Die neuere Arbeitsmarktpolitik will Erwerbslose aktivieren, indem sie ihnen Bewährungsproben auferlegt. Die empirische Studie untersucht Erwerbsorientierungen und Handlungsstrategien der Betroffenen in Ost- und Westdeutschland. Dabei zeigt sich, dass von fehlendem Aufstiegswillen und mangelnder Arbeitsmoral keine Rede sein kann. Stattdessen erzeugt Hartz IV ein Wettbewerbssystem, das diszipliniert und zugleich stigmatisiert. Auf Seiten der Leistungsempfänger provoziert das eigenwillige Überlebensstrategien.
Die neuere Arbeitsmarktpolitik will Erwerbslose aktivieren, indem sie ihnen Bewährungsproben auferlegt. Die empirische Studie untersucht Erwerbsorientierungen und Handlungsstrategien der Betroffenen in Ost- und Westdeutschland. Dabei zeigt sich, dass von fehlendem Aufstiegswillen und mangelnder Arbeitsmoral keine Rede sein kann. Stattdessen erzeugt Hartz IV ein Wettbewerbssystem, das diszipliniert und zugleich stigmatisiert. Auf Seiten der Leistungsempfänger provoziert das eigenwillige Überlebensstrategien.
Klaus Dörre ist Professor am Institut für Soziologie der Universität Jena. Karin Scherschel, Dr. rer. soc., und Melanie Booth, M.A., sind dort wiss. Mitarbeiterinnen.
Inhaltsangabe
InhaltVorwort11Teil I: Problemstellung, Thesen, Anlage und empirische Basis der Untersuchung1 Zur Einführung: Von der Unterschichtendebatte zu Hartz IV... 171.1 Die Hartz-Reformen - eine Erfolgsgeschichte171.2 Eine neue Unterschicht?181.3 Arbeitsmarktreformen und strenge Zumutbarkeit 242 Annahmen, Thesen und Design der Studie: »Eigensinnige Kunden« im Fokus 322.1 Strukturierende Thesen: Erwerbslosigkeit als Wettkampf 322.2. Ziele, Methoden, Auswertungsverfahren, empirische Basis 452.2.1 Ziele 452.2.2 Die Regionalstudie472.2.3 Die Mehrfachbefragung von Leistungsbeziehern 492.2.4 Aufbau der Studie 55Teil II: Die Regionalstudie3 Das aktivierende Arbeitsmarktregime in regionalen Kontexten 593.1 Die Untersuchungsregionen 603.2 Die Arbeitsmarktentwicklung in den Untersuchungsregionen 623.2.1 Die Entwicklung der regionalen Beschäftigung bis 2009 633.2.2 Die Entwicklung der Arbeitslosigkeit bis 2009693.2.3 Sanktionen und Aktivierung im regionalen Vergleich743.3 Von der Langzeitarbeitslosigkeit in die Prekarität 793.4 Die Konstruktion strenger Zumutbarkeit als mikropolitischer Mehrebenenprozess 853.4.1 Klein-Weststadt: Fordern von Verfügbarkeit893.4.2 Groß-Weststadt: Fördern von Beschäftigungsfähigkeit 963.4.3 Klein-Oststadt: Fordern von Eigenverantwortung 1013.4.4 Ost-Landkreis: Fördern sekundärer Integration 1063.5 Fazit: Erwerbslosigkeit als Wettkampf110Teil III: Erwerbsorientierungen eigensinniger »Kunden« - eine Typologie4 Zur Konstruktion der Typologie1234.1 Typusbildende Kriterien 1244.2 Normative Orientierung, Tätigkeitskonzept, Verarbeitungsmodus 1264.3 Die Subtypen 1315 Die Um-Jeden-Preis-Arbeiterinnen 1345.1 Kurzfassung, allgemeine Merkmale1345.2 Herr Sommer: »Dann mach ich vorne die Tür zu und fang was anderes wieder an« 1365.3 Die normative Orientierung 1395.4 Das Tätigkeitskonzept 1445.5 Der Verarbeitungsmodus 1475.6 Subtypen: Aussichtsreiche und Alternativlose 1505.6.1 Die Alternativlosen 1505.6.2 Die Aussichtsreichen 1546 Die Als-Ob-Arbeiterinnen 1596.1 Kurzfassung, allgemeine Merkmale1596.2 