Viele Jugendliche haben mit der Gesellschaft gebrochen. Hartmut von Hentigs Manifest macht mutige Vorschläge, wie diese soziale Erosion zu stoppen sei. Er bezweifelt, ob die Schule in der Mittelstufe überhaupt der geeignete Ort für Bildung und Erziehung ist. Die Schulzeit soll in dieser Phase unterbrochen werden, damit die Jugendlichen andere, praktische Erfahrungen sammeln können - in erster Linie die, gebraucht zu werden und sich zu bewähren. Überhaupt sollte der Schule ein soziales Jahr für alle folgen. Die Jugendunruhen in Frankreich haben gezeigt, was passieren kann, wenn sich eine ganze Generation überflüssig fühlt.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.08.2006Am Ende der Schule kommt der Dienst an der Gemeinschaft
Ein Einfall für die kleinen neuen Bürger: Der große alte Pädagoge der Bundesrepublik Hartmut von Hentig fordert ein soziales Jahr für alle Jugendlichen
Liebe junge Menschen, wenn sich der Vorschlag des einundachtzigjährigen Pädagogen Hartmut von Hentig politisch durchsetzt, dann werdet ihr demnächst in euren noch kurzen Lebenslauf ein ganzes Dienstjahr einlegen müssen. Warum? Damit sich bei euch der Sinn für die Gemeinschaft entwickle und ihr dadurch zu guten Bürgern werdet.
Als Hartmut von Hentig im vergangenen Jahr achtzig Jahre alt wurde, gratulierten ihm der Bundestagspräsident Wolfgang Thierse, und auch der Vorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Bischof Wolfgang Huber, gratulierte ihm und noch viele andere, weil Hartmut von Hentig ein zuverlässiger und engagierter Zeitgenosse ist, der den Glauben an die Bildbarkeit des Menschen und an die sich daran anschließende schrittweise Verbesserung der Gesellschaft vorbildlich in Projekte umsetzt und in Schriften darstellt.
Hentig, der in den siebziger Jahren die berühmte Laborschule in Bielefeld gründete, hat viele Bücher geschrieben und sich bei zahlreichen Anlässen zu Wort gemeldet. Er hat Altphilologie studiert, unter anderem an der University of Chicago. In den fünfziger Jahren wurde er Lehrer am Birklehof, einem angesehenen Internat im Schwarzwald. Anfang der sechziger Jahre wurde er Professor und Direktor des Pädagogischen Seminars an der Universität Göttingen, 1968 ging er nach Bielefeld. Hentig gehört neben Walter Jens und Christian Meier zu den wenigen gesellschaftsfreundlich, aber auch -kritisch engagierten Altphilologen der Bundesrepublik, deren Wissen um den Wert der griechischen Polis, dieser ersten halbwegs demokratischen Gemeinschaft, sie niemals, auch nicht in den von Revolutionswünschen heftig durchwehten sechziger Jahren, dazu verleitete, ihre Kritik an den bestehenden gesellschaftlichen Verhältnissen zu überspannen.
Hentig hat, denkt er an die Aufgaben der Schule, vor allem zweierlei im Sinn: Einerseits soll die Schule die jungen Menschen in ihrem Selbstvertrauen stärken, damit sie andererseits die sogenannten Sachzwänge der Gesellschaft als von Menschen gemachte Zwänge verstehen und bei Bedarf verändern können. Sein pädagogisches Ideal ist eine moderne Polis-Kompetenz für alle. Pädagogik bedeutet für ihn die "Anleitung der jungen Menschen zum Leben in der Gesellschaft" - so steht es auch in seinem neuen Buch.
Ohne Pädagogik im Hentigschen Sinne läuft in der Gesellschaft letztlich nichts Gutes beziehungsweise von vornherein alles schief beziehungsweise alles so wie immer. Der leidenschaftliche Pädagoge Hentig gehört mit dieser Vorstellung von der Bedeutung seines Faches zu jenen Geisteswissenschaftlern, die ihre spezielle Wissenschaft als die Grundlagenwissenschaft für eine gelingende Gesellschaft verstehen - auch Soziologen, die sich als Kritiker des Kapitalismus verstanden, haben das einmal geglaubt.
