheit ablegt, auch heute noch mit Gewinn lesen.« Hermann Kurzke
Wie ein Monolith steht dieser gewaltige Essay im Werk Thomas Manns. 'Die Betrachtungen eines Unpolitischen' werden gerne als konservatives Pamphlet, als Beleg für Thomas Manns reaktionäre Gesinnung während des Ersten Weltkriegs aufgefasst. Hermann Kurzke gelingt in seiner Neuedition eine andere und aufregende Lesart, die den Text in den liberalen Diskurs zurückholt. Zahlreiche Zeugnisse und Quellen, die Kurzke während seiner jahrelangen Beschäftigung mit den 'Betrachtungen' nachweisen konnte, legen nahe, den Essay als mal leidenschaftliches, mal ironisch gebrochenes Zeugnis eines permanenten Selbstwiderspruchs zu lesen. Eines der zentralen Werke Thomas Manns wird mit dieser Edition endlich neu erschlossen.
Wie ein Monolith steht dieser gewaltige Essay im Werk Thomas Manns. 'Die Betrachtungen eines Unpolitischen' werden gerne als konservatives Pamphlet, als Beleg für Thomas Manns reaktionäre Gesinnung während des Ersten Weltkriegs aufgefasst. Hermann Kurzke gelingt in seiner Neuedition eine andere und aufregende Lesart, die den Text in den liberalen Diskurs zurückholt. Zahlreiche Zeugnisse und Quellen, die Kurzke während seiner jahrelangen Beschäftigung mit den 'Betrachtungen' nachweisen konnte, legen nahe, den Essay als mal leidenschaftliches, mal ironisch gebrochenes Zeugnis eines permanenten Selbstwiderspruchs zu lesen. Eines der zentralen Werke Thomas Manns wird mit dieser Edition endlich neu erschlossen.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 15.11.2009Auf dem verlassenen Schlachtfeld
Es ist das Buch, über das auch Thomas-Mann-Freunde betreten schweigen. Jetzt erscheinen die "Betrachtungen eines Unpolitischen" in der kommentierten Ausgabe von Hermann Kurzke - und können völlig neu gelesen werden
Ende September 1918. Thomas Mann schläft schlecht: "Mir träumte, ich sei in bester Freundschaft mit Heinrich zusammen und ließe ihn aus Gutmütigkeit eine ganze Anzahl Kuchen, kleine à la crème und zwei Bäcker-Tortenstücke, allein aufessen, indem ich auf meinen Anteil verzichtete. Gefühl der Ratlosigkeit, wie sich denn diese Freundschaft mit dem Erscheinen der Betrachtungen vertrage. Das gehe doch nicht an und sei eine völlig unmögliche Lage. Gefühl der Erleichterung beim Erwachen, daß es ein Traum gewesen."
Am Tag zuvor hatte er das erste Exemplar seines neuen Buches in den Händen gehalten, sorgenvoll. Er hatte die Auslieferung noch stoppen wollen, hatte ein Telegramm an seinen Verleger Samuel Fischer geschickt, doch der schrieb zurück, es lägen schon 3000 Vorbestellungen für das Buch vor, da sei jetzt wirklich nichts mehr zu machen. "Die Betrachtungen eines Unpolitischen" erscheinen zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt. Der Krieg geht zu Ende, Deutschland steht vor der totalen Niederlage, der Kaiser wird abtreten, die Republik wird kommen, Heinrich Mann wird ihr Repräsentationsschriftsteller sein, und Thomas Mann ist mit einem Buch auf dem Markt, in dem all dies erbittert bekämpft wird: Frankreich, die Demokratie und Heinrich Mann. Das Buch eines Verlierers erscheint im Augenblick seiner größten Niederlage. Was für ein Albtraum!
"Die Betrachtungen eines Unpolitischen" führen bis heute ein Schattendasein im Werk Thomas Manns. Es ist das peinliche Buch im Schaffen des späteren Vorbilddemokraten, die "Generalrevision seiner geistigen Grundlagen", wie er es selber nannte: ein reaktionäres Manifest mit einem "herzhaft herausfahrenden Patriotismus" auf über 600 Seiten. Und also ist es natürlich das Buch, dessen Erscheinen im Rahmen der "Großen kommentierten Frankfurter Ausgabe" der Werke Thomas Manns mit der größten Spannung erwartet wurde. Jetzt ist es da, herausgegeben und kommentiert von Hermann Kurzke, dem hellsichtigsten und leserzugewandtesten unter den Thomas-Mann-Forschern der Welt. Die "Betrachtungen" sind sein Lebensthema, schon in seiner Dissertation vor beinahe vierzig Jahren hat er sich mit diesem monolithischen Großessay auseinandergesetzt.
Mit der kommentierten Ausgabe verfolgt Kurzke ein großes Ziel: dieses unbekannte Buch Thomas Manns neu zu lesen und zu deuten, ja, im Grunde den ganzen Thomas Mann. Im Nachwort schreibt Kurzke: "Ohne die ,Betrachtungen eines Unpolitischen' weiß man nicht, wer Thomas Mann wirklich war. Dennoch sind sie das mit Abstand unbekannteste unter seinen Hauptwerken. Geschrieben von 1915 bis 1918, sind sie das dunkle Zentrum, das alle Anziehungen und Abstoßungen organisiert. Sie kommen aus dem Krieg und sind verrufen wie ein verlassenes Schlachtfeld, über dem noch die Geier kreisen. Sie gelten als reaktionär und werden deshalb oft ausgegrenzt, aber es ist möglich und es wird Zeit, sie endlich in den liberalen Diskurs einzuspeisen."
Ein solch ehrgeiziges Ziel wurde im Rahmen dieser Thomas-Mann-Ausgabe noch bei keinem Band erhoben. Ja, es ist überhaupt entschieden ungewöhnlich, einundneunzig Jahre nach dem Erscheinen eines Buches, über das sich mit der Zeit ein Interpretationskonsens eingependelt hat, diesen Konsens im Rahmen der amtlichen Ausgabe nicht nur in Frage zu stellen, sondern das Buch quasi testamentarisch neu zu deuten. Denn diese Ausgabe kommt in ihren schwarzen Glanzschubern, in denen jeweils Text- und Kommentarband vereint erscheinen, schon optisch als eine Art Gesetzbuchsammlung daher. Die Ausgabe wird auf unabsehbare Zeit die amtliche Thomas-Mann-Ausgabe sein.
Aber der Reihe nach: Die "Betrachtungen eines Unpolitischen" sind Thomas Manns Kriegsbuch. Es ist das Buch, das er schrieb, als ihn die Zeitereignisse so bedrängten, dass er den "Zauberberg", an dem er beim Ausbruch des Krieges arbeitete, nicht fortführen konnte, weil er fürchtete, den Roman mit Diskursen und Empörungen zu überladen. Vor allem fürchtete er die eigene Parteilichkeit. Roman-Schreiben ist für Thomas Mann immer das Gegenteil von Parteilichkeit gewesen. Wer im Roman gerade redet, hat recht. Das ist die Gerechtigkeit des Romanweltschöpfers. Doch Mann war zur Weltkriegszeit nicht nach Gerechtigkeit und Überparteilichkeit zumute. Ihm war nach unbedingter Parteinahme, das hätte den "Zauberberg" zerstört, also schrieb er die "Betrachtungen" und leistete "seinen Kriegsdienst am Schreibtisch". Diesem Produkt soll nun also Gerechtigkeit widerfahren.