Frau Mayer: »In meinem Haus... weiß keiner, dass ich Hartz IV bin« 1626.3 Die normative Orientierung 1646.4 Das Tätigkeitskonzept 1686.5 Der Verarbeitungsmodus 1706.6 Subtypen: Schein-Reguläre und Bürgerschaftlich-Engagierte 1726.6.1 Die Schein-Regulären 1726.6.2 Die Bürgerschaftlich-Engagierten 1757 Die Nicht-Arbeiterinnen 1827.1 Kurzfassung, allgemeine Merkmale1827.2 Frau Werner: »Also ich kenne es ja nur so. ... ich bin da so reingewachsen« 1857.3 Normative Orientierung und Tätigkeitskonzept 1877.4 Der Verarbeitungsmodus 1907.5 Subtypen: Ziellose und Resigniert-Eingerichtete 1947.5.1 Die Ziellosen 1947.5.2 Die Resigniert-Eingerichteten 1987.6 Zwischenbetrachtung: Die arbeitenden Erwerbslosen 202Teil IV:Soziale Wirkungen strenger Zumutbarkeit8 Die Wettkampfpraxis: Strenge Zumutbarkeit und sozialer Eigensinn 2098.1 Die Grundsicherung - Materielle Knappheit und ihre sozialen Konsequenzen 2168.2 Die Kontrolle der Eigenbemühungen 2238.2.1 Die Kontrolle der Eigenbemühungen als Teil einer Dienstleistung 2248.2.2 Die Kontrolle der Eigenbemühungen als lästige Pflicht 2298.3 Die Aufwendungsgrenzen für Wohnraum 2328.4 Stigma Hartz IV 2358.4.1 Kollektive Abwertung: »... wie ein Mensch zweiter, dritter Klasse« 2378.4.2 Gute und schlechte Arbeitslose: »Das ist schon komisch, da so zwischen zu stehen« 2408.5 Geschlechterarrangements und strenge Zumutbarkeit 2448.5.1 (De)stabilisierende Wirkungen der Bedarfsgemeinschaft 2468.5.2 Sorgearbeit und Erwerbspflicht 2498.6 Strenge Zumutbarkeit und sozialer Eigensinn - ein vorläufiges Resümee 2529 Erwerbsorientierungen im Zeitverlauf: Polarisierung und zirkulare Mobilität 2579.1 Drei Fälle im Zeitverlauf2579.1.1 Herr Sommer: Von prekärer Selbstständigkeit zur Festanstellung 2589.1.2 Frau Mayer: Zwischen Erwerbslosigkeit und Arbeitsersatz 2619.1.3 Frau Grimm: Ein halbwegs gelingendes Leben jenseits der Erwerbswelt 2659.2 Erwerbsorientierungen und Erwerbsverläufe2679.3 Resümee: Polarisierung, zirkulare Mobilität, Habitualisierung von Unsicherheit 276Teil V: Bewährungsproben im Ost-West-Vergleich, Netzwerkintegration, Sozialkritik10 Bewährungsproben in Ost- und Westdeutschland 28710.1 Umgang mit Mangel, prekärer und sozial geförderter Arbeit 29110.2 Erwerbslose und prekär beschäftigte Frauen im Ost-West-Vergleich 29710.3 Fazit: Mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede 30411 Exkurs: Soziale Netzwerke in der Zone der Fürsorge 30611.1 Zwischen sozialer Isolation und prekärer Integration 30711.2 Bewältigungsstrategien von Erwerbslosigkeit undprekärer Beschäftigung 31411.3 Fazit 31912 Exkurs: Körpereigensinn und die Grenzen der Aktivierbarkeit 32212.1 Psychische Folgen von Arbeitslosigkeit und die Grenzen der Aktivierbarkeit 32612.2 Eine Fallstudie 33112.3 Fazit: Grenzen der Aktivierbarkeit 339Teil VI:Schluss: Strukturierende Effekte selektiver Arbeitsmarktpolitik13 Die politische Konstruktion der Unterschicht 34513.1 Das Wettkampfterrain - eine prekäre Vollerwerbsgesellschaft 34813.2 Die Wettkampfpraxis - diffuse Kraftproben und Wertigkeitsprüfungen 35813.3 Wettkampffolgen - Habitualisierung von Unsicherheit 36813.4 Wettkampfklassen: Das »Unten« in der sozialen Hierarchie 37613.5 Wettkampf-Grenzen und Sozialkritik 387Abbildungsverzeichnis 399Abkürzungen400Literaturverzeichnis 401Autorinnen und Autoren422