Liest man, was Hentig geschrieben hat, hört man, was er sagt, dann hat man den Eindruck, daß seine pädagogischen Ideen eine Verlängerung seiner eigenen Lebens- und Lernerfahrungen sind. Deswegen ist, was er schreibt und sagt, auch nicht akademisch bleich, sondern blattgrün. Hentig spricht, redet er vom Lernen fürs Leben und vom Leben als Lernen, immer in letzter Erfahrungsinstanz von sich als einem mit Freuden lebenslang Lernenden (Hentig ist Pädagogik). Die klassische Bildung, über die er mit nonchalanter Selbstverständlichkeit verfügt, was er auch gerne hier und dort mit einem Schlenker ins Latein oder Griechisch zeigt, ist ihm eine kleine, aber ganz sichere Heimat, von der aus er mit großen Augen und vitaler Neugier seine Lehr- und Wanderjahre in die Moderne und die wissenschaftlich-technische Zivilisation unternommen hat. Er zählt nicht zu jenen Pädagogen und Zeitgenossen in Strickpullovern, die zur Umkehr aus der Moderne aufrufen, aber er gehört ebenfalls nicht zu jenen forschen Gehilfen, die sich der Moderne mit dem Hinweis auf die weltweiten ökonomischen Zwänge, denen nun einmal auch die Bildung und die Ausbildung unterliegen sollen, an den Hals werfen.
Nun hat er ein neues Büchlein vorgelegt, in dem er zum einen die "Entschulung" der Mittelstufe fordert und zum anderen ein "Dienstjahr" für alle Jugendlichen, zu absolvieren nach dem Schulabschluß und vor dem Eintritt ins Berufsleben beziehungsweise vor dem Eintritt in die Universität. Er fordert das, weil er bei den Jugendlichen den Gemeinsinn vermißt. Die Jugendlichen, meint er, würden in unserer Gesellschaft nicht zu Bürgern und Mitmenschen heranwachsen, sondern nur lernen, Funktionen in einem System zu übernehmen, das ihnen ihrer Ansicht nach nur zu ihrem eigenen Vorteil gereichen soll.
Bei einer solchen Einstellung zu den Dingen entwickle sich kein Sinn für die Gemeinschaft, worauf dann das Projekt einer modernen Polis endgültig beiseite gelegt werden müßte. Die dreizehn- bis fünfzehnjährigen Jugendlichen der Mittelstufe möchte Hentig deshalb für einige Wochen zu Lerngemeinschaften außerhalb der Schule bündeln. Die Sommerferien könnten, sagt er, auf drei bis dreieinhalb Monate erweitert werden, während derer die Jugendlichen endlich Gemeinschaft erleben und gestalten: Sie gehen in dieser Zeit "in Lager, machen Fahrten, stellen sich in den Dienst einer humanitären Einrichtung". Jugendliche können zum Beispiel mit ihren Lehrern, die sich an dieser Front auch bewähren müssen, in ein altes Bauernhaus ziehen und es unter eigener Verantwortung und mit fachlicher Unterstützung eines Zimmermannes renovieren.
Das ist das kleine Modell der Gemeinschaftssinnstärkung, das größere sieht ein ganzes Dienstjahr vor. Gemeinschaftsstiftende Erfahrungen sollen alle Jugendlichen aus dem sozialen Jahr schöpfen, wobei die Dienststellen in der Natur, in der Politik oder in humanitären Einrichtungen (auch international) liegen können. Hentig hat eine erste Liste möglicher Einsatzorte zusammengestellt, damit die Sache gleich Hand und Fuß bekommt.