Zitate als Waffe
Es ist ein schwieriges und heikles Unterfangen, das Kurzke sich da vorgenommen hat. Natürlich sind die "Betrachtungen" an keiner Stelle so geschmacklos, waffenstarrend, nationalistisch begeistert wie die Texte, die Mann in den ersten Kriegsmonaten schrieb. Im Gegenteil. Man kann die Entstehungsphasen des Buches schon anhand einer immer weiter fortschreitenden Zurücknahme des nationalen Pathos erkennen. Das ganz am Ende geschriebene Vorwort ist von einer so defensiven Rückzugsdialektik, dass man viele Sätze mehrfach lesen muss, um zu verstehen, was da jetzt wieder halb zurückgenommen wurde, um es im nächsten Satz dann doch wieder mit schlechtem Gewissen behaupten zu können. Je klarer Thomas Mann sieht, dass er bald auf der Verliererseite stehen wird, desto verdrechselter wird sein Stil. Hinzu kommt, dass der Zitat- und Montagekünstler Thomas Mann in diesem Buch Zitate in bislang ungeahnter Menge versteckte. Er selbst schreibt dazu: "Zitieren wurde als Kunst empfunden, ähnlich derjenigen, den Dialog in die Erzählung zu spannen, und mit ähnlich rhythmischer Wirkung zu üben gesucht." Mehr als um den Rhythmus ging es ihm aber natürlich darum, einerseits Zitatgeber als Eideshelfer und Unterstützer herbeizurufen. Andererseits sollte, wenn hier schon, anders als im Roman, nur einer spricht und einer recht hat, dieser wenigstens in vielen Zungen reden. Kurzke hatte nun die Freude und philologische Ameisenarbeit, all diese Zitate, die zum großen Teil nicht einmal als Zitate gekennzeichnet sind, den ursprünglichen Sprechern zuzuordnen. Die zu Recht stolz präsentierten Rekordzahlen des Buches lauten: "2561 doppelte Gänsefüßchen", "4000 Zitate" von "400 Personen". Und am staunenswertesten: "2 Prozent ungelöste Rätsel" am Ende. Kurzke und seine Helfer haben ganze Zeitungsjahrgänge nach Fundstellen durchsucht, Bibliotheken, Werke. Man liest beeindruckt die Stellenkommentare. Es ist ja auch in den Romanen immer wieder schön zu lesen, wie Mann mitunter seitenweise aus Zeitungsartikeln, Sachbüchern, Lexika abschrieb und dazu so schön erklärte: "Erfinden", das sei für ihn "höheres Finden". Von vielen der zitierten Bücher kannte Mann natürlich nur die zitierten Stellen oder entnahm sie auch nur Sekundärquellen oder dem Hörensagen. Kurzke schreibt dazu: "Die Erschaffung des Größenselbst am Geisterhimmel kommt nicht ohne Hochstapelei aus." Das in den Komentaren zu verfolgen macht großen Spaß. Obwohl es dem normalen, unmikroskopischen Leser natürlich im Detail unglaublich egal ist, wo jetzt welches Zitat genau gefunden wurde. In manchen Fällen möchte man auf keinen Fall genau wissen, wie viele Wochen Arbeitszeit in die Suche nach der Quelle eines Mikrozitats investiert wurden. Aber es ist nicht nur Dekonstruktionslust und Freude am Geister-Detektivspiel, das Kurzke auch noch die entferntesten Zitate suchen lässt. Sondern er nutzt es auch für seine zentrale These, wenn er am Ende schreibt: "So zeigt die Analyse der Quellen, dass sein Horizont ein ganz eigenständiger ist und dass die Traditionen, in denen er sich bewegt, nur ein relativ kleines Deckungssegment mit denen der konservativen Bewegung teilen."
Es ist Teil von Kurzkes Plan, den wahren Thomas Mann hinter den bloßen Kriegsmeinungen hervortreten zu lassen. "Es ist leicht" schreibt er, "große Bereiche dieser Sinnstiftung als bloße Ideologie zu entlarven." Und es ist in der Tat interessant und mitunter furios, wie Kurzke dieses Kriegsbuch, eines der entschlossensten, bösartigsten Bücher der deutsch-französischen Feindschaft, als das Werk eines liberalen Ironikers liest, der unter dem Druck der Umstände, aus Ehrgeizgründen, aus Gründen künstlerischer Erschöpfung zu diesen forschen Kriegsmeinungen fand.
Mein Gegner bin ich
Meinungen - hier setzt Kurzke an. Man habe die "Betrachtungen" immer anhand der Meinungen gemessen, "aber das Buch unterscheidet zwischen Sein und Meinen". Und er, Kurzke, setzt auf jenes "Sein". Das ist natürlich sehr feinsinnig und hat seine Berechtigung vor allem darin, dass Thomas Mann sich in diesem Buch tatsächlich unaufhörlich selbst widerspricht, eine eben noch feurig vorgetragene Verfluchung auf der nächsten Seite schon wieder zurücknimmt. Er beschreibt auch immer wieder seine eigene Rolle als "Zivilisationsliterat", als jener Mann also, der doch eigentlich der Hauptgegner des ganzen Buches ist und in dem er eigentlich seinen Bruder Heinrich karikiert hatte. Ja, er erkennt den Zwiespalt, in dem er steckt, und dass ihm als müdem Décadent die feurig-nationalistischen Meinungen im Grunde gar nicht zustehen. Er bezichtigt sich selbst, dass im Jahr 1900, als die "Buddenbrooks" erschienen, in Deutschland ein "bei keinem Kulturvolk je gehörter Fruchtbarkeitsrückgang beginnt", und erkennt da einen direkten Zusammenhang. Aber gleichzeitig habe er doch immer auch Gegenkräfte gesetzt, habe doch im "Tonio Kröger" deutlich gemacht, dass man "Leute, die viel lieber in Pferdebüchern mit Momentaufnahmen lesen" nicht zur Poesie verführen soll.
Ja, die "Betrachtungen" sind auch heute noch ein unglaublich interessantes, schillerndes, entlarvendes, gelehrtes, böses, hanebüchenes Buch, und Thomas Manns Wirken und Wollen war schwankend und zweifelnd, so sehr er sich auch um eine militärische Haltung bemühte. Aber Kurzke ist so sehr bemüht, dieses Buch ganz anders zu lesen, dass er es übertreibt. Wenn er im Nachwort von dem "wirklichen Thomas Mann" schreibt, den man hier erkenne; wenn er in den Kommentaren erklärt, wie man die "Betrachtungen" "richtig liest", dann sträubt sich im Leser alles gegen diese neue, verharmlosende Zwangslektüre. Auch Kurzke weiß nicht, wie man dieses komplizierte Buch "richtig" liest, auch er kennt, trotz lebenslanger Extremlektüre, leider nicht "den wirklichen Thomas Mann".
