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Singen, Tanzen, Reden, Rasen - und Karneval feiern? Die simple Erkenntnis lautet: Was wir tun, wenn wir Alkohol getrunken haben, ist alles eine Frage der Kultur.
Aus eigener Erfahrung glauben wir zu wissen: Alkohol enthemmt. Schüchternheit, Vernunft, Anstand? Für ein paar Stunden vergessen! Das führt manchmal zu schönen Dingen wie einem ersten Kuss oder wilden Tanzflächen-stunts - und manchmal zu hässlichen, die vor Gericht landen und dort entschuldigt werden: It's the alcohol, stupid!
Die amerikanischen Ethnologen MacAndrew und Edgerton zeigen unterhaltsam und überzeugend: Menschen auf
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Produktbeschreibung
Singen, Tanzen, Reden, Rasen - und Karneval feiern? Die simple Erkenntnis lautet: Was wir tun, wenn wir Alkohol getrunken haben, ist alles eine Frage der Kultur.

Aus eigener Erfahrung glauben wir zu wissen: Alkohol enthemmt. Schüchternheit, Vernunft, Anstand? Für ein paar Stunden vergessen! Das führt manchmal zu schönen Dingen wie einem ersten Kuss oder wilden Tanzflächen-stunts - und manchmal zu hässlichen, die vor Gericht landen und dort entschuldigt werden: It's the alcohol, stupid!

Die amerikanischen Ethnologen MacAndrew und Edgerton zeigen unterhaltsam und überzeugend: Menschen auf der ganzen Welt betragen sich betrunken völlig unterschiedlich, und zwar je nach Tradition, Situation, historischen Umständen oder Vorbildern aggressiv oder friedlich, schweigsam oder redselig, sangeslustig oder gewalttätig, und sie sind dabei oft bemerkenswert fähig, selbst im Vollrausch noch zu unterscheiden, wen sie küssen oder schlagen - und wen nicht. Wir lesen erstaunliche, schöne und schreckliche Geschichten und erkennen verblüfft: Nicht der Alkohol ist verantwortlich für unser trunkenes Tun, wir haben es schlicht und einfach so gelernt.

Lange nach der Veröffentlichung hat Jakob Hein diesen Wissensschatz wiederentdeckt und übersetzt, der unsere Auffassung von der »enthemmenden« Wirkung des Alkohols bis hin zum Konzept der »verminderten Schuldfähigkeit« radikal infrage stellt.
Autorenporträt
Craig MacAndrew, geboren 1928, lehrte Anthropologie an der University of California. Sein bahnbrechendes Buch Drunken Comportment. A Social Explanation, das er zusammen mit Robert B. Edgerton verfasste, erschien 1969 bei Aldine, Chicago.
Rezensionen
Schmissig geschrieben und die wohl originellste anthropologische Studie, die je erstellt worden ist. Marc Reichwein Welt am Sonntag 20240211

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Führt übermäßiger Alkoholkonsum fast automatisch zum Kontrollverlust? Nein, keineswegs, lernt Rezensent Tobias Kniebe aus dem Buch von Craig MacAndrew und Robert B. Edgerton. Dieser sozialwissenschaftliche Klassiker erschien ursprünglich im Jahr 1968, jetzt liegt er auch auf deutsch vor, und aktuell ist er, wie Kniebe ausführt, sowieso, wie er am Beispiel des amerikanischen Verfassungsrichters Brett Kavanaugh darlegt, dessen Trunkenheit ihm nach Missbrauchsvorwürfen zum Vorteil gereichte. Widerlegt wird die These vom Kontrollverlust durch Alkohol von diesem Buch laut Kniebe vermittels ethnografischen Studien, die nachweisen, dass in verschiedenen Kulturen rund um die Welt der Genuss von Rauschmitteln sozial stark kodifiziert ist. So bleiben in manchen Volksgruppen, stellt Kniebe entlang der Lektüre dar, selbst im Zustand vermeintlicher sexueller Enthemmung Inzesttabus gewahrt. Wenn sich im Menschen im Westen auf den totalen Kontrollverlust qua Alkohol berufen, ist das also nicht glaubwürdig, schließt der von der Argumentation des Buches überzeugte Rezensent.

© Perlentaucher Medien GmbH
Über eine spannende Wiederentdeckung darf sich Rezensentin Andrea Gerk mit diesem Buch über die Folgen des Alkoholkonsums freuen, das Craig MacAndrew und Robert Edgeraton vor über fünfzig Jahren geschrieben haben und das nun von dem Psychiater Jakob Hein übersetzt und neu herausgegeben wurde. Die wichtigste Erkenntnis für Gerk: Es ist vor allem eine kulturelle Frage, wie sich betrunkene Menschen verhalten. Das zeigen ihr die rund 200 untersuchten Völker auf der ganzen Welt: Im japanischen Takashima zum Beispiel ist Alkoholkonsum eine ruhige Angelegenheit und auch die Ureinwohner in Arizona sind erst im Kontakt mit äußeren Einflüssen betrunken aggressiv geworden. Die Kritikerin freut sich auch, dass Herausgeber Hein sich immer wieder kommentierend in den Text einschaltet und seine Gründe etwa für die Verwendung des Begriffes "Indianer" erklärt, aber auch "für einen realistischeren Umgang mit Alkohol" plädiert.

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