Hat einer der berühmtesten Pädagogen der Bundesrepublik in all den vergangenen Jahren der Schule zuviel zugemutet - oder stehen die Zeiger der Weltuhr auf kurz vor zwölf? Es sieht so aus, als wäre die Schule jetzt für die Visionen Hentigs zu klein geworden - zu klein für die Aufgaben, die Hentig den jungen Menschen stellt, damit aus ihnen gemeinschaftstüchtige Bürger werden. Sollen wir uns Hentigs Dienstjahr für die Gemeinschaft wünschen?
Uns fehlt vielleicht der Schwung der Polis. Wir sehen die Jugendlichen in Altenheimen die Alten pflegen, so wie das die Zivildienstleistenden seit Jahren machen, und wir sehen darauf die Jugendlichen Betriebswirtschaft, Jura, Design oder was auch immer studieren und in irgendwelchen Firmen verschwinden, wo es nur um das Funktionieren geht (und wahrscheinlich auch um so etwas Funktionstüchtiges wie den Teamgeist). Der Gemeinschaftssinn als solcher hilft wenig weiter, wenn die Jugendlichen in der Gesellschaft genau das machen, was die Gesellschaft (und deren Protagonisten) zum ökonomischen Funktionieren braucht und fordert. Der herzliche, aber doch arg beliebige Gebrauch von Gesellschaft mal hier und Gemeinschaft mal dort in Hentigs Büchlein läßt nur darauf schließen, daß dem großen alten Pädagogen die Unterschiede zwischen beiden Begriffen und Wirklichkeiten vor dem goldenen Horizont der Polis, der nach ihm ein goldener Spiegel der Gegenwart sein soll, verschwunden sind.
EBERHARD RATHGEB
Hartmut von Hentig: "Bewährung". Von der nützlichen Erfahrung nützlich zu sein. Hanser Verlag, München 2006. 108 S., geb., 12,50 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Ein Einfall für die kleinen neuen Bürger: Der große alte Pädagoge der Bundesrepublik Hartmut von Hentig fordert ein soziales Jahr für alle Jugendlichen
Liebe junge Menschen, wenn sich der Vorschlag des einundachtzigjährigen Pädagogen Hartmut von Hentig politisch durchsetzt, dann werdet ihr demnächst in euren noch kurzen Lebenslauf ein ganzes Dienstjahr einlegen müssen. Warum? Damit sich bei euch der Sinn für die Gemeinschaft entwickle und ihr dadurch zu guten Bürgern werdet.
Als Hartmut von Hentig im vergangenen Jahr achtzig Jahre alt wurde, gratulierten ihm der Bundestagspräsident Wolfgang Thierse, und auch der Vorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Bischof Wolfgang Huber, gratulierte ihm und noch viele andere, weil Hartmut von Hentig ein zuverlässiger und engagierter Zeitgenosse ist, der den Glauben an die Bildbarkeit des Menschen und an die sich daran anschließende schrittweise Verbesserung der Gesellschaft vorbildlich in Projekte umsetzt und in Schriften darstellt.
Hentig, der in den siebziger Jahren die berühmte Laborschule in Bielefeld gründete, hat viele Bücher geschrieben und sich bei zahlreichen Anlässen zu Wort gemeldet. Er hat Altphilologie studiert, unter anderem an der University of Chicago. In den fünfziger Jahren wurde er Lehrer am Birklehof, einem angesehenen Internat im Schwarzwald. Anfang der sechziger Jahre wurde er Professor und Direktor des Pädagogischen Seminars an der Universität Göttingen, 1968 ging er nach Bielefeld. Hentig gehört neben Walter Jens und Christian Meier zu den wenigen gesellschaftsfreundlich, aber auch -kritisch engagierten Altphilologen der Bundesrepublik, deren Wissen um den Wert der griechischen Polis, dieser ersten halbwegs demokratischen Gemeinschaft, sie niemals, auch nicht in den von Revolutionswünschen heftig durchwehten sechziger Jahren, dazu verleitete, ihre Kritik an den bestehenden gesellschaftlichen Verhältnissen zu überspannen.