Aber er stellt hier entschlossen einen anderen vor, als wir ihn bislang kannten. Das ist ungemein anregend und interessant und hält das Werk Thomas Manns auch an seinen scheinbar dunkelsten Stellen lebendig. Es ist auch interessant, an dieser Stelle noch einmal darauf hinzuweisen, dass sich in diesem deutsch-nationalen, kriegerischen Kampfbuch nicht eine antisemitische Stelle findet. Sondern dass im Gegenteil vor der möglichen Machtübernahme antisemitischer Straßenredner in einer zukünftigen Demokratie gewarnt wird.
Und die Kuchen à la creme und zwei Bäcker-Tortenstücke, die haben die Brüder später ja wahrscheinlich auch noch geteilt. Heinrich Mann sagte zu seiner Nichte Erika, als sie ihn 1946 in Amerika im Auto nach Hause brachte: "Mit deinem Vater verstehe ich mich politisch jetzt wirklich recht gut. Etwas radikaler ist er, als ich."
VOLKER WEIDERMANN
Thomas Mann: "Betrachtungen eines Unpolitischen". Herausgegeben und kommentiert von Hermann Kurzke. Zwei Bände, 1420 Seiten, Verlag S. Fischer, 80 Euro
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Es ist das Buch, über das auch Thomas-Mann-Freunde betreten schweigen. Jetzt erscheinen die "Betrachtungen eines Unpolitischen" in der kommentierten Ausgabe von Hermann Kurzke - und können völlig neu gelesen werden
Ende September 1918. Thomas Mann schläft schlecht: "Mir träumte, ich sei in bester Freundschaft mit Heinrich zusammen und ließe ihn aus Gutmütigkeit eine ganze Anzahl Kuchen, kleine à la crème und zwei Bäcker-Tortenstücke, allein aufessen, indem ich auf meinen Anteil verzichtete. Gefühl der Ratlosigkeit, wie sich denn diese Freundschaft mit dem Erscheinen der Betrachtungen vertrage. Das gehe doch nicht an und sei eine völlig unmögliche Lage. Gefühl der Erleichterung beim Erwachen, daß es ein Traum gewesen."
Am Tag zuvor hatte er das erste Exemplar seines neuen Buches in den Händen gehalten, sorgenvoll. Er hatte die Auslieferung noch stoppen wollen, hatte ein Telegramm an seinen Verleger Samuel Fischer geschickt, doch der schrieb zurück, es lägen schon 3000 Vorbestellungen für das Buch vor, da sei jetzt wirklich nichts mehr zu machen. "Die Betrachtungen eines Unpolitischen" erscheinen zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt. Der Krieg geht zu Ende, Deutschland steht vor der totalen Niederlage, der Kaiser wird abtreten, die Republik wird kommen, Heinrich Mann wird ihr Repräsentationsschriftsteller sein, und Thomas Mann ist mit einem Buch auf dem Markt, in dem all dies erbittert bekämpft wird: Frankreich, die Demokratie und Heinrich Mann. Das Buch eines Verlierers erscheint im Augenblick seiner größten Niederlage. Was für ein Albtraum!
"Die Betrachtungen eines Unpolitischen" führen bis heute ein Schattendasein im Werk Thomas Manns. Es ist das peinliche Buch im Schaffen des späteren Vorbilddemokraten, die "Generalrevision seiner geistigen Grundlagen", wie er es selber nannte: ein reaktionäres Manifest mit einem "herzhaft herausfahrenden Patriotismus" auf über 600 Seiten. Und also ist es natürlich das Buch, dessen Erscheinen im Rahmen der "Großen kommentierten Frankfurter Ausgabe" der Werke Thomas Manns mit der größten Spannung erwartet wurde. Jetzt ist es da, herausgegeben und kommentiert von Hermann Kurzke, dem hellsichtigsten und leserzugewandtesten unter den Thomas-Mann-Forschern der Welt. Die "Betrachtungen" sind sein Lebensthema, schon in seiner Dissertation vor beinahe vierzig Jahren hat er sich mit diesem monolithischen Großessay auseinandergesetzt.
Mit der kommentierten Ausgabe verfolgt Kurzke ein großes Ziel: dieses unbekannte Buch Thomas Manns neu zu lesen und zu deuten, ja, im Grunde den ganzen Thomas Mann. Im Nachwort schreibt Kurzke: "Ohne die ,Betrachtungen eines Unpolitischen' weiß man nicht, wer Thomas Mann wirklich war. Dennoch sind sie das mit Abstand unbekannteste unter seinen Hauptwerken. Geschrieben von 1915 bis 1918, sind sie das dunkle Zentrum, das alle Anziehungen und Abstoßungen organisiert. Sie kommen aus dem Krieg und sind verrufen wie ein verlassenes Schlachtfeld, über dem noch die Geier kreisen. Sie gelten als reaktionär und werden deshalb oft ausgegrenzt, aber es ist möglich und es wird Zeit, sie endlich in den liberalen Diskurs einzuspeisen."
Ein solch ehrgeiziges Ziel wurde im Rahmen dieser Thomas-Mann-Ausgabe noch bei keinem Band erhoben. Ja, es ist überhaupt entschieden ungewöhnlich, einundneunzig Jahre nach dem Erscheinen eines Buches, über das sich mit der Zeit ein Interpretationskonsens eingependelt hat, diesen Konsens im Rahmen der amtlichen Ausgabe nicht nur in Frage zu stellen, sondern das Buch quasi testamentarisch neu zu deuten. Denn diese Ausgabe kommt in ihren schwarzen Glanzschubern, in denen jeweils Text- und Kommentarband vereint erscheinen, schon optisch als eine Art Gesetzbuchsammlung daher. Die Ausgabe wird auf unabsehbare Zeit die amtliche Thomas-Mann-Ausgabe sein.
Aber der Reihe nach: Die "Betrachtungen eines Unpolitischen" sind Thomas Manns Kriegsbuch. Es ist das Buch, das er schrieb, als ihn die Zeitereignisse so bedrängten, dass er den "Zauberberg", an dem er beim Ausbruch des Krieges arbeitete, nicht fortführen konnte, weil er fürchtete, den Roman mit Diskursen und Empörungen zu überladen. Vor allem fürchtete er die eigene Parteilichkeit. Roman-Schreiben ist für Thomas Mann immer das Gegenteil von Parteilichkeit gewesen. Wer im Roman gerade redet, hat recht. Das ist die Gerechtigkeit des Romanweltschöpfers. Doch Mann war zur Weltkriegszeit nicht nach Gerechtigkeit und Überparteilichkeit zumute. Ihm war nach unbedingter Parteinahme, das hätte den "Zauberberg" zerstört, also schrieb er die "Betrachtungen" und leistete "seinen Kriegsdienst am Schreibtisch". Diesem Produkt soll nun also Gerechtigkeit widerfahren.