InhaltVorwort11Teil I: Problemstellung, Thesen, Anlage und empirische Basis der Untersuchung1 Zur Einführung: Von der Unterschichtendebatte zu Hartz IV... 171.1 Die Hartz-Reformen - eine Erfolgsgeschichte171.2 Eine neue Unterschicht?181.3 Arbeitsmarktreformen und strenge Zumutbarkeit 242 Annahmen, Thesen und Design der Studie: »Eigensinnige Kunden« im Fokus 322.1 Strukturierende Thesen: Erwerbslosigkeit als Wettkampf 322.2. Ziele, Methoden, Auswertungsverfahren, empirische Basis 452.2.1 Ziele 452.2.2 Die Regionalstudie472.2.3 Die Mehrfachbefragung von Leistungsbeziehern 492.2.4 Aufbau der Studie 55Teil II: Die Regionalstudie3 Das aktivierende Arbeitsmarktregime in regionalen Kontexten 593.1 Die Untersuchungsregionen 603.2 Die Arbeitsmarktentwicklung in den Untersuchungsregionen 623.2.1 Die Entwicklung der regionalen Beschäftigung bis 2009 633.2.2 Die Entwicklung der Arbeitslosigkeit bis 2009693.2.3 Sanktionen und Aktivierung im regionalen Vergleich743.3 Von der Langzeitarbeitslosigkeit in die Prekarität 793.4 Die Konstruktion strenger Zumutbarkeit als mikropolitischer Mehrebenenprozess 853.4.1 Klein-Weststadt: Fordern von Verfügbarkeit893.4.2 Groß-Weststadt: Fördern von Beschäftigungsfähigkeit 963.4.3 Klein-Oststadt: Fordern von Eigenverantwortung 1013.4.4 Ost-Landkreis: Fördern sekundärer Integration 1063.5 Fazit: Erwerbslosigkeit als Wettkampf110Teil III: Erwerbsorientierungen eigensinniger »Kunden« - eine Typologie4 Zur Konstruktion der Typologie1234.1 Typusbildende Kriterien 1244.2 Normative Orientierung, Tätigkeitskonzept, Verarbeitungsmodus 1264.3 Die Subtypen 1315 Die Um-Jeden-Preis-Arbeiterinnen 1345.1 Kurzfassung, allgemeine Merkmale1345.2 Herr Sommer: »Dann mach ich vorne die Tür zu und fang was anderes wieder an« 1365.3 Die normative Orientierung 1395.4 Das Tätigkeitskonzept 1445.5 Der Verarbeitungsmodus 1475.6 Subtypen: Aussichtsreiche und Alternativlose 1505.6.1 Die Alternativlosen 1505.6.2 Die Aussichtsreichen 1546 Die Als-Ob-Arbeiterinnen 1596.1 Kurzfassung, allgemeine Merkmale1596.2 Frau Mayer: »In meinem Haus... weiß keiner, dass ich Hartz IV bin« 1626.3 Die normative Orientierung 1646.4 Das Tätigkeitskonzept 1686.5 Der Verarbeitungsmodus 1706.6 Subtypen: Schein-Reguläre und Bürgerschaftlich-Engagierte 1726.6.1 Die Schein-Regulären 1726.6.2 Die Bürgerschaftlich-Engagierten 1757 Die Nicht-Arbeiterinnen 1827.1 Kurzfassung, allgemeine Merkmale1827.2 Frau Werner: »Also ich kenne es ja nur so. ... ich bin da so reingewachsen« 1857.3 Normative Orientierung und Tätigkeitskonzept 1877.4 Der Verarbeitungsmodus 1907.5 Subtypen: Ziellose und Resigniert-Eingerichtete 1947.5.1 Die Ziellosen 1947.5.2 Die Resigniert-Eingerichteten 1987.6 Zwischenbetrachtung: Die arbeitenden Erwerbslosen 202Teil IV:Soziale Wirkungen strenger Zumutbarkeit8 Die Wettkampfpraxis: Strenge Zumutbarkeit und sozialer Eigensinn 2098.1 Die Grundsicherung - Materielle Knappheit und ihre sozialen Konsequenzen 2168.2 Die Kontrolle der Eigenbemühungen 2238.2.1 Die Kontrolle der Eigenbemühungen als Teil einer Dienstleistung 2248.2.2 Die Kontrolle der Eigenbemühungen als lästige Pflicht 2298.3 Die Aufwendungsgrenzen für Wohnraum 2328.4 Stigma