Hentig hat, denkt er an die Aufgaben der Schule, vor allem zweierlei im Sinn: Einerseits soll die Schule die jungen Menschen in ihrem Selbstvertrauen stärken, damit sie andererseits die sogenannten Sachzwänge der Gesellschaft als von Menschen gemachte Zwänge verstehen und bei Bedarf verändern können. Sein pädagogisches Ideal ist eine moderne Polis-Kompetenz für alle. Pädagogik bedeutet für ihn die "Anleitung der jungen Menschen zum Leben in der Gesellschaft" - so steht es auch in seinem neuen Buch.
Ohne Pädagogik im Hentigschen Sinne läuft in der Gesellschaft letztlich nichts Gutes beziehungsweise von vornherein alles schief beziehungsweise alles so wie immer. Der leidenschaftliche Pädagoge Hentig gehört mit dieser Vorstellung von der Bedeutung seines Faches zu jenen Geisteswissenschaftlern, die ihre spezielle Wissenschaft als die Grundlagenwissenschaft für eine gelingende Gesellschaft verstehen - auch Soziologen, die sich als Kritiker des Kapitalismus verstanden, haben das einmal geglaubt.
Liest man, was Hentig geschrieben hat, hört man, was er sagt, dann hat man den Eindruck, daß seine pädagogischen Ideen eine Verlängerung seiner eigenen Lebens- und Lernerfahrungen sind. Deswegen ist, was er schreibt und sagt, auch nicht akademisch bleich, sondern blattgrün. Hentig spricht, redet er vom Lernen fürs Leben und vom Leben als Lernen, immer in letzter Erfahrungsinstanz von sich als einem mit Freuden lebenslang Lernenden (Hentig ist Pädagogik). Die klassische Bildung, über die er mit nonchalanter Selbstverständlichkeit verfügt, was er auch gerne hier und dort mit einem Schlenker ins Latein oder Griechisch zeigt, ist ihm eine kleine, aber ganz sichere Heimat, von der aus er mit großen Augen und vitaler Neugier seine Lehr- und Wanderjahre in die Moderne und die wissenschaftlich-technische Zivilisation unternommen hat. Er zählt nicht zu jenen Pädagogen und Zeitgenossen in Strickpullovern, die zur Umkehr aus der Moderne aufrufen, aber er gehört ebenfalls nicht zu jenen forschen Gehilfen, die sich der Moderne mit dem Hinweis auf die weltweiten ökonomischen Zwänge, denen nun einmal auch die Bildung und die Ausbildung unterliegen sollen, an den Hals werfen.
Nun hat er ein neues Büchlein vorgelegt, in dem er zum einen die "Entschulung" der Mittelstufe fordert und zum anderen ein "Dienstjahr" für alle Jugendlichen, zu absolvieren nach dem Schulabschluß und vor dem Eintritt ins Berufsleben beziehungsweise vor dem Eintritt in die Universität. Er fordert das, weil er bei den Jugendlichen den Gemeinsinn vermißt. Die Jugendlichen, meint er, würden in unserer Gesellschaft nicht zu Bürgern und Mitmenschen heranwachsen, sondern nur lernen, Funktionen in einem System zu übernehmen, das ihnen ihrer Ansicht nach nur zu ihrem eigenen Vorteil gereichen soll.
Bei einer solchen Einstellung zu den Dingen entwickle sich kein Sinn für die Gemeinschaft, worauf dann das Projekt einer modernen Polis endgültig beiseite gelegt werden müßte. Die dreizehn- bis fünfzehnjährigen Jugendlichen der Mittelstufe möchte Hentig deshalb für einige Wochen zu Lerngemeinschaften außerhalb der Schule bündeln. Die Sommerferien könnten, sagt er, auf drei bis dreieinhalb Monate erweitert werden, während derer die Jugendlichen endlich Gemeinschaft erleben und gestalten: Sie gehen in dieser Zeit "in Lager, machen Fahrten, stellen sich in den Dienst einer humanitären Einrichtung". Jugendliche können zum Beispiel mit ihren Lehrern, die sich an dieser Front auch bewähren müssen, in ein altes Bauernhaus ziehen und es unter eigener Verantwortung und mit fachlicher Unterstützung eines Zimmermannes renovieren.