Zitate als Waffe
Es ist ein schwieriges und heikles Unterfangen, das Kurzke sich da vorgenommen hat. Natürlich sind die "Betrachtungen" an keiner Stelle so geschmacklos, waffenstarrend, nationalistisch begeistert wie die Texte, die Mann in den ersten Kriegsmonaten schrieb. Im Gegenteil. Man kann die Entstehungsphasen des Buches schon anhand einer immer weiter fortschreitenden Zurücknahme des nationalen Pathos erkennen. Das ganz am Ende geschriebene Vorwort ist von einer so defensiven Rückzugsdialektik, dass man viele Sätze mehrfach lesen muss, um zu verstehen, was da jetzt wieder halb zurückgenommen wurde, um es im nächsten Satz dann doch wieder mit schlechtem Gewissen behaupten zu können. Je klarer Thomas Mann sieht, dass er bald auf der Verliererseite stehen wird, desto verdrechselter wird sein Stil. Hinzu kommt, dass der Zitat- und Montagekünstler Thomas Mann in diesem Buch Zitate in bislang ungeahnter Menge versteckte. Er selbst schreibt dazu: "Zitieren wurde als Kunst empfunden, ähnlich derjenigen, den Dialog in die Erzählung zu spannen, und mit ähnlich rhythmischer Wirkung zu üben gesucht." Mehr als um den Rhythmus ging es ihm aber natürlich darum, einerseits Zitatgeber als Eideshelfer und Unterstützer herbeizurufen. Andererseits sollte, wenn hier schon, anders als im Roman, nur einer spricht und einer recht hat, dieser wenigstens in vielen Zungen reden. Kurzke hatte nun die Freude und philologische Ameisenarbeit, all diese Zitate, die zum großen Teil nicht einmal als Zitate gekennzeichnet sind, den ursprünglichen Sprechern zuzuordnen. Die zu Recht stolz präsentierten Rekordzahlen des Buches lauten: "2561 doppelte Gänsefüßchen", "4000 Zitate" von "400 Personen". Und am staunenswertesten: "2 Prozent ungelöste Rätsel" am Ende. Kurzke und seine Helfer haben ganze Zeitungsjahrgänge nach Fundstellen durchsucht, Bibliotheken, Werke. Man liest beeindruckt die Stellenkommentare. Es ist ja auch in den Romanen immer wieder schön zu lesen, wie Mann mitunter seitenweise aus Zeitungsartikeln, Sachbüchern, Lexika abschrieb und dazu so schön erklärte: "Erfinden", das sei für ihn "höheres Finden". Von vielen der zitierten Bücher kannte Mann natürlich nur die zitierten Stellen oder entnahm sie auch nur Sekundärquellen oder dem Hörensagen. Kurzke schreibt dazu: "Die Erschaffung des Größenselbst am Geisterhimmel kommt nicht ohne Hochstapelei aus." Das in den Komentaren zu verfolgen macht großen Spaß. Obwohl es dem normalen, unmikroskopischen Leser natürlich im Detail unglaublich egal ist, wo jetzt welches Zitat genau gefunden wurde. In manchen Fällen möchte man auf keinen Fall genau wissen, wie viele Wochen Arbeitszeit in die Suche nach der Quelle eines Mikrozitats investiert wurden. Aber es ist nicht nur Dekonstruktionslust und Freude am Geister-Detektivspiel, das Kurzke auch noch die entferntesten Zitate suchen lässt. Sondern er nutzt es auch für seine zentrale These, wenn er am Ende schreibt: "So zeigt die Analyse der Quellen, dass sein Horizont ein ganz eigenständiger ist und dass die Traditionen, in denen er sich bewegt, nur ein relativ kleines Deckungssegment mit denen der konservativen Bewegung teilen."
Es ist Teil von Kurzkes Plan, den wahren Thomas Mann hinter den bloßen Kriegsmeinungen hervortreten zu lassen. "Es ist leicht" schreibt er, "große Bereiche dieser Sinnstiftung als bloße Ideologie zu entlarven." Und es ist in der Tat interessant und mitunter furios, wie Kurzke dieses Kriegsbuch, eines der entschlossensten, bösartigsten Bücher der deutsch-französischen Feindschaft, als das Werk eines liberalen Ironikers liest, der unter dem Druck der Umstände, aus Ehrgeizgründen, aus Gründen künstlerischer Erschöpfung zu diesen forschen Kriegsmeinungen fand.
Mein Gegner bin ich
Meinungen - hier setzt Kurzke an. Man habe die "Betrachtungen" immer anhand der Meinungen gemessen, "aber das Buch unterscheidet zwischen Sein und Meinen". Und er, Kurzke, setzt auf jenes "Sein". Das ist natürlich sehr feinsinnig und hat seine Berechtigung vor allem darin, dass Thomas Mann sich in diesem Buch tatsächlich unaufhörlich selbst widerspricht, eine eben noch feurig vorgetragene Verfluchung auf der nächsten Seite schon wieder zurücknimmt. Er beschreibt auch immer wieder seine eigene Rolle als "Zivilisationsliterat", als jener Mann also, der doch eigentlich der Hauptgegner des ganzen Buches ist und in dem er eigentlich seinen Bruder Heinrich karikiert hatte. Ja, er erkennt den Zwiespalt, in dem er steckt, und dass ihm als müdem Décadent die feurig-nationalistischen Meinungen im Grunde gar nicht zustehen. Er bezichtigt sich selbst, dass im Jahr 1900, als die "Buddenbrooks" erschienen, in Deutschland ein "bei keinem Kulturvolk je gehörter Fruchtbarkeitsrückgang beginnt", und erkennt da einen direkten Zusammenhang. Aber gleichzeitig habe er doch immer auch Gegenkräfte gesetzt, habe doch im "Tonio Kröger" deutlich gemacht, dass man "Leute, die viel lieber in Pferdebüchern mit Momentaufnahmen lesen" nicht zur Poesie verführen soll.
Ja, die "Betrachtungen" sind auch heute noch ein unglaublich interessantes, schillerndes, entlarvendes, gelehrtes, böses, hanebüchenes Buch, und Thomas Manns Wirken und Wollen war schwankend und zweifelnd, so sehr er sich auch um eine militärische Haltung bemühte. Aber Kurzke ist so sehr bemüht, dieses Buch ganz anders zu lesen, dass er es übertreibt. Wenn er im Nachwort von dem "wirklichen Thomas Mann" schreibt, den man hier erkenne; wenn er in den Kommentaren erklärt, wie man die "Betrachtungen" "richtig liest", dann sträubt sich im Leser alles gegen diese neue, verharmlosende Zwangslektüre. Auch Kurzke weiß nicht, wie man dieses komplizierte Buch "richtig" liest, auch er kennt, trotz lebenslanger Extremlektüre, leider nicht "den wirklichen Thomas Mann".
Aber er stellt hier entschlossen einen anderen vor, als wir ihn bislang kannten. Das ist ungemein anregend und interessant und hält das Werk Thomas Manns auch an seinen scheinbar dunkelsten Stellen lebendig. Es ist auch interessant, an dieser Stelle noch einmal darauf hinzuweisen, dass sich in diesem deutsch-nationalen, kriegerischen Kampfbuch nicht eine antisemitische Stelle findet. Sondern dass im Gegenteil vor der möglichen Machtübernahme antisemitischer Straßenredner in einer zukünftigen Demokratie gewarnt wird.
Und die Kuchen à la creme und zwei Bäcker-Tortenstücke, die haben die Brüder später ja wahrscheinlich auch noch geteilt. Heinrich Mann sagte zu seiner Nichte Erika, als sie ihn 1946 in Amerika im Auto nach Hause brachte: "Mit deinem Vater verstehe ich mich politisch jetzt wirklich recht gut. Etwas radikaler ist er, als ich."