Hartz IV 2358.4.1 Kollektive Abwertung: »... wie ein Mensch zweiter, dritter Klasse« 2378.4.2 Gute und schlechte Arbeitslose: »Das ist schon komisch, da so zwischen zu stehen« 2408.5 Geschlechterarrangements und strenge Zumutbarkeit 2448.5.1 (De)stabilisierende Wirkungen der Bedarfsgemeinschaft 2468.5.2 Sorgearbeit und Erwerbspflicht 2498.6 Strenge Zumutbarkeit und sozialer Eigensinn - ein vorläufiges Resümee 2529 Erwerbsorientierungen im Zeitverlauf: Polarisierung und zirkulare Mobilität 2579.1 Drei Fälle im Zeitverlauf2579.1.1 Herr Sommer: Von prekärer Selbstständigkeit zur Festanstellung 2589.1.2 Frau Mayer: Zwischen Erwerbslosigkeit und Arbeitsersatz 2619.1.3 Frau Grimm: Ein halbwegs gelingendes Leben jenseits der Erwerbswelt 2659.2 Erwerbsorientierungen und Erwerbsverläufe2679.3 Resümee: Polarisierung, zirkulare Mobilität, Habitualisierung von Unsicherheit 276Teil V: Bewährungsproben im Ost-West-Vergleich, Netzwerkintegration, Sozialkritik10 Bewährungsproben in Ost- und Westdeutschland 28710.1 Umgang mit Mangel, prekärer und sozial geförderter Arbeit 29110.2 Erwerbslose und prekär beschäftigte Frauen im Ost-West-Vergleich 29710.3 Fazit: Mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede 30411 Exkurs: Soziale Netzwerke in der Zone der Fürsorge 30611.1 Zwischen sozialer Isolation und prekärer Integration 30711.2 Bewältigungsstrategien von Erwerbslosigkeit undprekärer Beschäftigung 31411.3 Fazit 31912 Exkurs: Körpereigensinn und die Grenzen der Aktivierbarkeit 32212.1 Psychische Folgen von Arbeitslosigkeit und die Grenzen der Aktivierbarkeit 32612.2 Eine Fallstudie 33112.3 Fazit: Grenzen der Aktivierbarkeit 339Teil VI:Schluss: Strukturierende Effekte selektiver Arbeitsmarktpolitik13 Die politische Konstruktion der Unterschicht 34513.1 Das Wettkampfterrain - eine prekäre Vollerwerbsgesellschaft 34813.2 Die Wettkampfpraxis - diffuse Kraftproben und Wertigkeitsprüfungen 35813.3 Wettkampffolgen - Habitualisierung von Unsicherheit 36813.4 Wettkampfklassen: Das »Unten« in der sozialen Hierarchie 37613.5 Wettkampf-Grenzen und Sozialkritik 387Abbildungsverzeichnis 399Abkürzungen400Literaturverzeichnis 401Autorinnen und Autoren422
Rezensionen
Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Mit allergrößten Interesse hat der Soziologe Wolfgang Engler diese Studie über die Folgen von zehn Jahren Hartz-IV-Politik gelesen, und kann anderen nur empfehlen es ihm gleichzutun. Die Wissenschaftler stellen unter anderem klar, dass die Zahl Erwerbstätigen zwar zugenommen hat, nicht aber das Arbeitsvolumen, was bedeutete, dass sich die Arbeit auf mehr prekäre Jobs verteilt. Außerdem stellen sie fest, dass wenn Arbeitslose einen Job finden, dann eher gegen das System der Arbeitsagenturen als mit ihm. Und schließlich, das betont Engler besonders, fühlen die meisten, die staatliche Leistungen erhalten, eine Verpflichtung gegen über der Gesellschaft und revanchieren sich häufig durch ehrenamtliches Engagement.
"... bricht mit Grundannahmen der Forschung über (Langzeit-)Arbeitslosigkeit, die seit dem Klassiker 'Die ArbeitslosenvonMarienthal' als unantastbar galten. Das macht dieses Buch eigens empfehlenswert.", Die Tageszeitung, 30.07.2013
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