Das ist das kleine Modell der Gemeinschaftssinnstärkung, das größere sieht ein ganzes Dienstjahr vor. Gemeinschaftsstiftende Erfahrungen sollen alle Jugendlichen aus dem sozialen Jahr schöpfen, wobei die Dienststellen in der Natur, in der Politik oder in humanitären Einrichtungen (auch international) liegen können. Hentig hat eine erste Liste möglicher Einsatzorte zusammengestellt, damit die Sache gleich Hand und Fuß bekommt.
Hat einer der berühmtesten Pädagogen der Bundesrepublik in all den vergangenen Jahren der Schule zuviel zugemutet - oder stehen die Zeiger der Weltuhr auf kurz vor zwölf? Es sieht so aus, als wäre die Schule jetzt für die Visionen Hentigs zu klein geworden - zu klein für die Aufgaben, die Hentig den jungen Menschen stellt, damit aus ihnen gemeinschaftstüchtige Bürger werden. Sollen wir uns Hentigs Dienstjahr für die Gemeinschaft wünschen?
Uns fehlt vielleicht der Schwung der Polis. Wir sehen die Jugendlichen in Altenheimen die Alten pflegen, so wie das die Zivildienstleistenden seit Jahren machen, und wir sehen darauf die Jugendlichen Betriebswirtschaft, Jura, Design oder was auch immer studieren und in irgendwelchen Firmen verschwinden, wo es nur um das Funktionieren geht (und wahrscheinlich auch um so etwas Funktionstüchtiges wie den Teamgeist). Der Gemeinschaftssinn als solcher hilft wenig weiter, wenn die Jugendlichen in der Gesellschaft genau das machen, was die Gesellschaft (und deren Protagonisten) zum ökonomischen Funktionieren braucht und fordert. Der herzliche, aber doch arg beliebige Gebrauch von Gesellschaft mal hier und Gemeinschaft mal dort in Hentigs Büchlein läßt nur darauf schließen, daß dem großen alten Pädagogen die Unterschiede zwischen beiden Begriffen und Wirklichkeiten vor dem goldenen Horizont der Polis, der nach ihm ein goldener Spiegel der Gegenwart sein soll, verschwunden sind.
EBERHARD RATHGEB
Hartmut von Hentig: "Bewährung". Von der nützlichen Erfahrung nützlich zu sein. Hanser Verlag, München 2006. 108 S., geb., 12,50 [Euro].
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Merkwürdig ist das. Erst lobt Eberhard Rathgeb den großen Pädagogen Hartmut von Hentig über den grünen Klee, dann macht er auf dem Fuße kehrt und erklärt das vorgestellte Modell zur Gemeinschaftsstiftung unter deutscher Jugend für fragwürdig und klagt über die Unschärfe seiner Begriffe. Mit sichtlicher Achtung vor Hentig erklärt der Rezensent dessen Ansinnen, Jugendliche zu humanitären Lerngemeinschaften außerhalb der Schule zusammenzubringen und sie gleich zu einem ganzen Dienstjahr nach Abschluss der Schulzeit zu verpflichten, und lobt anschließend Hentigs Pragmatismus, gleich eine Liste mit möglichen Einsatzorten mitzuliefern. Dann aber befallen Rathgeb Zweifel, ob nicht Hentig, geblendet von der "goldenen Polis", Gemeinschaft und Gesellschaft durcheinander bringt und die Sogwirkung einer ökonomisch stromlinienförmigen Gesellschaft nicht allen schönen Gemeinschaftssinn alt aussehen lässt. Zivildienstleistende, meint Rathgeb, die später Jura studieren, um nur mehr zu funktionieren, gebe es schließlich genug.
© Perlentaucher Medien GmbH
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