VOLKER WEIDERMANN
Thomas Mann: "Betrachtungen eines Unpolitischen". Herausgegeben und kommentiert von Hermann Kurzke. Zwei Bände, 1420 Seiten, Verlag S. Fischer, 80 Euro
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 12.01.2010Ich widerrufe nichts
Übungen in antitotalitärem Geist: Thomas Manns „Betrachtungen eines Unpolitischen” in reich kommentierter kritischer Ausgabe
Warum sollte man Thomas Manns „Betrachtungen eines Unpolitischen”, diesen Wälzer einer doppelten Kriegszeit – des Ersten Weltkriegs und des Bruderkrieges gegen Heinrich Mann –, heute noch lesen? Gewiss, als biographisches Zeugnis bleibt das Buch unentbehrlich. Es ist das Scharnier der Lebensmitte, dessen Bezüge in die Frühzeit wie ins Spätwerk gleichermaßen weisen. Lange stand die Rezeption der „Betrachtungen” unter dem einseitigen Eindruck, den Manns Rede „Von deutscher Republik” 1922 vor allem auf die nationalkonservative Rechte machte, die auf einmal einen Überläufer ins linke Lager, ja einen Verräter deutscher Kultur zu erkennen meinte.
Was Thomas Mann selbst schon in den „Betrachtungen” über den demokratischen Grundzug in seinem Vorkriegsroman „Königliche Hoheit” gesagt hatte, und seinen ausdrücklichen Hinweis in der Republik-Rede, er widerrufe nichts, hatte man nicht ernst genommen. „Die Demokratie. Wir haben sie ja schon!” – diese Feststellung der „Betrachtungen” ist der Titel eines aufschlussreichen Aufsatzes, in dem der Historiker Jens Nordalm 2006 Thomas Manns „Bewegung zur Republik” schon in den „Betrachtungen” nachwies, im Einklang mit Befunden, die der Germanist Heinrich Detering vor allem an „Königliche Hoheit” für die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg gewonnen hatte. Thomas Mann war, wie die gesamte wilhelminische Gesellschaft, längst auf den Weg zu einer kulturellen Demokratisierung gekommen.
Umgekehrt aber trifft zu, dass der Widerwille gegen den politischen Tagesdienst des gutwillig-meinungsführenden Nationalschriftstellers, also ein Reinlichkeitsaffekt gegen die politische Sphäre, Thomas Mann bis zum Ende seines Lebens nicht verlassen hat. Darauf hat Joachim Fest schon in den siebziger Jahren völlig zutreffend hingewiesen. Das Seelenreich von Schopenhauer-Pessimismus, Wagner-Rausch und Nietzsches Künstler-Individualismus hat Thomas Mann bis zum Schluss nicht verlassen. Sein Verhältnis zum Politischen blieb unpraktisch-rhetorisch – genau wie er es mit Selbstironie schon in der „Vorrede” der „Betrachtungen” eingestanden hatte.
Wenn jetzt eine von Hermann Kurzke großartig kommentierte Neuausgabe des „Betrachtungen”-Massivs herauskommt, dann sollte man die Gelegenheit nicht versäumen, auch einen Blick in die gleichzeitig in derselben Ausgabe erschienenen, von Herbert Lehnert nicht minder opulent erläuterten späten Essays von 1945 bis 1950 zu werfen. Wer dort Thomas Manns Rede „Goethe und die Demokratie” von 1949 studiert, wird auf dieselben Zitate treffen, die schon in den letzten Kapiteln der „Betrachtungen” Goethes Abstand zum politischen Idealismus, seine nüchterne Menschenskepsis, seine Abwehr der Französischen Revolution und sein hartes Rechtsdenken belegten; auch hier wird auf die Nähe zu den zynischen Vorstellungen Schopenhauers über Politik hingewiesen. Die Drehung der Schraube zwischen 1918 und 1949 ist minimal – es ist am Ende nur Goethes „Gutwilligkeit”, ein wenig auch sein aufs Amerikanische gerichtetes Fortschrittsinteresse, die ihn nun zu einem für die Demokratie brauchbaren Schriftsteller machen.
Und ist nicht die spektakulärste der vielen Antithesen, die die „Betrachtungen” mit oft kopfverwirrendem Überscharfsinn durchspielen, die von „Musik” einerseits und „Demokratie”, „Literatur” und „Politik” andererseits, immer noch der Grundriss des Romans „Doktor Faustus”, in dem 1947 eine an Nietzsche angelehnte Musikerbiographie das deutsche Schicksal im 20. Jahrhundert symbolisieren soll? Kein Zweifel, die „Betrachtungen eines Unpolitischen” sind die wichtigste Selbsterklärung, die Thomas Mann nicht für einen Moment, sondern für seine ganze geistige Existenz vorgelegt hat, als Vierzigjähriger, genau in der Mitte seines Lebens. Der Hauch von Peinlichkeit, den das Buch schon bald für ihn annahm, beruht eher auf seinem Mangel an Ironie, seiner Rückhaltlosigkeit, als auf irgendwelchen einzelnen Stellungnahmen.
Passager sind vor allem die innerfamiliären Hassorgien gegen den Bruder Heinrich, der einzige Moment der Enthemmung in Thomas Manns sonst vollkommen selbstbeherrschter Schriftstellerexistenz. Das ist großer Hörbuch- oder Schauspielstoff, dies Höhnen, höhnische Zitieren, die Worte des Anderen Herumdrehen, ins Lächerliche Ziehen, diese aufrichtige Gekränktheit bis ins Weinerliche. Man hat Kapitel aus dem „Zauberberg” mit glänzendem Erfolg auf die Bühne gebracht – ein begabter Darsteller könnte aus den Anti-Heinrich-Passagen der „Betrachtungen” einen beklemmenden Abend machen.
Hermann Kurzke, der Herausgeber und Kommentator, der mit dieser Ausgabe eine Summe jahrelanger Beschäftigung zieht, weist in der blendend formulierten Einleitung auf diese Schlüsselstellung des Buches im Gesamtwerk Thomas Manns hin. Seine eigentliche Leistung aber besteht darin, es im Moment zu verankern, in den aufgewühlten Jahren der zweiten Hälfte des Ersten Weltkriegs. Der Stellenkommentar weist nicht einfach die Zitate nach heute gültigen Ausgaben nach, sondern die Fundorte in den Mannschen Lektüren. Eine Stelle, in der Rousseau die Sklaverei billigt, ist eben nicht die Frucht emsigen Studiums im „Contrat social”, sondern stammt aus Flauberts Roman „Bouvard und Pécuchet”. Diesen Bezug zu finden, ist noch eine der leichteren Übungen. Kurzke hat, soweit das im Abstand von einem Jahrhundert möglich ist, den Kosmos der Mannschen Lektüren, selbst seinen Pressekonsum, nicht zuletzt die Anregungen durch Freunde und Kollegen vollständig zur Hand.
Zum Beispiel stellt sich Thomas Mann in eine Linie von Goethe über Stifter zu Fontane – aber natürlich hat er Stifter soeben erst durch Ernst Bertram entdeckt, und wir lernen die Ausgabe kennen, die er benutzte, samt den Lektüre-Empfehlungen des befreundeten Germanisten.
Dass die hochfahrenden und zugleich verwaschenen Bezüge auf die Kapitalismus-Debatten zwischen Max Weber, Troeltsch und Sombart nicht aus den originalen Texten stammen können, war schon mit unbewaffneten Augen zu erkennen, unterstellt Mann doch Weber und Sombart gleichermaßen die These, der Calvinismus liege der kapitalistischen Berufsethik zugrunde – obwohl Sombart gerade diesen Bedingungszusammenhang ablehnt. Hier wie an vielen anderen Stellen war Thomas Manns Quelle, wie Kurzke zeigen kann, das obskure Werk des 1914 gefallenen Emil Hammacher über die „Hauptfragen der modernen Kultur”.
Kurzum: Wir sehen einen brillanten Feuilletonisten bei der Arbeit, der alles aufsaugt, was ihm zufliegt, egal woher. Tausende Zitate, weit verstreute Lektüren, aber bloß an wenigen Stellen solide Kenntnisse; gründlich ist Thomas Mann nur bei seinen Leib- und Magen-Autoren, dem Dreigestirn Schopenhauer-Wagner-Nietzsche und, halbwegs, bei Goethe. Es muss einmal ausgesprochen werden: Die größte Begabung Thomas Manns war seine Fähigkeit, hochzurechnen, auf schmalen Grundlagen enorme Gedankenkathedralen zu errichten – eine Fähigkeit, die später in den „Joseph”-Romanen zu einem Gipfel gelangte, die mit einem Minimum an Gelehrsamkeit auskamen und die ausgebreitete alttestamentarische Bibelwissenschaft seiner Zeit mit bestem Erfolg links liegen ließen. Gilt dies übrigens nicht auch für die Erfahrungen, die seinen Romanen die Gefühlsinhalte gaben? Als Liebender hat Thomas Mann so gut wie nichts „erlebt” – aber was hat er daraus gemacht! Eins der großen erotischen Erzählwerke der modernen Literatur.
So bleibt in Kurzkes Kommentar kaum ein Wunsch offen; der Historiker würde allenfalls bei exponierten Begriffen wie „Expressionismus” oder „Mitteleuropa” gern erfahren, in welcher Gestalt sie zu Thomas Mann kamen – sollte ihm das verbreitetste politische Buch der Weltkriegszeit, Friedrich Naumanns „Mitteleuropa”, entgangen sein? Das „Bündnis zwischen Monarchie und Volk” forderte der Historiker Friedrich Meinecke nicht in seiner Studie zu „Weltbürgertum und Nationalstaat”, sondern in weit verbreiteten Zeitungsartikeln, die in dem Bändchen „Die deutsche Erhebung von 1914” gesammelt wurden.
Und ein wenig schmunzeln macht, dass Kurzke sich im Kommentar gelegentlich Mannsche Wertungen zu eigen macht, so wenn er Bücher des amerikanischen Präsidenten Wilson „hohl” findet – kaum einer wird die Geduld haben, das zu überprüfen. Jedenfalls wird das Kurzkesche Kommentarwerk auch zu einem Bergwerk für vergangene, höchst folgenreiche politische Leidenschaften, an denen Thomas Mann, der einsame Kämpfer am Schreibtisch, zusammen mit Millionen seiner Landsleute teilhatte.
Was hat das, neben Historie und Biographie, heute noch zu bedeuten? Warum sollte man das lesen? Wohl doch wegen des zentralen Motivs, der „Revolte gegen die Versklavung des Geistes durch die Politik”. Die moderne über Wahlen und Medien vermittelte Massendemokratie, der von ihr benötigte riesenhafte Aufbau der öffentlichen Meinung, die nie erlahmende Drift zu kollektiven Affekten, sie bedrohen jeden Einzelnen mit einer Vergesellschaftung des Denkens, Fühlens und Sprechens, also mit einer Gedankenlosigkeit, gegen die Thomas Manns Buch in seinen schönsten Kapiteln – über Bürgerlichkeit, vom Glauben, über Menschlichkeit und Tugend – einen Einspruch erhebt, der schon deshalb nicht überholt ist, weil die hier verhandelten Bedrängnisse seither nur gewachsen sind. Das, was wirklich überholt daran ist, hat Mann selbst in seiner Republik-Rede, die eher liberale Nachjustierung als Umkehr bedeutet, ausgeschieden. Und heute mag man fragen, ob sein leidenschaftlicher Widerstand gegen den Nationalsozialismus sich nicht ebenso dem deutsch-bürgerlichen, gebildet humanitären Grundzug der „Betrachtungen” verdankt wie seinen eher pflichtgemäßen liberalen Ansichten.
Es ist ein Zufall, aber ein sprechender: Der größte Teil der „Betrachtungen” wurde 1917, im Jahr der russischen Revolution, geschrieben. Damit begann für die halbe Welt eine neue Sklaverei des Geistes, der unabweisbare Zwang zu Mittun oder Dissidenz, eine politische Welt der Parteiungen ohne Spielräume, die bald von den schrecklichen Gegenbewegungen des Faschismus und Nationalsozialismus verschärft wurde. Bis in die Zeit des Kalten Kriegs reicht diese politische Kolonisierung des individuellen Innenraums, und bis heute kehrt sie wieder in immer neuen Gestalten.
So mag man heute diesen blendend geschriebenen Stein aus Papier immer noch zur Hand nehmen, nicht nur zur historischen Belehrung, sondern als antitotalitäre Übung für jeden Einzelnen, sich seine eigene Welt zu schaffen und zu behaupten. Bürgerlichkeit ist hier keine deterministische Klassenlage, sondern eine Möglichkeit zu intellektuell freier Lebensführung. Thomas Manns idiosynkratische Räusche und Begeisterungen muss man dabei nicht einmal teilen; solange man nur überhaupt Begeisterungen kennt. GUSTAV SEIBT
THOMAS MANN: Betrachtungen eines Unpolitischen. Herausgegeben, textkritisch durchgesehen und kommentiert von Hermann Kurzke. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2009. Zwei Bände, zusammen 1430 Seiten, 80 Euro
THOMAS MANN: Essays VI. 1945 bis 1950. Herausgegeben, textkritisch durchgesehen und kommentiert von Herbert Lehnert. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2009. Zwei Bände, zusammen 1753 Seiten, 85 Euro.
Das Seelenreich Schopenhauers, Wagners und Nietzsches hat er nie verlassen.
Thomas Manns Verhältnis zum Politischen blieb, wie er selbst wusste, stets unpraktisch-rhetorisch
Die Hass-Orgien gegen den Bruder Heinrich sind großer Hörbuch- oder Schauspielstoff
Tausende Zitate, weit verstreute Lektüren, aber bloß an wenigen Stellen solide Kenntnisse
Das zentrale Motiv ist die „Revolte gegen die Versklavung des Geistes durch die Politik”
Franz von Lenbachs „Hedwig Pringsheim” (1890, oben links),„Heinz und Erik Pringsheim” (1891, oben Mitte), „Katia Pringsheim” (1892, oben rechts) sowie „Hedwig und Alfred Pringsheim” (1891, links) Abb. aus dem bespr. Band
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Übungen in antitotalitärem Geist: Thomas Manns „Betrachtungen eines Unpolitischen” in reich kommentierter kritischer Ausgabe
Warum sollte man Thomas Manns „Betrachtungen eines Unpolitischen”, diesen Wälzer einer doppelten Kriegszeit – des Ersten Weltkriegs und des Bruderkrieges gegen Heinrich Mann –, heute noch lesen? Gewiss, als biographisches Zeugnis bleibt das Buch unentbehrlich. Es ist das Scharnier der Lebensmitte, dessen Bezüge in die Frühzeit wie ins Spätwerk gleichermaßen weisen. Lange stand die Rezeption der „Betrachtungen” unter dem einseitigen Eindruck, den Manns Rede „Von deutscher Republik” 1922 vor allem auf die nationalkonservative Rechte machte, die auf einmal einen Überläufer ins linke Lager, ja einen Verräter deutscher Kultur zu erkennen meinte.
Was Thomas Mann selbst schon in den „Betrachtungen” über den demokratischen Grundzug in seinem Vorkriegsroman „Königliche Hoheit” gesagt hatte, und seinen ausdrücklichen Hinweis in der Republik-Rede, er widerrufe nichts, hatte man nicht ernst genommen. „Die Demokratie. Wir haben sie ja schon!” – diese Feststellung der „Betrachtungen” ist der Titel eines aufschlussreichen Aufsatzes, in dem der Historiker Jens Nordalm 2006 Thomas Manns „Bewegung zur Republik” schon in den „Betrachtungen” nachwies, im Einklang mit Befunden, die der Germanist Heinrich Detering vor allem an „Königliche Hoheit” für die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg gewonnen hatte. Thomas Mann war, wie die gesamte wilhelminische Gesellschaft, längst auf den Weg zu einer kulturellen Demokratisierung gekommen.
Umgekehrt aber trifft zu, dass der Widerwille gegen den politischen Tagesdienst des gutwillig-meinungsführenden Nationalschriftstellers, also ein Reinlichkeitsaffekt gegen die politische Sphäre, Thomas Mann bis zum Ende seines Lebens nicht verlassen hat. Darauf hat Joachim Fest schon in den siebziger Jahren völlig zutreffend hingewiesen. Das Seelenreich von Schopenhauer-Pessimismus, Wagner-Rausch und Nietzsches Künstler-Individualismus hat Thomas Mann bis zum Schluss nicht verlassen. Sein Verhältnis zum Politischen blieb unpraktisch-rhetorisch – genau wie er es mit Selbstironie schon in der „Vorrede” der „Betrachtungen” eingestanden hatte.
Wenn jetzt eine von Hermann Kurzke großartig kommentierte Neuausgabe des „Betrachtungen”-Massivs herauskommt, dann sollte man die Gelegenheit nicht versäumen, auch einen Blick in die gleichzeitig in derselben Ausgabe erschienenen, von Herbert Lehnert nicht minder opulent erläuterten späten Essays von 1945 bis 1950 zu werfen. Wer dort Thomas Manns Rede „Goethe und die Demokratie” von 1949 studiert, wird auf dieselben Zitate treffen, die schon in den letzten Kapiteln der „Betrachtungen” Goethes Abstand zum politischen Idealismus, seine nüchterne Menschenskepsis, seine Abwehr der Französischen Revolution und sein hartes Rechtsdenken belegten; auch hier wird auf die Nähe zu den zynischen Vorstellungen Schopenhauers über Politik hingewiesen. Die Drehung der Schraube zwischen 1918 und 1949 ist minimal – es ist am Ende nur Goethes „Gutwilligkeit”, ein wenig auch sein aufs Amerikanische gerichtetes Fortschrittsinteresse, die ihn nun zu einem für die Demokratie brauchbaren Schriftsteller machen.
Und ist nicht die spektakulärste der vielen Antithesen, die die „Betrachtungen” mit oft kopfverwirrendem Überscharfsinn durchspielen, die von „Musik” einerseits und „Demokratie”, „Literatur” und „Politik” andererseits, immer noch der Grundriss des Romans „Doktor Faustus”, in dem 1947 eine an Nietzsche angelehnte Musikerbiographie das deutsche Schicksal im 20. Jahrhundert symbolisieren soll? Kein Zweifel, die „Betrachtungen eines Unpolitischen” sind die wichtigste Selbsterklärung, die Thomas Mann nicht für einen Moment, sondern für seine ganze geistige Existenz vorgelegt hat, als Vierzigjähriger, genau in der Mitte seines Lebens. Der Hauch von Peinlichkeit, den das Buch schon bald für ihn annahm, beruht eher auf seinem Mangel an Ironie, seiner Rückhaltlosigkeit, als auf irgendwelchen einzelnen Stellungnahmen.
Passager sind vor allem die innerfamiliären Hassorgien gegen den Bruder Heinrich, der einzige Moment der Enthemmung in Thomas Manns sonst vollkommen selbstbeherrschter Schriftstellerexistenz. Das ist großer Hörbuch- oder Schauspielstoff, dies Höhnen, höhnische Zitieren, die Worte des Anderen Herumdrehen, ins Lächerliche Ziehen, diese aufrichtige Gekränktheit bis ins Weinerliche. Man hat Kapitel aus dem „Zauberberg” mit glänzendem Erfolg auf die Bühne gebracht – ein begabter Darsteller könnte aus den Anti-Heinrich-Passagen der „Betrachtungen” einen beklemmenden Abend machen.
Hermann Kurzke, der Herausgeber und Kommentator, der mit dieser Ausgabe eine Summe jahrelanger Beschäftigung zieht, weist in der blendend formulierten Einleitung auf diese Schlüsselstellung des Buches im Gesamtwerk Thomas Manns hin. Seine eigentliche Leistung aber besteht darin, es im Moment zu verankern, in den aufgewühlten Jahren der zweiten Hälfte des Ersten Weltkriegs. Der Stellenkommentar weist nicht einfach die Zitate nach heute gültigen Ausgaben nach, sondern die Fundorte in den Mannschen Lektüren. Eine Stelle, in der Rousseau die Sklaverei billigt, ist eben nicht die Frucht emsigen Studiums im „Contrat social”, sondern stammt aus Flauberts Roman „Bouvard und Pécuchet”. Diesen Bezug zu finden, ist noch eine der leichteren Übungen. Kurzke hat, soweit das im Abstand von einem Jahrhundert möglich ist, den Kosmos der Mannschen Lektüren, selbst seinen Pressekonsum, nicht zuletzt die Anregungen durch Freunde und Kollegen vollständig zur Hand.
Zum Beispiel stellt sich Thomas Mann in eine Linie von Goethe über Stifter zu Fontane – aber natürlich hat er Stifter soeben erst durch Ernst Bertram entdeckt, und wir lernen die Ausgabe kennen, die er benutzte, samt den Lektüre-Empfehlungen des befreundeten Germanisten.
Dass die hochfahrenden und zugleich verwaschenen Bezüge auf die Kapitalismus-Debatten zwischen Max Weber, Troeltsch und Sombart nicht aus den originalen Texten stammen können, war schon mit unbewaffneten Augen zu erkennen, unterstellt Mann doch Weber und Sombart gleichermaßen die These, der Calvinismus liege der kapitalistischen Berufsethik zugrunde – obwohl Sombart gerade diesen Bedingungszusammenhang ablehnt. Hier wie an vielen anderen Stellen war Thomas Manns Quelle, wie Kurzke zeigen kann, das obskure Werk des 1914 gefallenen Emil Hammacher über die „Hauptfragen der modernen Kultur”.
Kurzum: Wir sehen einen brillanten Feuilletonisten bei der Arbeit, der alles aufsaugt, was ihm zufliegt, egal woher. Tausende Zitate, weit verstreute Lektüren, aber bloß an wenigen Stellen solide Kenntnisse; gründlich ist Thomas Mann nur bei seinen Leib- und Magen-Autoren, dem Dreigestirn Schopenhauer-Wagner-Nietzsche und, halbwegs, bei Goethe. Es muss einmal ausgesprochen werden: Die größte Begabung Thomas Manns war seine Fähigkeit, hochzurechnen, auf schmalen Grundlagen enorme Gedankenkathedralen zu errichten – eine Fähigkeit, die später in den „Joseph”-Romanen zu einem Gipfel gelangte, die mit einem Minimum an Gelehrsamkeit auskamen und die ausgebreitete alttestamentarische Bibelwissenschaft seiner Zeit mit bestem Erfolg links liegen ließen. Gilt dies übrigens nicht auch für die Erfahrungen, die seinen Romanen die Gefühlsinhalte gaben? Als Liebender hat Thomas Mann so gut wie nichts „erlebt” – aber was hat er daraus gemacht! Eins der großen erotischen Erzählwerke der modernen Literatur.
So bleibt in Kurzkes Kommentar kaum ein Wunsch offen; der Historiker würde allenfalls bei exponierten Begriffen wie „Expressionismus” oder „Mitteleuropa” gern erfahren, in welcher Gestalt sie zu Thomas Mann kamen – sollte ihm das verbreitetste politische Buch der Weltkriegszeit, Friedrich Naumanns „Mitteleuropa”, entgangen sein? Das „Bündnis zwischen Monarchie und Volk” forderte der Historiker Friedrich Meinecke nicht in seiner Studie zu „Weltbürgertum und Nationalstaat”, sondern in weit verbreiteten Zeitungsartikeln, die in dem Bändchen „Die deutsche Erhebung von 1914” gesammelt wurden.
Und ein wenig schmunzeln macht, dass Kurzke sich im Kommentar gelegentlich Mannsche Wertungen zu eigen macht, so wenn er Bücher des amerikanischen Präsidenten Wilson „hohl” findet – kaum einer wird die Geduld haben, das zu überprüfen. Jedenfalls wird das Kurzkesche Kommentarwerk auch zu einem Bergwerk für vergangene, höchst folgenreiche politische Leidenschaften, an denen Thomas Mann, der einsame Kämpfer am Schreibtisch, zusammen mit Millionen seiner Landsleute teilhatte.
Was hat das, neben Historie und Biographie, heute noch zu bedeuten? Warum sollte man das lesen? Wohl doch wegen des zentralen Motivs, der „Revolte gegen die Versklavung des Geistes durch die Politik”. Die moderne über Wahlen und Medien vermittelte Massendemokratie, der von ihr benötigte riesenhafte Aufbau der öffentlichen Meinung, die nie erlahmende Drift zu kollektiven Affekten, sie bedrohen jeden Einzelnen mit einer Vergesellschaftung des Denkens, Fühlens und Sprechens, also mit einer Gedankenlosigkeit, gegen die Thomas Manns Buch in seinen schönsten Kapiteln – über Bürgerlichkeit, vom Glauben, über Menschlichkeit und Tugend – einen Einspruch erhebt, der schon deshalb nicht überholt ist, weil die hier verhandelten Bedrängnisse seither nur gewachsen sind. Das, was wirklich überholt daran ist, hat Mann selbst in seiner Republik-Rede, die eher liberale Nachjustierung als Umkehr bedeutet, ausgeschieden. Und heute mag man fragen, ob sein leidenschaftlicher Widerstand gegen den Nationalsozialismus sich nicht ebenso dem deutsch-bürgerlichen, gebildet humanitären Grundzug der „Betrachtungen” verdankt wie seinen eher pflichtgemäßen liberalen Ansichten.
Es ist ein Zufall, aber ein sprechender: Der größte Teil der „Betrachtungen” wurde 1917, im Jahr der russischen Revolution, geschrieben. Damit begann für die halbe Welt eine neue Sklaverei des Geistes, der unabweisbare Zwang zu Mittun oder Dissidenz, eine politische Welt der Parteiungen ohne Spielräume, die bald von den schrecklichen Gegenbewegungen des Faschismus und Nationalsozialismus verschärft wurde. Bis in die Zeit des Kalten Kriegs reicht diese politische Kolonisierung des individuellen Innenraums, und bis heute kehrt sie wieder in immer neuen Gestalten.
So mag man heute diesen blendend geschriebenen Stein aus Papier immer noch zur Hand nehmen, nicht nur zur historischen Belehrung, sondern als antitotalitäre Übung für jeden Einzelnen, sich seine eigene Welt zu schaffen und zu behaupten. Bürgerlichkeit ist hier keine deterministische Klassenlage, sondern eine Möglichkeit zu intellektuell freier Lebensführung. Thomas Manns idiosynkratische Räusche und Begeisterungen muss man dabei nicht einmal teilen; solange man nur überhaupt Begeisterungen kennt. GUSTAV SEIBT
THOMAS MANN: Betrachtungen eines Unpolitischen. Herausgegeben, textkritisch durchgesehen und kommentiert von Hermann Kurzke. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2009. Zwei Bände, zusammen 1430 Seiten, 80 Euro
THOMAS MANN: Essays VI. 1945 bis 1950. Herausgegeben, textkritisch durchgesehen und kommentiert von Herbert Lehnert. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2009. Zwei Bände, zusammen 1753 Seiten, 85 Euro.
Das Seelenreich Schopenhauers, Wagners und Nietzsches hat er nie verlassen.
Thomas Manns Verhältnis zum Politischen blieb, wie er selbst wusste, stets unpraktisch-rhetorisch
Die Hass-Orgien gegen den Bruder Heinrich sind großer Hörbuch- oder Schauspielstoff
Tausende Zitate, weit verstreute Lektüren, aber bloß an wenigen Stellen solide Kenntnisse
Das zentrale Motiv ist die „Revolte gegen die Versklavung des Geistes durch die Politik”
Franz von Lenbachs „Hedwig Pringsheim” (1890, oben links),„Heinz und Erik Pringsheim” (1891, oben Mitte), „Katia Pringsheim” (1892, oben rechts) sowie „Hedwig und Alfred Pringsheim” (1891, links) Abb. aus dem bespr. Band
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Der vielleicht beste Kenner, Interpret und Vermittler von Thomas Manns Werk legt [...] ein zweites Opus Magnum vor, dem uneingeschränkte Anerkennung gebührt. Jochen Strobel literaturkritik.de